unwissenheit

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Der nächste Morgen war warm und sonnenerstrahlt. Ob ich wollte oder nicht, ich war wach und das bereits seit Stunden. Kein Auge hatte ich zugetan bei den Gedanken an morgen.

Eine ganz neue Schule würde ich besuchen, mit ganz neuen Leuten und keiner würde mich kennen.

Theoretisch könnte ich mich als ganz neue Person erfinden. Keiner kannte meine Vergangenheit und wusste irgendetwas über mich.

Möglicherweise fand ich auch Freunde, aber möglicherweise mochte mich auch keiner und ich holte mir Feinde.
Die Zukunft war gewiss unsicher..

Fertig geschminkt und mit gelockten Haaren saß ich da und schaute mich in dem Schminkspiegel an. Ich mochte es wenn ich so aussah, es verlieh mir Selbstbewusstsein und genau das hatte ich heute nötig.

Als Dad an meine Tür klopfte schreckte ich für einen kurzen Moment hoch und versuchte wieder zurück aus meiner Gedankenwelt zu finden.

„Bin fertig." ,rief ich und griff nach meiner bereits gepackten Tasche.
Ich trug eine Lederjacke und eine graue, enge Jeans, die an den Enden zerrissen war.

Mir stiegen die Gedanken zu Kopfe, als ich erneut daran dachte, welches Gesicht mich nun hinter dieser Tür erwarten würde.

„Erin, ich habe Zeitdruck!" ,stakselte mein Vater auf der gleichen Stelle auf und ab. Ich warf mir geschwind meine Schultasche über die Schulter und folgte ihm dann, als er endlich die Treppenstufen hinab stürmte.

Charlotte lächelte uns glücklich an und gab Dad einen Kuss auf die Wange, als sie sich von ihm verabschiedete.

Um Gottes Willen, sollte das hier eine Happy-Family-Aktion werden?
Ich gab ihr ein erzwungenes Lächeln und ging dann aus dem Haus.

Draußen startete Dad schon den Wagen, in den ich mich dazu setzte und ungeduldig mit den Händen auf der Oberfläche meiner Tasche herumtippte.

Dad ließ den Wagen schnell anfahren, sodass es mir sofort den Kopf zurücklegte. Unsicher blickte ich zu ihm. Du liebe Zeit, es schien ihm ja fast zu wichtig zu seiner neuen Arbeit zu kommen.

Um mich abzulenken schaute ich aus dem Fenster und versuchte mir den Weg zu merken. Entlang der Straße fuhren wir, in der mich der junge Mann gerettet hatte. Er musste in etwa meinem Alter sein. Wer weiß, vielleicht wohnte er ja zufällig hier irgendwo in der Nähe?

Dad war nach wenigen Minuten angekommen. Er hielt vor einem großen Gebäude, welches schon ziemlich alt sein musste, da die Decken hoch schienen und vor der Eingangstür schnörkelten sich Linien entlang der Antiken Säulen.

„Und steigst du aus, oder willst du mit zur Arbeit kommen?" ,fragte Dad und schien einen Witz machen zu wollen, der jedoch nur mehr zeigte, wie nervös er war.

Ich schnallte mich schnell ab und verließ das Auto ohne ein Wort zu sagen. So bald ich draußen war, düste sein Geländewagen auch schon davon.

Das hatte was von einer Mafia. Dieser schwarze, große Wagen..

Unsicher klammerte ich mich um den Riemen meiner Tasche und atmete tief durch. Solange ich selbstbewusst erschien konnte mir keiner etwas anhaben. Nicht wenn ich es nicht zuließ.

Die normalen Gruppen: Raucher, Geeks und die übercoolen Tussen, die sich selbst vor der Schule noch ihren Lippenstift auflegen mussten. Manche fielen sich in die Arme, da sie sich wohl einen ganzen Sommer nicht mehr gesehen hatten, andere durchstöberten Hefte und lasen.

Zu meinem Glück, war ich die Einzigste, die sich ganz allein durch den Schulhof traute und dann nach einer halben Ewigkeit, wie es mir erschien, an der Tür ankam.

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