Na dann los

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"Wieso hast du die Tasche dabei wir haben heute doch gar kein Training", fragte ihn Yamaguchi als er seine Trainingstasche neben seinen Platz stellte.
"Da sind ein paar Klamotten drin, ich bin am Wochenende nicht zuhause", meinte er genervt.
"Achso und wo willst du hin"?
"Kannst du dir das nicht denken", fragte Tsuki und verdrehte die Augen. Musste er es jetzt wirklich aussprechen? Er hatte gerade gar keinen Nerv für dieses Gespräch denn er musste sich stark konzentrieren das seine Nervosität nicht die Überhand nahm.
Diese Tasche hatte er schon seit Tagen gepackt in seinem Zimmer stehen. Das Zugticket in seiner Hosentasche brannte förmlich auf seiner Haut und doch gab es einen Teil in ihm der sich unglaublich darauf freute. Aber das war eben nur ein kleiner Teil, der Rest löste sich abwechselnd ab zwischen, Angst, Nervosität, Zweifel, Melancholie und ein wenig Selbsthass, warum in aller Welt er es sich so versaut hatte.
"Oh, verstehe", kam es dann endlich einsichtig von seinem Freund und er lies ihn erstmal in Ruhe.
Die ersten zwei Stunden vergingen rasend schnell und ohne das er Recht viel mitbekommen hätte. Die Mittagspause verbrachte er zusammen mit Tadashi draußen im Innenhof. Sie lehnten an der Wand und sahen wie üblich ein Trinkpäckchen schlürfend über die gemischte Schülerschar. Sofort fiel ihm ein hüpfender orangener Punkt in der Menge auf. Hinata, konnte der Kerl sich auch mal normal fortbewegen. Er innerte ihn immer an einen auf drogen seinden Teletubbie.
An seiner Seite wie inzwischen gewohnt war der grimmig dreinschauende Setter der ihm folgte wie ein Schatten sich aber irgendwie mit ihm unterhielt. Der Knirps hüpfte mit federnden Schritten über den Hof und hob kurz die Hand als er sie sah. Yamaguchi erwiderte den Gruß, wofür er ihn am liebsten gehauen hätte denn jetzt kamen sie beide zu ihm herüber. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
"Hey, Tsukishima, Yamaguchi na alles klar? Haben sich ganz schön gezogen die letzten Stunden oder? "
"Naja es ist Freitag ich schätze da kommt einem jede Stunde lang vor", sagte Yamaguchi lächelnd.
"Wieso hast du eine Trainingstasche dabei, heute ist kein Training".
Das war Kageyama, war ja klar das ihm das auffiel. Tsuki bekam augenblicklich Kopfschmerzen und strich sich für die Stirn. Er hätte sie irgendwo deponieren sollen und erst später holen sollen, dann hätte er sich das ganze gerde sparen können.
"Glaub mir das weiß ich", grummelte er deshalb und wich seinem verwirrten Blick aus.
"Und warum hast du die dann dabei", fragte Hinata neugierig?
Bevor er jedoch etwas erwidern konnte was definitiv nicht nur eine ausweichende Antwort sondern eher ein bissiger Kommentar geworden wäre, antwortete Tadashi für ihn.
"Er fährt übers Wochenende jemanden besuchen und fährt gleich nach der Schule los, deshalb hat er sie dabei".
"Und zu wem"?
Kageyama beobachtete ihn aus seinen blauen Augen genau. Er wusste es. Auch wenn er es nie zugeben würde, war der Setter trotz seiner mangelhaften schulischen Leistungen nicht dumm. Er würde es kombinieren. Egal, aussprechen würde er es nicht vor ihm.
"Das geht dich nichts an", knurrte er deshalb und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
"Ist ja gut, war ja nur ne Frage", versuchte Hinata die angespannte Situtaion zu lockern.
"Komm Kageyama holen wir uns was zu trinken".
Da nickte der schwarzhaarige langsam und ihr intensiver Blickkontakt brach ab.
"Na los, der letzte am Automat muss zahlen". Dann rannte der kleinere auch schon los und der andere rannte ihm fluchend hinterher.
Er holte tief Luft da er ihn irgendwie unbewusst angehalten hatte. Ihm widerstrebte es zutiefst das der Setter so viel über ihn wusste, gerade dieser eingebildete König. Wenn er die Sache mit Kuro geklärt hatte, musste er ihn unbedingt fragen ob er wusste woher dieser Kerl von ihrer Affäre, ne das war das falsche Wort aber eben überhaupt von ihnen wusste.
"Reg dich nicht auf Tsuki, war ja klar das den beiden das auffällt", versuchte ihn sein Freund zu beruhigen und unterbrach seinen starren Blick in die Richtung in der die beiden verschwunden waren.
"Der König weiß es", murmelte er mit unzufriedenem Ton und warf seine leere Packung in den Mülleimer.
"Was meinst du?" Man heute war er aber schwer von Begriff.
"Er weiß was im Trainingslager gewesen ist, er hat uns wahrscheinlich irgendwo gesehen oder gehört", erklärte er und überlegte weiterhin wann das gewesen sein könnte.
"Echt, bist du dir sicher? Wenn er es wikrlich wissen würde, hätte er es nicht schon längst herausposaunt? Ich mein sonst nimmt er auch keine Rücksicht auf die Gefühle anderer? "
Tadashis Fragen waren berechtigt und hätte er es nicht selbst gehört dann hätte er wahrscheinlich auch daran gezweifelt. Es war ihm immer noch ein Rätsel warum Kageyama nicht schon längst ein solches Gerücht in die Welt gesetzt hatte. Jetzt wo im Team bekannt war das er mit Hinata zusammen war, war sein Druckmittel geschrumpft. Zwar wäre es wahrscheinlich nicht in seinem Interesse das der Rest der Schule es erfahren würde doch jetzt brauchten sie sich wenigstens innerhalb des Teams nicht mehr zu verstecken. Wenn er sie jedoch aus der Ferne beobachtete konnte er jedoch nicht verstehen wieso es noch kein Gerede gab. Sie benahmen sich so auffällig anormal das es doch irgendwem auffallen musste. Gerade schob Hinata dem Setter ein Fleischbällchen in den Mund und lächelte dann herzlich. Kageyama kaute und rutschte dann näher zu ihm um aus seinem Bento mitzuessen. Waren die so naiv das sie dachten das das normal war?

"Der Regionalexpress nach Tokio fährt auf Gleis 4 ein. Vorsicht bei der Einfahrt", tönte die monotone Stimme aus den Lautsprechern und war damit so laut das sie durch seine Kopfhörer dröhnte.
Tsukishima ging also zum besagten Gleis und sah wie der Zug einfuhr. Sein Ticket hatte er griffbereit in seiner Jackentasche, sein Handy steckte in seiner Jeans und seine Tasche hing ihm quer über die Schulter. In seiner Brust klopfte sein Herz freudig und etwas aufgeregt als er den Zug bestieg und sich auf einen Fensterplatz nieder lies.
Er zog den wahrscheinlich wichtigsten Zettel aus seiner Manteltasche auf der die Adresse von Kuro stand. Tsuki hatte eine Weile gebraucht um an sie ranzukommen. Ganz nebenbei hatte er Takeda-san zwischen den Unterrichtsstunden abgefangen und nach der Nekoma Stammspielerliste gefragt. Als Ausrede hatte er angegeben das er ausversehen etwas aus der gegnerischen Mannschaft eingesteckt hatte und es ihm gerne zurückschicken wollte. So hilfsbereit wie ihr Trainer war, hatte er ihm sofort die Liste zukommen lassen obwohl er darauf hingewiesen hatte das sie schon älter war, da der Kontakt zwischen der Nekoma High und der Karasuno immer noch etwas angespannt war.
Egal, wie wahrscheinlich konnte es sein das Kuro in den letzten zwei Jahren umgezogen war?
Mit einem flatternden Gefühl im Magen spürte er wie sich der Zug in Bewegung setzte und langsam anfuhr.

Die nächsten Stunden blieb ihm nichts anderes übrig als die vorbeiziehende Landschaft zu beobachten und den beruhigenden Musikabfolgen seiner Kopfhörer zu lauschen. Draußen wurde es allmählich dunkel und er musste nun sein Gesicht direkt an die Scheibe legen um die verschiedenen Bahnhöfe und nicht sein eigenes Spiegelbild auszumachen.
Immer wieder musste er sich daran hindern einzuschlafen. Das gemächliche Ruckeln und die Dunkelheit draußen waren auch sehr ermüdend. Egal, er zählte die Stunden, die Fahrt würde 4 Stunden 35 dauern, dann musste er noch einen Bus nehmen und dann wäre er endlich da.
Er würde das richtige Haus suchen und dann klingeln.
So genau wusste er noch nicht was er Kuro sagen wollte, doch er würde mal mit einer Entschuldigung anfangen das würde das Eis schon brechen. Ob seine Eltern wussten das er schwul war? Wahrscheinlich eher nicht, Kuro wirkte nicht gerade wie das Muttersöhnchen.
Naja dann musste er eben dafür sorgen das sie allein waren.
Sein Magen krampfte sich zusammen wenn er daran dachte dem schwarzhaarigen wieder gegenüber zu stehen. Am liebsten wäre er ihm direkt erstmal um den Hals gefallen, einfach ihn zu spüren und ihm nah sein. Aber wahrscheinlich würde er das gar nicht zulassen, er hätte ihn schließlich ganz schön weggestoßen.
Vielleicht sollte er...
"Nächste Station Tokio. Dieser Zug endet hier, wir bitten alle Passagiere auszusteigen. Wir danken für die Fahrt. Auf Wiedersehen."
Jetzt wurde es ernst.
Er stand auf warf sich seine Tasche über und trat dann hinaus in die frische Nachtluft, im Gepäck ein wenig Angst, Sorge, Anspannung aber auch jede Menge Sehnsucht die unbedingt gestillt werden musste.

Kurotsuki Wilde GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt