Kapitel 4

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Pov: Sadie

Sobald es Dunkel wurde, versammelten sich die Lichter, (So nannten sich die Jugendlichen auf der Lichtung. Hatte Chuck beim Abendessen erklärt.) um ein großes Lagerfeuer. Ein paar Jungs, darunter Gally und Newt entzündeten das Feuer mit Fackeln. Dann stellten sie sich zu Mary und mir.
Es gab die Törtchen, die ich heute bereits bei Pfanne probiert hatte und sie waren immer noch genauso köstlich. Bei dem Geschmack musste ich daran denken, dass Pfanne mich nach meinem Namen gefragt hatte, mir dieser aber nicht eingefallen war. Dann war ich kurz wie erstarrt. Auf einmal hatte ich das Gefühl, ich wäre weit entfernt von der Lichtung. Alleine und für mich. Und dann fiel es mir ein.
"Sadie...", flüsterte ich.
Mary sah mich fragend an: "Alles okay?"
"Ja, natürlich... Sadie... mein Name ist Sadie.", rief ich stolz.
Die Lichter wurden still und starrten mich an. Mein Kopf wurde heiß und ich lief rot an. Es hätte jetzt nicht jeder mitbekommen müssen. Aber dann fingen sie an zu jubeln und riefen fröhlich meinen Namen.
Doch dann wurde das Gejubel von einem abscheulichen und unmenschlichen Kreischen unterbrochen. Es war totenstill. Das Kreischen bereitete mir eine Gänsehaut und ich hätte mich am liebsten irgendwo davor versteckt. Auch Mary und die anderen hielten sich schmerz erfüllt die Ohren zu.
"Griewer", sagte Chuck geschockt. Und hielt sich dann wieder die Hand vor den Mund.
Ich sah fragend in unsere Runde: "Was sind Griewer und was hat es mit dem Labyrinth auf sich?"
Die meisten seufzten und ich spürte Anspannung und Ernst in der Luft. Niemand wollte mir in die Augen sehen.
Dann ergriff Gally das Wort: "Wir können es dem Frischling nicht ewig vorenthalten. Einer muss sie aufklären."
"Ich mach das schon.", sagte Mary schließlich schweren Herzens.
Was konnte schon so schlimmes da draußen sein? Wobei das Kreischen gerade wirklich erschreckend gewesen war.
Mary und ich trennten uns von der Gruppe und setzten uns ein wenig weiter weg vom Feuer auf den Boden.
"Ich will den andern nicht die Laune vermiesen."
Ich nickte nur und wartete gespannt darauf, dass sie weiter sprach.
"Vielleicht ist es dir bereits aufgefallen,", sie blickte in die Ferne. "wir sind hier eingesperrt. Wir wissen nicht, weshalb und auch nicht von wem. Deshalb nennen wir sie nur die Schöpfer. Hinter diesen Mauern, außerhalb der Lichtung, befindet sich das Labyrinth."
"Und was ist das Problem damit? Ist es so gefährlich?", fragte ich, als wäre das hier nur ein Spaß.
Sie holte tief Luft und sprach ruhig weiter: "Da draußen laufen Griewer rum. Nur Nachts. Es hat noch nie jemand eine Nacht im Labyrinth überlebt, deshalb wissen wir nicht wie Griewer wirklich aussehen. Trotzdem wissen alle hier, dass sie ein einziger Schrecken sind. Da drüben," , sie zeigte auf eine Gruppe von Jungs, darunter Minho, "Das sind die Läufer. Die Jungs riskieren täglich ihr Leben und rennen durch das Labyrinth um einen Weg raus zu finden. Minho kennst du ja schon. Er ist der Hüter der Läufer. Ohne sie gäbe es für die Sanis wahrscheinlich noch weniger zu tun.". Dann lachte sie.
"Gibt es denn keinen anderen Weg hier raus? Vielleicht hoch klettern, oder..."
Sie unterbrach mich: "Habe ich damals auch gefragt. Newt meinte, sie hätten bereits alles probiert."
Ich nickte. Was ein grausiges Schicksal. Eingesperrt in einem Labyrinth.
"Ich lass dich das jetzt erstmal verdauen. Wenn irgendwas ist, komm einfach zu uns, ja?" Damit erhob sie sich und gesellte sich wieder zu Newt, Gally und den anderen.
Ich sah rüber zu Minho. Er rannte also jeden Tag in dieses verfluchte Labyrinth.
Gerade unterhielt er sich mit einem Jungen der einen Verband am Knöchel trug. Minho sah zu mir herüber und ich drehte mich schnell weg, in der Hoffnung, dass er mich nicht gesehen hatte. Aber zu spät. Er verabschiedete sich von dem Vebandsjungen, welcher zu Mary und ihrer Truppe lief, und dann kam Minho direkt auf mich zu.
'Wie unangenehm', dachte ich und hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt.
"Na, Frischling? Wie war dein erster Tag? Sadie, richtig?", fragte er schnippisch und ließ sich neben mich ins Gras fallen.
Das Feuer prasselte in der Nähe und ich vernahm das Stimmengewirr der anderen. Gally und ein paar Jungs rangen in einem Kreis miteinander.
Die Luft war warm und angenehm. Eigentlich war es ein perfekter Abend, wäre ich nicht gerade in dieser Situation.
Ich antwortete verzweifelt: "Ja, Sadie. Genau. Der Tag war toll. Ich meine, ich bin ohne jegliche Erinnerungen auf der Lichtung eines Labyrinths mit Griewern gefangen, welche ich nicht einmal verlassen darf. Außer ich werde eine 'Läuferin' ", ich versuchte meine Stimme so ironisch wie nur möglich klingen zu lassen.
Er kicherte frech und klopfte mir auf die Schulter: "Willkommen in der Familie. Wer hat mit dir gesprochen?"
"Mary."
"Achso... ja, sie wäre auch eine tolle Läuferin. Ich hätte sie gerne in meinem Team."
"Wo ist das Problem?", fragte ich.
"Du meinst bis auf die Tatsache, dass es lebensgefährlich ist? Gally. Ihr Bruder möchte sie nicht ins Labyrinth lassen. Er hat zu viel Angst um sie."
"Bruder? Woher wissen die beiden, dass sie Geschwister sind?"
"Die beiden meinten, sie hätten es einfach gewusst, als sie sich zum ersten mal sahen. Wahrscheinlich war es so gewesen, wie wenn man sich an seinen Namen erinnert.", er nippte an einem Getränk und sah in Richtung Gally und Mary. "Du auch?", fragte er und hielt mir das Getränk hin. Ich verneinte. Er zuckte mit den Schultern und nippte weiter.
Am Feuer sah ich Mary, die wohl ein wenig zu viel davon getrunken hatte. Sie schwankte ein wenig und Newt stützte sie zwischendurch. Der Verbandsjunge, Minho erklärte, er hieße Ben, versuchte manchmal ihr ein wenig näher zu kommen, aber Gally stellte sich entweder dazwischen oder zog Ben zur Seite.
Minho und ich unterhielten uns noch ein wenig, dann sah ich wie Newt Mary in ihre Hütte brachte. Da wollte ich nun auch hin. Einfach nur schlafen.
"Ich werde jetzt besser schlafen gehen.", sagte ich.
Minho nickte: "Alles klar, wir sehen uns morgen. Weißt du, du bist mir ganz sympathisch, neugierig, aber sympathisch."
'Du auch', dachte ich, aber traute mich nicht es auszusprechen. Dann ging ich, ohne weitere Worte, auf meine Hütte zu.
Mary schlief bereits in einer Hängematte. Newt, welcher sie begleitet hatte, stand daneben und sah sie liebevoll an. Als er mich bemerkte räusperte er sich. "Ehem... Gute Nacht."
Er lächelte mich nochmal an und verschwand dann.
Erschöpft vom Tag legte ich mich in die andere Hängematte und versuchte einzuschlafen. Ich lag noch lange Zeit wach, fiel aber schließlich doch in einen traumlosen Schlaf.

***

Ein neuer Morgen. Die leichten Sonnenstrahlen der morgendlichen Dämmerung weckten mich.
Es war sehr ruhig, also schliefen die meisten vermutlich noch. 'Meine Chance', dachte ich.
Ich sprang auf und rannte in Richtung Tore, welche noch nicht geöffnet waren. Ich wollte mir das mal genauer anschauen.
Dann öffneten sie sich. Es war genauso laut wie am Vortag, als sie sich geschlossen hatten. Hoffentlich wurde jetzt niemand wach.
Gerade wollte ich die Lichtung verlassen und das Labyrinth betreten, da hielt mich jemand am Handgelenk fest.
"Das würde ich lieber nicht machen"
Minho. Er zog mich zurück und sah mir tief in die Augen. "Hast du den Wunsch zu sterben? Ich habe dir gerade das Leben gerettet. Das bleibt unser kleines Geheimnis, aber nochmal bin ich nicht so freundlich, Frischling."
Ich nickte und schluckte schwer.
Dann rannte er ins Labyrinth, ohne sich umzudrehen und ließ mich zurück.

***

Der Tag verlief gut und endete schnell. Frühstück, Arbeit im Garten, Mittagessen, mehr Arbeit im Garten. Nach dem Abendessen meinte Mary es gäbe eine Besprechung des Rates der Hüter. Sie verschwand mit Gally, Newt, Minho, Alby, Zart und ein paar anderen Jungs in der wackeligen, großen Hütte. Ich verbrachte den Abend mit Chuck und wartete gespannt auf die Neuigkeiten nach der Besprechung...

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So... das war Kapitel 4.
Etwas länger. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem.
Alles liebe, Darline :)
1308 Wörter

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