Tsukishima sah ohne Brille nur verschwommen ein paar Umrisse. Da stand eindeutig jemand vor einem und er könnte schwören das er jemanden böse Lachen hörte.
Das konnte ja nur der andere Junge sein, redete er sich ein, doch bevor er auch nur einen vorwurfsvollen Ton heraus brachte, hörte er die Worte und die Stimme lies keinen Zweifel offen.
"Na, bist ja doch nicht so stark wie gedacht, aber vielleicht strengst du dich auch einfach nicht richtig an. Wollen wir doch mal sehen ob ich dich aus der Reserve locken kann."
"Was soll denn dies..."
Weiter kam er nicht. Im nächsten Moment drückte ihm dieser dreiste Kerl doch tatsächlich seine Lippen auf den Mund.
Aber erst im zweiten Moment verstand er wirklich was da gerade passierte.
Unglaublich weiche Lippen drückten sich sanft auf seine. Er war so überrumpelt, in seinem Kopf sprangen tausend Gedanken herum wie Gummibälle. Was sollte das? Wieso tat er das? War er schwul? Wollte er ihn nur ärgern? Und warum zum Teufel rutschte ihm das Herz in die Hose, wieso dachte er darüber nach wie weich seine Lippen waren und wie gut er roch?
Schlagartig wachte er aus seiner Starre auf.
Er musste ihn loswerden, sofort. Sowas gehörte sich nicht. Das durfte einfach nicht sein.
Er rüttelte an dem starken Griff um seine Handgelenke bekam sie aber leider nicht los. Dann versuchte er ihn mit dem Körper wegzustoßen, das half jedoch auch nichts. Als der andere kurz inne hielt um Luft zu holen wollte er ihn anschreien, was das sollte, doch dieser Bastard sah die Gelegenheit und küsste ihn erneut. Da er ursprünglich etwas sagen wollte, hatte er nämlich den Mund geöffnet und erschrocken spürte er, wie sich eine fremde Zunge in seinen Mund schob.
Ach du scheiße. Was erlaubte der sich. Wahrscheinlich konnte man jemanden garkeinen Zungenkuss geben, ohne das nicht beide an dem Kuss beteiligt waren. Deshalb machte er, einfach weil das Gefühl auf seinen Lippen so ungewohnt war, mit.
Die Gummibälle die zuvor noch in seinem Kopf herumgesprungen waren, hatten sich nun in seinen Bauch verlagert. Oh Gott, was machte er hier nur?
Nach ein paar vorsichtigen Bewegungen musste er sich eingestehen das es sich gut anfühlte und für diesen Augenblick verdrängte er all die Stimmen in seinem Kopf die ihm etwas anderes sagen wollten.
Außerdem verdrängte er, das die Lippen einem Kerl gehörten und das er diesen Kerl eigentlich nicht leiden konnte.
Es war auf jeden Fall sein ersten Kuss und von wem war egal, es würde sein erster bleiben, und er hatte ihn mehr oder weniger freiwillig diesem arroganten Idioten überlassen.
Das hatte er sich definitiv anders vorgestellt und aufeinmal packte ihn erneut die Wut und erstemmte sich wehemend gegen sein Gegenüber.
Als dieser nur schelmisch in den Kuss lachte explodiete etwas in ihm und er biss dem schwarzhaarigen in die Lippe. Das funktionierte.
"Aua, was sollte das denn", rief der andere schockiert und wich zurück. Schwer atmend versuchte sich Tsukishima wieder zu fangen, was ohne Brille nicht gerade einfach war.
"Das gleiche könnte ich dich fragen, du Scheißkerl", schrie er und wischte sich über den Mund. Er hatte scheinbar wirklich fest gebissen, denn er schmeckte Blut auf seiner Zunge.
"Schienst ja doch nicht so abgeneigt Glasses-kun", meinte der andere und er hörte ihn lachen.
Tsukishimas Wangen färbten sich rot. Das passierte sonst nie.
Wie erstarrt stand er immer noch am Baum und versuchte seinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Die Worte des anderen verwirrten ihn noch mehr. Er hatte ja Recht, ihm hatte es gefallen, aber das durfte es doch gar nicht oder?
Die Unsicherheit die sich im Moment in ihm breit machte, würde er aber auf gar keinen Fall zugeben. Entschlossen ballte er die Fäuste und sah auf den Boden, da er den anderen ja sowieso nicht richtig sehen konnte.
"Gib mir einfach meine Brille zurück und wir vergessen das", verlangte er und zitterte vor Wut.
Ein leises Knirschen auf dem Waldboden verriet ihm das der andere wahrhaftig das tat was er verlangte. Doch dann spürte er eine Hand an seinem Kinn und plötzlich war ihm der andere wieder ganz nah. "Und was wenn ich das nicht vergessen will?"
Der Junge flüsterte die Worte in sein Ohr und er bekam in sekundenschnelle eine Gänsehaut am gesamten Körper. Tsuki schähmte sich für diese Reaktion. Was war blos in ihn gefahren? So war er doch gar nicht!
Tränen brannten in seinen Augen, doch er drängte sie zurück. Die Gefühle in seinem inneren spielten verrückt und er konnte keinen klaren Gedanken fassen um sie richtig einzuordnen.
Auf einmal spürte er wie ihm die Brille aufgesetzt wurde und er sah den anderen wieder klar vor sich.
Sofort brach er den Blickkontakt ab, zu peinlich war ihm was gerade noch zwischen ihnen passiert war.
"Plötzlich schüchtern geworden, Tsuki? Weißt du, du bist echt süß wenn du mal keine Widerworte gibst", meinte der schwarzhaarige und strich ihm sachte über die Wange.
Ruckartig griff der blonde Riese nach dessen Hand und packte sie fest am Handgelenk.
"Lass das gefälligst", brachte er zwischen zusammen gekniffenen Zähnen hervor und sah ihn direkt an. Er war kein weinerlicher Loser der sich unterwarf und sich schikanieren lies. So war er nicht.
"Ah, also doch noch stur. Na gut, wir werden sehen", waren seine Worte dann entriss er ihm seine Hand grinste ihn noch einmal wissend zu und rannte dann einfach davon.
Tsukishima stand wie betäubt da, bis die rote Jacke aus seinem Blickfeld verschwunden war, dann rutschte er erschöpft am Stamm hinunter in die Hocke und hielt seinen pochenden Kopf zwischen die Knie.
Was war gerade passiert? Hatte er wirklich mit einem Kerl geknutscht? Wieso hatte er ihn nicht schon viel früher weggestoßen oder sich irgendwie anders gegen ihn gewehrt? Was wenn er es jemanden erzählen würde? Was würden sie über ihn denken? Wie sollte er ihm je wieder in die Augen schauen?
Ein ganz kleiner Teil in ihm beantwortete ein paar seiner Fragen doch er hörte nicht auf ihn.
Dort saß er für eine ganze Weile, allein und vollkommen verunsichert bis er sich irgendwann zusammenriss und langsam aufstand.
Er würde sich jetzt verdammt nochmal zusammenreißen, zurück gehen, weiter trainieren, diesem Kerl aus dem Weg gehen und in ein paar Tagen würden sie abreisen und er würde all das vergessen. So war der Plan und genauso würde er die kommenden Tage ausharren, bis alles wieder in normalen Bahnen verlief.
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Kurotsuki Wilde Gefühle
No FicciónTsukishima Kei ist ein blonder Junge in einer Volleyballmannschaft, trotz seiner bestattlichen Größe fällt er nicht sonderlich auf da er nicht einen solch ausgeprägten Kampfgeist hat wie manch andere Spieler. Aber sein bester Freund Yamaguchi Tadash...