schmerz

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„Mrs. Green sind sie sich sicher, dass diese Ehe keine Zukunft mehr hat und nicht funktionieren wird?"

Die ganze Geschichte ist seltsam. Du weißt wie und mit wem du aufgewachsen bist und wer dich groß gezogen hat und jetzt wollen sich diese Menschen nicht mehr sehen.
Sie wollen keinen gemeinsamen Haushalt und auch kein Leben, das den anderen beinhaltet.

Wer hat sich bloß ausgedacht, dass Menschen einen Bund eingehen müssen, nur um zu zeigen, dass man dann im Nachhinein sowieso nicht mehr will, dass dieser auf dem Papier geschrieben steht?

Meine Mutter schob das Papier vor sich hin und her, bis sie aufsah und nickte: „Ja, ich bin mir sicher."
Mit fester Überzeugung faltete sie nun die Hände vor sich und starrte ins Nichts.

„Mr. Green sind sie der selben Meinung?"

Ich wusste gar nicht was heute geschehen würde. Meine Zukunft hing davon ab, was meine Eltern entscheiden würden und ich hatte so gut wie nichts mit zu reden.

Warum auch? Wenn ich mich entscheiden müsste hätte ich eh keine Ahnung, wen ich wählen würde.

„Ja." Dad blickte überzeugt zu Mum, die ihn nicht einmal anschauen wollte. Wer konnte es ihr verübeln.
Ich war mir sicher, dass jeder noch unsere Streitereien vor Augen hatte.

Wie Dad die Kontrolle verlor über das, was er tat und nicht wusste, wie er mein Vertrauen zurück gewinnen konnte. Wie Mum versuchte ihn davon aufzuhalten, den selben Fehler immer und immer wieder zu wiederholen.
Wie ich kein Gefühl mehr in den Fingerspitzen vom Zittern hatte, welches sich wie eine Starre durch meinen gesamten Körper zog.

Keiner wollte, dass sich so etwas wiederholte und das würde es auch nicht.

„Da wir ihr Hab und Gut aufgeteilt haben kommen wir zum letzten Punkt: Das Sorgerecht für ihre Tochter, Erin Green."

Angespannt klammerte ich mich in den Stuhl auf dem ich saß und versuchte einen klaren Kopf zu bewahren. Es würde schon alles gut werden, es würde schon alles so werden wie ich es wollte.

„Ich hätte gerne das Sorgerecht für meine Tochter." ,sagte Dad entschlossen und würdigte meine Mutter keines Blickes mehr.

Mum sprang auf: „Nein! Ich werde das nicht zulassen."

„Mrs. Green so leid es uns tut, aber es ist schon entschieden. Für ihre Tochter ist es besser bei ihrem Vater zu bleiben. Aufgrund ihrer Vorstrafe können wir das nicht verantworten."

Mum schüttelte den Kopf: „Aber das-"

„Annabelle, es ist entschieden!" ,unterbrach Dad sie.
Sie starrte ihn an. Ich spürte die Wut, die sie durchfuhr. Die Angst, die sich in ihrem Bauch bildete und die Aufregung, die stieg. Mum hatte das einzigste verloren, was ihr in ihrem Leben am wichtigsten war.
Mich.

Dad stand auf und verließ seinen Platz, er schüttelte dem Anwalt die Hand und gab meiner Mutter den letzten Blick, der sie vernichtend niederschmettern sollte.

Er hielt vor mir und forderte mich auf mitzukommen. Ich hatte jedoch nur Mum vor Augen, die entsetzt da stand und nicht glauben konnte was passiert war.

Ich erhob mich langsam und lief an Dad vorbei zum Ausgang des Gerichtsaals, um dann zum Wagen zu kommen, mit dem er gekommen war.

Dad öffnete mir die Tür und versuchte mir mit seinem Blick zu zeigen, dass es ihm leid tat. Doch das tat es ihm nicht und ich wusste das.

Ich setzte mich und streifte mein Kleid entlang meinen Oberschenkeln glatt und starrte dann auf die Straße.

„Du wusstest das das passiert. Tu jetzt nicht so, als wäre ich hier der Böse." ,meinte er und legte die Hand ans Lenkrad.

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