Chapter 6

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Alaska

Ich erwachte, als die Zimmertür vorsichtig zugezogen wurde. Ein Blick zur Seite verriet mir, dass Collin aufgestanden war, um sich für die Uni fertig zu machen.

Ich hatte heute glücklicherweise keine Vorlesungen und konnte somit Collins Vorschlag, mir etwas Ruhe zu gönnen, nachkommen.

Ich schloss die Augen, doch als ich die Kaffeemaschine in der Küche wahrnahm, schlug ich die Bettdecke zurück und tapste barfuß durch den Flur.

"Guten Morgen, Alaska.", lächelnd schaute Collin mich an. Sein Gesichtsausdruck war warm, doch trotzdem konnte ich eine Spur Sorge in ihm erkennen.

"Collin, ich bleibe heute zu Hause.", beruhigt blickte er von der Zeitung auf und lächelte mir aufmunternd zu. "Heute Abend wird es dir schon besser gehen. Sollen wir was kochen? Nudeln mit Pesto?" Nudeln mit Pesto war das einzige Gericht, welches Collin ohne die komplette Küche unter Rauchschwaden oder ähnliches zu setzen, kochen konnte. Innerlich musste ich über diese Tatsache lachen, doch ich nickte nur. "Gerne, dann bring bitte nach der Uni noch Tomaten mit. Ich gehe jetzt erstmal duschen.", sagte ich mit einem Blick auf die Uhr.

Es war halb elf und ich hatte vor, um zwölf eine meiner Lieblingsserien zu gucken.

Ich lief in mein Schlafzimmer zurück und nahm Unterwäsche aus meinem Schrank, mit der ich anschließend sofort ins Badezimmer maschierte.

Ich zog mir meinen Pullover über den Kopf und Collin klopfte an die Tür.

"Ich gehe jetzt, bis heute Abend." "Tschüss, viel Spaß!", rief ich ihm als Antwort durch die Tür zu.

Vorsichtig stieg ich in die Dusche, wusch mir meine Haare und meinen Körper und trat anschließend aus der Duschkabine hinaus. Meine nassen Füße hinterließen Abdrücke auf den Fließen, der Spiegel war beschlagen, ich wischte den Dunst mit einer schnellen Handbewegung von der Spiegelfläche und schaute in ein leicht eingefallenes Gesicht. Meine Pupillen waren groß und unter den Augen zeichneten sich die Schatten kurzer Nächte ab.

Doch ich schüttelte nur den Kopf, trocknete mich ab und zog anschließend einen schwarzen Pantie, sowie einen schwarzen BH und ein ebenfalls schwarzes Hemdchen mit etwas Spitze am Ausschnitt an. Die Tropfen meiner nassen Haare vielen auf den Boden und ich griff nach dem Föhn.

Nach ein paar Minuten ergoss sich mein trockenes, blondes Haar über meinen Rücken und ich fuhr mit der Bürste hindurch.

Ich öffnete die Badezimmertür, huschte in mein Zimmer und schaltete die Anlage an. Es lief die 'Slim Shady LP' von Eminem. Summend tanzte ich im Takt der Musik in die Küche und dann, ganz plötzlich, hielt ich inne. Meine Augen groß. Da saß jemand. Und zwar nicht irgendwer, sondern Taddl.

Erschrocken starrte ich ihn an, ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg.

Und bei ihm war es nicht anders, sein Blick glitt an mir herunter und kehrte dann wieder in mein Gesicht zurück. Vollkommen perplex schaute er mich an. Sein Augen bewegten sich keinen Millimeter und es schien, als würde er sich geradezu dazu zwingen, in mein Gesicht zu schauen.

"Ehm..hi, was..äh, machst du denn hier?", stammelte ich über die Musik hinweg.

Taddl

Sie stand vor mir. In Unterwäsche. Ich zwang mich dazu, ihr in die Augen zu schauen. "Collin hat mich reingelassen.", sagte ich schnell. "Ich, äh..sorry, ich sollte mir was anziehen.", verlegen ging sie aus der Küche und ich hörte sie leise fluchen.

Oh man, das war verdammt peinlich. Ich fuhr mir mit den Händen durch die Haare und stützte meine Arme auf den Küchentisch.

Nach ungefähr zwei Minuten kam sie in großem T-shirt und schwarzer Leggins wieder. Die Musik war aus und ich ging langsam auf sie zu. Beschämt schaute ich zu Boden während ich sagte: "Ehm, das tut mir wirklich sehr leid. Das war auf gar keinen Fall beabsichtigt. Ich wollte nur vorbeikommen, um zu fragen, wie es dir geht."

Vorsichtig blickte ich in ihre Augen. Erst schien sie wütend zu sein, doch dann wurde ihr Blick neutral. "Mich komplett nackt anzutreffen, wäre für uns beide schlimmer gewesen.", verkrampft öffnete sie den Kühlschrank, ihr Blick schweifte über den Inhalt. Ihr rechter Mundwinkel zog sich spöttisch nach unten und die Tür viel wieder zu. Mit einem fragenden Blick drehte sie sich zu mir. "Ich muss noch einkaufen, Collin und ich wollen nachher kochen. Lust, mitzukommen?", herausfordernd schaute sie mich an.

Ich nickte nur. "Okay, ich ziehe mich kurz um.", sagte sie und verschwand in der hintersten Tür auf der rechten Seite des Flurs. Langsam ging ich durch den Flur. An den Wänden hingen Fotos in schwarzen und weißen Bilderrahmen. Kinderfotos, Abschlussballbilder, auf jedem Bild sie und Collin. Sie und Collin mit großen Zuckertüten, hinter denen sie sich versteckten. Sie in einem langen, cremefarbenen Kleid mit eleganten Verziehrungen am Herzausschnitt, Collin in einem Anzug mit heller Krawatte. Sie und Collin an einem Badesee. Sie auf seinen Schultern. Beim Betrachten der Bilder hatte ich ein flaues Gefühl im Magen. Ich wandte mich ab und ging in den nächsten Raum. Es war das Wohnzimmer, eine helle Couch, viele Kissen mit unterschiedlichen Mustern, an der einen Wand hohe Bücherregale, an der anderen Vintagebilder. Die ganze Einrichtung wirkte ziemlich retro und vintage. Die Farben eher schlicht in schwarz und weiß, ab und zu kleine bunte Auffälligkeiten. Ich schaute an dem großen Bücherregal herrunter, in ihm, zwischen den Büchern, stand ein Bild von ihr. Die Sonne schien in ihr Gesicht und sie trug einen Blütenkranz aus Mageriten. Ich nahm es aus dem Regal, um es besser betrachten zu können. Ihr Lachen war perfekt eingefangen. Es schien, als müsste man nur einen Knopf drücken und schon wäre man an diesem Ort, zur selben Zeit.

"Was hast du da?", ich fuhr herum. Sie stand an den Türrahmen gelehnt in schwarzer Strumpfhose sowie Overknees, gestreiftes T-shirtkleid, Cap und übergroßer Jeansjacke. "Ehm..nichts.", ich stellte das Foto schnell wieder zurück und ging auf sie zu. "Du siehst gut aus.", es war mir viel zu schnell rausgerutscht, als dass ich darüber hätte nachdenken können. Super, Taddl, stellst deinen IQ-Wert wieder richtig positiv da, hallte es in meinem Kopf.

Sie wurde rot und stammelte etwas von wegen, wir müssten los.

Ich biss mir auf die Lippe, während ich ihr Richtung Haustür folgte. Wenn ich meine zukünftigen Gedanken nicht kontrollieren konnte, könnte das noch ziemlich nervenaufreibend werden.

Du und ich? (Taddl Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt