Chapter 8

520 25 0
                                    

Taddl

Als ich bemerkte, dass sie zusammenzuckte, fiel mir auf, dass ich geschrien hatte. Sie trat einen Schritt von mir zurück. Ich wusste nicht, warum meine Stimme so laut geworden war, vielleicht weil ich nicht wollte, dass der Moment so schnell vorbei war oder weil ich Angst hatte, dass er nie wiederkommen könnte. Sie sah mich einfach nur an, ihre Augen so tiefblau, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief. "Ich...entschuldige, es...es tut mir leid.", ängstlich blickte ich zu ihr auf. Ich war verwirrt. Verwirrt durch meine eigene Art der Äußerung. Doch Alaska reagierte nicht. Sie stand einfach nur da und sah mich an. Verzweifelt schaute ich sie an. Doch es kam nichts. Ihr ganzer Körper hatte sich versteift. "Alaska?", ich flüsterte ihren Namen. Ihr Blick glitt auf den Boden. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, meine Füße trugen mich wie von selbst den Flur entlang, hinaus aus der Tür, auf die Straße, wo die Autos schnell an mir vorbeifuhren. Der Himmel war dunkel und graue Wolken verdeckten den Mond. Langsam ging ich durch die dreckigen Straßen Kölns nach Hause.

"Taddl? Frühstück steht in der Küche.", Ardy stecke den Kopf in mein Zimmer. Ich erwartete, dass er ging, doch als ich nicht antwortete, kam er herein und setzte sich auf meine Bettkante. "Du hast gestern gar nichts mehr gesagt. Geht es Alaska besser?" Ich nickte und er verschwand aus meinem Zimmer um kurz darauf mit einer Müslischüssel und einem Kakao wieder hereinzukommen. Ardy stellte das Essen auf meinen Nachtschrank. "Danke.", flüsterte ich, doch er nickte nur und zog die Tür hinter sich zu.

Als ich aufgegessen hatte, schlug ich die Bettdecke zurück, stand auf und bewegte mich auf meinen Schreibtisch zu. Mich auf ihn stützend, schaltete ich den Computer an und gab das Lied von gestern in die Suchzeile ein. Als die ersten Töne durch die Boxen ertönten, öffnete ich die Tür meines Kleiderschrankes, zog mich an und machte mich auf den Weg ins Badezimmer, um mir die Zähne zu putzen. Danach kehrte ich wieder in mein Zimmer zurück, ließ mich auf meinen Stuhl nieder und stütze den Kopf in meine Hände, während das Lied weiterlief.

Fragen schwirrten in meinem Kopf umher. Meldet sie sich? Oder sollte ich mich bei ihr melden? War sie sehr sauer? Diese Fragen ließen mich nicht los und sponnen Bilder in meinem Kopf, in denen Alaska nicht mehr da war. Ich kannte sie nicht lange, doch der Gedanke, ihr Gesicht aus meinem Gedächtnis zu werfen, versetzte mir einen Schmerz.

Ardy

Ich lag auf meinem Sofa und hörte Musik. Meine Finger trommelten auf meinem Oberschenkel, als neben mir mein Handy vibrierte.

'Hallo Ardy, schickst du mir eure Adresse? Ich wollte kurz vorbeikommen, denn Taddl hat gestern seine Jacke vergessen.
Alaska'

Als Antwort schickte ich ihr die Adresse und ein paar Minuten später klingelte es an der Tür. "Ich gehe!", rief ich, stand auf und bewegte mich zur Tür. Als ich sie öffnete, stand Alaska in kurzer, etwas weiter fallenden schwarzen Shorts, Overknees, DrMartens, einer weißen Bluse mit einer schwarzen Schleife und einer schwarz/weiß karrierten Blazerartigen Jacke vor mir. Ihre Haare hatte sie über die linke Schulter gelegt und über der rechten baumelte ein schwarzer Lederrucksack. "Hey, alles klar?", schüchtern lächelte sie mich an. "Hallo, ja klar, alles gut. Ich hoffe, dir geht es besser?" Sie wich meinem Blick aus. "Ja klar, es ist alles in Ordnung. Soll ich dir die Jacke geben?" Ich schüttelte den Kopf, denn ich wusste, dass Taddl wegen ihr so wortkarg war. Was auch immer da gewesen war, es war besser, wenn sie redeten. "Taddls Zimmer ist den Gang runter und dann rechts.", ich ließ sie eintreten und folgte ihr zur Tür.

Alaska

Ich stand vor seiner Tür und überlegte, was ich sagen sollte. Zögernd klopfte ich an die Tür, doch es kam keine Antwort. Ich legte mein Ohr an das weiße Holz, um zu lauschen, ob er telefonierte oder Besuch hatte. Doch das einzige, was ich hörte, waren leise Klaviertöne. Spielte er da etwa? Ein Gesang setzte ein und ich erkannte das Lied. Asleep. Ich schloss kurz die Augen. Dachte er an mich? Ich legte meine linke Hand auf die Türklinke, zog sie aber wieder zurück, drehte mich um und ging in Richtung Tür. Das Lied ging mir nicht aus dem Kopf. Er saß in seinem Zimmer, meine Gedanken kreisten um ihn, ich wollte zu ihm.

Abrupt blieb ich stehen, ging zurück zu seiner Zimmertür und bevor ich es mir nochmal anders überlegen konnte, stand ich in seinem Zimmer und sah ihn am Fenster stehen. Ich schaute mich um, an der linken Wand, neben der Tür, stand ein Regal mit Filmen und Büchern, an der anschließenden Wand stand sein Bett, dem gegenüber hing ein großer Fernseher, daneben ein Schreibtisch. Das Zimmer war weiß, die Möbel dunkel.

Die Fensterfront tauchte das Zimmer in warmes Licht.

Ich legte die Jacke auf sein Bett, doch er bemerkte mich nicht, da die Musik das Rascheln des Stoffes übertönte.

Er stand immernoch am Fenster und blickte auf die Straße. Sein Körper wirkte seltsam zusammengesunken. Langsam ging ich auf ihn zu, behutsam legte ich meine Hand auf seinen Rücken und er fuhr erschrocken herum.

"Alles okay?", wisperte ich und sah besorgt in seine Augen. Das Gefühl der Angst, welches sich in meinem Körper ausgebreitet hatte, als er gestern plötzlich angefangen hatte zu schreien, war weg. Es war einem komischen Gefühl aus Sorge, Angst vor dem, was noch geschehen würde und diesem ständigen Gedanken zerreißenden Gefühl der fehlenden Nähe gewichen.

Danke, für über 400 Reads. Das ist ziemlich stark.

Du und ich? (Taddl Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt