• Kapitel 3 [Carmens POV] •

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Mir war die ganze Situation im Nachhinein so verdammt peinlich. Was sollte Basti denn jetzt von mir denken? Dabei tat es einfach so gut. Seine Umarmungen. Seine Streicheleinheiten. Seine Worte. Ich hatte fast schon das Gefühl, dass ich ihm wichtig bin. Aber ich war ein Fan... eine von vielen sozusagen. Da gab es eben noch andere Frauen, die auf ihn standen.. die ihn attraktiv fanden und die vermutlich auch alles dafür tun würden, dass er der Mann an ihrer Seite wird. Andererseits war ich ziemlich erleichtert, dass ich alles bei ihm rauslassen konnte, was mich in den letzten Monaten so belastet hat. Ja, ich fühlte mich wohl in seiner Nähe. Das musste ich zugeben. Und allein der Gedanke daran neben ihm mal früh aufzuwachen in einem Bett bereitete mir Gänsehaut. Soweit würde es allerdings nicht kommen. Dennoch verspürte ich lauter Glücksgefühle als ich mich an seinem durchtrainierten Oberarm festhielt und wir zu meiner Wohnung gingen. Dieses Gefühl von Übelkeit war immer noch da. Es fühlte sich jedoch nicht so an als hätte man das Bedürfnis sich zu übergeben. Irgendwie war es schön. Genau so schön wie die Hitzewallungen, die ich in seiner Anwesenheit bekam. Aber er sah eben einfach zu gut aus. Die Frage lautet nun eher was würde ich alles dafür tun, dass er die Person ist, mit der ich mein restliches Leben verbringen will?

Alle meine negativen Gedanken waren einfach für diesen Moment verschwunden. Wie ein Mensch dich nur so glücklich machen kann, bleibt mir ein Geheimnis. Manchmal kreisten trotzdem die Gedanken durch meinen Kopf, was wohl bei Basti abging da oben. Der 25-jährige Sänger schaute mich ab und zu an und musste dabei lächeln. Ich hatte ein Gespür dafür, wenn Leute mich anschauten. Nach einem Fußmarsch von 20 Minuten sah ich bereits meine Eingangstür und war noch erleichterter. Genau davor blieben wir dann auch stehen. „Ähm... ja dankeschön, dass du mich nach Hause gebracht hast." Ziemlich nervös strich ich durch meine Haare und schaute auf den Boden. „Kein Problem. Hab ich gerne gemacht." Auch Basti kratzte sich an seinem Hinterkopf und wusste nicht so recht was er noch sagen sollte. Mir kam da ein kurzer Gedanke. Jetzt oder nie Carmen. „Also...ich...ähm...willst du noch kurz mit raufkommen?" Fragt mich nicht, was ich mir bei dieser Frage gedacht habe. Das Letzte, was er tun würde, ist sicher mit zu einem Fan nach Hause zu gehen. Plötzlich fing er etwas an zu lachen. OH. MEIN. GOTT. Ich liebe, liebe, liebe dieses Lachen. Genau dieses Lachen, in das man sich sofort verlieben konnte. Bei mir war es schon längst geschehen. „Ich glaube das wäre ein bisschen too much, denkst du nicht?" Traurig schaute ich zur Seite und rieb meinen Fuß über das Pflaster. „Okay...dann nicht. Wollte ja nur nett sein." Vorsichtig berührte mich eine Hand an meinem Arm und strich darüber. „Das sollte nicht böse gemeint sein." Kurz wandte er einen Blick auf sein Handy. „Pass auf...du...ich muss jetzt wirklich los." Und schon schlangen sich seine Arme wieder um meinen Oberkörper. „Bleib stark ok? Du wirst das durchstehen und ich hoffe dir geht es hier besser und du kannst wieder glücklich sein." Ganz zärtlich fuhr er mit seiner Hand wieder über meinen Rücken. Sein warmer Atem berührte meine Stirn.

„Ich bin immer für dich da, Carmen." Bevor ich mich äußern konnte, drückte er mir langsam einen Kuss auf die Stirn. „Wir sehen uns sicher in Zukunft noch öfter." Wir lösten uns aus der Umarmung und er hielt meine Hände fest. Seine braunen Augen fingen wieder an mich zu durchbohren. Ich war kurz davor wieder zu zittern. „Bis bald." Mit diesen Worten ließ er meine Hände los und wandte sich von mir ab. Da stand ich also nun. Zitternd...traurig und vielleicht auch enttäuscht? Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich hatte das Gefühl, dass mir ein Kloß im Hals steckte. Meine Hand hielt meine Kehle beschützend fest als würde jemand versuchen sie durchzuschneiden. Immer für mich da? Ja wie denn du Arsch? Als ob er für mich da ist. Allein der Gedanke, wenn die anderen Fans wüssten, was bei uns gerade abgegangen ist... die würden mir das Leben zur Hölle machen! Dabei war es doch schon die Hölle für mich. Wie konnte es da noch schlimmer werden? Ich suchte ein Taschentuch und wischte mir vorsichtig die Tränen weg. Dann durchschoss mich wahrscheinlich ein Geistesblitz. Ich rannte die Straße zurück aus der wir gekommen waren und wohin Basti verschwunden war. Rücksichtsvoll blickte ich um den Block und sah ihn in weiter Entfernung laufen. Carmen was tust du da? Das wird nicht gut enden. Doch wird es! Ich rannte ihm erstmal ein Weilchen hinterher bis ich ihn einigermaßen eingeholt hatte. Natürlich blieb ich etwas auf Abstand damit er mich nicht sah. Mein Herz pochte so schnell wie nie. Mein Körper war voller Adrenalin.

Zwischen durch schaute ich auf meine Karten-App, die ich in der Zwischenzeit geöffnet hatte. Ein paar Straßen weiter blieb Basti ebenfalls vor einem Eingang stehen und kramte in seiner Hosentasche. Ein paar Sekunden später hielt er seinen Schlüssel in der Hand und schloss damit die Tür auf. Bevor sich die Tür schloss, näherte ich mich langsam. Und dann war es geschehen. Basti war drin und ich stand draußen. Schnell tippte ich in meine Notizen die Straße und die Hausnummer. Ich kontrollierte nochmal sicherheitshalber das Klingelschild. „Wurth & Lex" stand darauf. Okay, Bingo. Was sagte eine Freundin mal zu mir? Manchmal muss man sich eben zu seinem eigenen Glück zwingen. Das war vermutlich so eine Situation. Nein, ich hatte nicht vor den ganzen Tag vor seiner Bude zu hocken und zu warten. Aber rein zufällig wusste ich von Instagram, dass er gerne vormittags joggen geht. Also warum nicht den neuen Lebensabschnitt mit Sport beginnen und auch joggen gehen? Für diese Idee musste ich mich schon fast selber loben. Natürlich würde keine Menschenseele die Adresse erfahren. Ich wollte Basti nicht in Schwierigkeiten bringen. Als ich dann schließlich freudestrahlend wieder Zuhause angekommen bin in meinem eigenen Reich machte ich mir aus den Essensvorräten, die meine Eltern mitgebracht hatten, irgendwas Essbares und lümmelte mich auf mein Sofa vor den Fernseher. Total komisch so ganz alleine zu sein. Aber es war das was ich wollte. Der restliche Tag ist so schnell rumgegangen, dass auch bald die erste Nacht anstand. Doch nicht ohne einen Anruf von meiner Mutter.

Unser Telefonat dauerte fast eine Stunde, nachdem sie mich gefragt hatte, was ich noch so vollbracht habe und wie es mir jetzt erging mit der aktuellen Situation. Schon bald zeigte das Display meines Handys genau 22:00 Uhr an. Zeit sich bettfertig zu machen. Doch zuvor wollte ich noch unter die Dusche steigen. Jetzt gab es niemanden mehr, der mich nervte wie lange ich denn noch brauchen würde. Ich werde mich sicherlich bald daran gewöhnt haben. Es war nochmal genau eine Stunde vergangen bis ich frisch geduscht, mit geföhnten Haaren und umgezogen in meinem Bett lag. Mit lauter Kisten verstand sich. Ach, aber das würde ich alles morgen erledigen. Fürs Erste war ich ziemlich aufgeregt nun alleine zu schlafen. Die einzige Tatsache, die mir Angst bereitete, waren meine unangekündigten Panikattacken, die ich letztes Jahr entwickelt hatte. Das war eine Sache, die ich dank meiner Therapie einigermaßen im Griff hatte und weswegen ich auch unbedingt weiter in Therapie gehen möchte. Einfach um weiter daran zu arbeiten und wegen dem Scheiß in den letzten Monaten. Schnell öffnete ich noch Instagram und schrieb Basti eine Nachricht über InstaDirect. „Danke für heute! Du weißt gar nicht wie gut das tat! Ich liebe dich. <3" Ich liebe dich? Naja, egal...es kam einfach so aus mir raus. Ich stellte mir den Wecker extra auf um 7, damit ich schnell frühstücken konnte und dann hieß es raus. Joggen. Mit einem kleinen Abstecher. Was Basti sich wohl denken würde, wenn er davon erfährt. Er wird meine Nähe jedenfalls nicht vermissen so wie ich seine vermisste.

Mein Herz brenntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt