Kapitel 1

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"Ich hoffe Sie haben alles soweit verstanden! Ich möchte Ihnen nochmals versichern, dass ich mich schon sehr auf unsere Zusammenarbeit freue, Miss Hughes!" Mein Kopf schwirrte, dennoch schlich sich ein breites Grinsen auf mein Gesicht, als ich meinem zukünftigen Mentor und derzeitigen Physiotherapeuten des Teams, Antonio Sanchez, die Hand schüttelte. In den letzten zweieinhalb Stunden waren wir jeden einzelnen Spieler des Hockeyclubs der Atlanta Alligators durchgegangen, inklusive vergangenen Verletzungen, speziellen Behandlungen und sonstigen gesundheitlichen Vorfällen. Auf dem Tisch türmten sich die unzähligen Akten der Spieler, dennoch schaffte ich es, vor allem durch meine eifrigen Notizen, irgendwie den Überblick zu behalten.
"Na dann, stellen wir Sie mal dem Team vor.", eröffnete mir Antonio fröhlich, mit prüfendem Blick auf seine Armbanduhr, als er sich ächzend erhob. Sofort wurde ich von vorfreudiger Nervosität übermannt. Seit ich denken konnte, war ich ein großer Fan der Atlanta Alligators. Auch vorige Saison hatte ich nur wenige der Heimspiele verpasst. Als Vorbereitung auf den Job habe ich bereits Stunden damit verbracht, den Kader der Atlanta Alligators zu studieren. Doch sie endlich persönlich kennenzulernen war etwas ganz anderes. Immerhin wollte ich mich von meiner besten Seite präsentieren, da ich die nächsten Monate eng mit ihnen zusammenarbeiten musste.

Als wir durch die Katakomben des UPS Center liefen, konnte ich mir ein ehrfürchtiges und auch leicht eingeschüchtertes Seufzen nicht verkneifen. Ich konnte die knisternde, mitreißende Atmosphäre, die während der Heimspiele hier herrschte, förmlich spüren. Allein beim Gedanken an die lauten Sprechchöre der Fans, den eindringlichen Trommeln des Fanclubs, prickelte meine Haut vor Aufregung.
Antonio drehte sich mit einem beruhigenden Lächeln zu mir um. "Keine Angst, du wirst dich hier schon zurechtfinden!", beruhigte er mich, als er meinen leicht überforderten Blick sah. "Na klar, notfalls streu ich Brotkrümel aus, um den Weg zurück zu finden.", versicherte ich ihm mit einem schiefen Grinsen. "Mir gefällt dein Humor. Behalte ihn dir bei! Einige der Spieler können oftmals sehr unverschämt sein. Du darfst sie nicht zu ernst nehmen. Obwohl die meisten im Grunde genommen eigentlich sehr umgänglich sind.", erwiderte er mit einem tiefen Lachen, ohne sich weiter nach mir umzusehen. Die Nervosität breitete sich unaufhaltsam in meiner Magengegend aus, bis mir regelrecht übel wurde. Starr heftete ich meinen Blick auf Antonios Rücken. Ich war ihm unglaublich dankbar für seine Aufmunterungsversuche, dennoch konnte ich mich nicht wirklich auf seine Worte konzentrieren. Zu sehr schwirrten die Gedanken unaufhaltsam durch meinen Kopf. Mein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Meine Hände waren klatschnass und zitterten unkontrolliert. Mit tiefen Atemzügen versuchte ich krampfhaft die Nervosität in den Griff zu bekommen, was mir nur mäßig gelang.

Nachdem wir das Hockeystadion einmal unterirdisch durchquert hatten, blieb Antonio vor einer verschlossenen Tür mit dem Schild Kabine Heim – Zutritt für Unbefugte verboten! stehen. Er klopfte an die Tür, wartete aber nicht auf eine Antwort, sondern zog sie schwungvoll auf. Auffordernd nickte er mir zu. Ich atmete ein letztes Mal tief durch, hob das Kinn und straffte die Schultern, bevor ich durch die Tür trat. Schließlich wollte ich einen souveränen ersten Eindruck hinterlassen. Doch mein professioneller Gesichtsausdruck fiel sofort in sich zusammen, als mich die warme, stickige Luft der Umkleidekabine mit voller Wucht traf. Der durchdringende Geruch von Schweiß schlug mir entgegen. Dass sich derzeit mindestens 20 Männer im Raum befanden, die gerade eben noch ihre Runden am Eis drehten und in vollständiger Eishockeyausrüstung steckten, verbesserte die Luftqualität auch nicht wirklich.
Die Kabine wirkte mit den vielen breitschultrigen Männern viel zu klein und vollgestopft. An der linken Seite des Raumes saßen die Spieler in Reih und Glied auf den Holzbänken, die mich an den Turnunterricht an meiner High School erinnerten. An die rechte Seite der Kabine grenzte ein weiterer Raum. Durch die offenstehende Tür erkannte ich, dass sich dahinter die Duschen befinden mussten. Auch an der gegenüberliegenden Seite des Raumes war eine geschlossene Tür, durch die man höchstwahrscheinlich aufs Eis gelangte.

CROSS CHECKED by love || MrsAllAustrianWo Geschichten leben. Entdecke jetzt