Ich beobachtete Basti dabei wie er die Flasche und die zwei Gläser auf die Küchentheke stellte. „Hast du auch einen Korkenzieher?" – „Ja, ist in eine der Schubladen." Ein bisschen aufgeregt war ich ja schon. Immerhin war er einfach mit in meiner Wohnung. So ungewöhnlich war das ganze ja nicht, dass eine fremde Person in meiner Wohnung war. Aber diese fremde Person war in diesem Fall Basti. Es war so lustig ihm zuzuschauen wie er versuchte den Wein zu öffnen. „Hey worauf hast du eigentlich Hunger? Dann such ich schon mal im Internet." Seine braunen Augen schauten auf in meine Richtung und er kniff sie leicht zusammen. „Hmm...wie wär's mit Pizza?" Mit meinem iPhone suchte ich also nach Lieferdiensten in der Nähe, die jetzt liefern würden. Derweil kam Basti zurück zu mir auf das Sofa und stellte die zwei Gläser auf den kleinen Tisch. „Hier schau mal was du willst." Ich hielt ihm mein Handy unter die Nase und er nahm es mir aus der Hand. „Ach so, wenn du noch was anderes trinken willst, ich hätte da noch Wasser und-„ Er sah mich an und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. „Carmen ist gut. Du musst dir keine Sorgen machen, dass mir was fehlt." Mit einem leichten Grinsen schaute ich zur Seite bis Basti schließlich seine Bestellung getätigt hatte. Nach ungefähr 5 Minuten war unsere Bestellung dann auch abgeschickt. Gerade nahm er die Gläser in die Hand und wollte mir meines reichen bis ich wieder mit meinen Händen meinen Knöchel schmerzvoll umklammerte. „Oh brauchst du eine Schmerztablette?" Ich nickte nur und biss mir auf die Lippen. Dabei hörte ich das Geräusch des Tiefkühlfachs. „Ah ich bring dir noch ein Kühlpad." So saßen wir dann gemeinsam auf der Couch. Mein Knöchel wurde gekühlt und ich wusste nicht so recht, ob die Kombi von Rotwein und Schmerzmittel so gut war. Der Sänger stand also wiedermal auf und brachte mir stattdessen erstmal ein Glas Eistee. „Wir trinken den Wein dann einfach später." – „Nein, nein, trink nur." Sein Blick sah so aus als wusste er nicht so recht was er sagen sollte. Seine Hand fuhr über seinen Nacken. „Okay...und worauf trinken wir?" Kurz dachte ich nach. „Auf diesen...verrückten Tag." Er nickte zur Bestätigung und so stießen wir an. Natürlich ich vorbildlich mit meinem Eistee.
Plötzlich kam eine ziemlich unruhige Stimmung auf. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass wir beide nicht so recht wussten über welche Themen wir reden sollten. Oder es war die Tatsache, dass die aktuelle Situation für uns beide ziemlich ungewohnt war. Jedenfalls war das jetzt meine Chance irgendwie ihm zu beweisen, dass er mir vertrauen kann. Dass er mich besser kennenlernen kann. „Und hast du Simon Bescheid gegeben?" Angespannt hielt ich den Kühlakku fest und schaute auf meinen Fuß. „Ja klar, er weiß Bescheid." Er verfolgte genau meinen Blick und sah ebenfalls hinunter. „Will gar nicht wissen was der über mich denkt hahaha." Ach ja dieses ironische Lachen am Ende. Doch eigentlich wollte ich es schon wissen, aber dann wurde ich nur wieder nervös und bekam Zitteranfälle oder das Gefühl gleich in Ohnmacht zu fallen. „Ach was soll er denn denken? Er kennt dich ja nicht richtig." Basti rutsche etwas weiter an mich ran. „Und außerdem bin ich mir sicher, dass er dich auch mögen würde." Seine Hand griff nach seinem Glas und er trank einen Schluck. Dabei fiel mir erstmal auf wie schön seine Hände eigentlich waren. Seine Adern stachen richtig heraus. Sein Oberarm war angespannt. Wieso törnte mich das so an? Es war so wie das Wunderschönste auf der Welt ihn beim Trinken zu beobachten. Wie seine vollen leicht rosagefärbten Lippen den Glasrand berührten. Am liebsten würde ich mir wünschen, dass seine Lippen mich berührten. Oh Carmen...deine Gedanken...hör auf damit. Wenigstens konnte er nicht hören was ich dachte. Aber mein aufmerksamer Blick, der erst auf seiner Hand und dann auf seinen Lippen verweilte, blieb nicht unbemerkt. Bevor er nur ein Wort sagen konnte, unterbrach ich den unangenehmen Moment. „Ich mach mir ständig Gedanken was die Leute so über mich denken...ich will eben immer gut dastehen." Nachdem er den Rotwein geleert hatte, stellte er das Glas wieder ab. Sein Gesicht färbte sich allmählich rot und seine Pupillen weiteten sich etwas. Er rutschte noch mehr an mich ran, so dass kein Millimeter Luft mehr zwischen uns war. Dann legte er seinen Arm wieder um meine Schultern und drückte mich an sich ran. Ich bemerkte wieder die Übelkeit. Mir war so flau im Magen. „Mach dir doch keine unnötigen Gedanken. Du bist ein toller Mensch. Außerdem kann man nun mal nicht jeden mögen." Mit meinen Fingern strich ich sanft über seine Jogginghose. „So wie du nicht jeden Fan magst?" Mein Gespür merkte, dass er etwas schlucken musste bei der Frage. „Ja ist ebenso." – „Solange du mich magst, ist ja alles gut." Seine Reaktion konnte ich nicht sehen. Ich sah nur seine Beine, da er mich so fest an sich gedrückt hat.
Das Klingeln an der Tür unterbrach jedoch diesen Moment und ich wusste nicht wie er reagiert hatte. Er löste sich schnell von mir und eilte zur Tür. Basti hatte zuvor darauf bestanden das Essen zu bezahlen. Was für ein Gentleman. Ein paar Sekunden später standen die zwei Pizzaschachteln auf dem Tisch und sein Glas war wieder mit Rotwein gefüllt. Da ich noch nichts davon getrunken hatte aufgrund der Tablette, nahm ich diesmal auch einen Schluck aus meinem Glas. Zugegeben war ich kein Weintrinker. Aber für ihn quälte ich mich dadurch. Der 25-jährige war damit beschäftigt die Pizzen in Stücke zu schneiden, nachdem er den Pizzaroller gefunden hatte. „Du hast gar nichts gesagt..." Jetzt merkte ich an seiner Reaktion, dass er genau wusste wovon ich sprach. Ohne seinen Blick von den Pizzen abzuwenden sagte er nur: „Natürlich mag ich dich." Aber es kam so falsch rüber. Er sah mich nicht einmal dabei an. Okay, danke für nichts. Ich wusste nicht was in meinem Kopf vor sich herging. Aber ich wandte mich ab von ihm und setzte mich so hin, dass er mein Gesicht nicht sehen konnte. Ganz langsam wurden meine Augen feucht und schon bald lief die erste Träne über meine Wange. Kurze Zeit später begann ich auch zu schniefen. Keine Ahnung welche Gehirnwindung bei mir durchgebrannt war. Natürlich mag ich dich. Ja, genau...deswegen starrst du dabei auch lieber die Pizza an als mich. Wahrscheinlich war der Satz eher auf die Pizza bezogen. „So fertig, wir können essen." Klar interessiert ihn es nicht mal, dass ich gerade einen kleinen Nervenzusammenbruch erlitt. Ich stand damals wegen der beschissenen Familiensituation kurz vor einer Depression. Die Psychotherapie konnte mich gerade so noch retten. Meine Therapeutin hat mir eiskalt ins Gesicht gesagt, wenn sich das nicht bald ändert, dann rutsche ich geradewegs in eine schwere Depression. Na danke aber auch. Zunächst ignorierte ich Bastis Worte und vergrub mein Gesicht in meinen Armen, die ich verschränkt hatte. „Erde an Carmen. Bist du noch da?" Er kam mir dabei unheimlich nahe. „Hey was ist jetzt schon wieder?" Seine Hand rüttelte vorsichtig an meiner Schulter. Ich gab ihm einen leichten Schubser ohne dabei mein Gesicht zu zeigen. Wahrscheinlich war der gutaussehende Typ mit den braunen Haaren und seinem Bart schon zu betrunken genug von einem Glas Rotwein, um überhaupt zu kapieren, dass ich mich gerade beschissen fühlte.
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Mein Herz brennt
FanfictionWir alle waren mal jung und vielleicht auch naiv. Die einen erlebten ihre erste große Liebe, die anderen ihren ersten Kuss. Doch es gibt auch Menschen, die in ihren jungen Jahren schon einiges durchmachen mussten. Das Leben scheint für manche eben n...