Kapitel 27

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Iwan und ich saßen ungeduldig neben dem Krankenbett von Ethan. Es waren jetzt bereits zwei Tage vergangen und Ethan war immer noch nicht aufgewacht! Der Arzt meinte, es könnte an Schlafmangel, Blutverlust und geistlicher Überlastung liegen und dem stimmte ich zu! Aber ich hatte auch das leichte Gefühl, dass Ethan gar nicht mehr aufwachen wollte! Die Polizei hatte die Fingerabdrücke überprüft und bestätigt, dass sie Ethan gehörten! Ich verstand immer noch nicht, was das zu bedeuten hatte!

In den letzten Nächten hatte ich bei Iwan im Gästezimmer geschlafen. Jede Nacht hatte ich mich in den Schlaf geweint. Iwan tat taff und zeigte keine Schwäche, doch nachts, wenn ich noch wach in meinem Bett lag, dann hörte ich ihn im Schlaf rufen: ,,Bryan! Wieso hast du mich alleine gelassen? Ich brauche dich!“ Immer wieder murmelte er seinen Namen.

Und plötzlich bewegte Ethan sich! Iwan und ich sahen erwartungsvoll zu ihm. Ethan schlug vorsichtig die Augen auf. Er sah sich um und dann seufzte er. Ich fragte mich, ob er gehofft hatte, dass er tot wäre. ,,Ethan?“, fragte ich. Er sah mich fragend an. ,,Was ist damals passiert?“, begann ich. Ethan wandte sich von mir ab und starrte an die Decke. Er versuchte ein paar mal einen Satz zu beginnen, schloss dann aber wieder den Mund. Er versuchte es erneut: ,,Ich wollten schießen auf Herrn Schwarz! Aber er haben mich bemerkt! Er packte Bryan und zogen ihn vor sich… die Kugel traf ihn und nicht den Mörder! Ich haben meinen besten Freund getötet!“, flüsterte er kaum hörbar. Es stimmte also! Ich schwieg. Dann sah er mich wieder an. ,,Was passieren jetzt mit mir?“, fragte er schließlich. Ich wusste, was er meinte! ,,Du kommst erstmal vor das Gericht. Und wenn du einen guten Anwalt bekommst, dann kommst du vielleicht nochmal davon! Und keine Sorge, ich werde als Zeuge für dich einstehen!", lächelte Iwan matt. Ethan nickte. Sie hatten ihm einen Gips am Arm angebracht, er hatte wohl relativ viel Blut verloren. ,,Dürfen ich noch zu der Beerdigung von Bryan?“, fragte Ethan und sah Iwan flehend an. ,,Ich denke, das wird sich machen lassen!“, meinte er, aber wandte sich mit einem traurigen Gesichtsausdruck ab. Ethan versuchte sich aufzusetzen. Dann sah er von mir zu Iwan. ,,Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie Leid mir, das alles tut!“ ,,Hey, Ethan! Das war nicht deine Schuld! Du wolltest nur helfen! Wenigstens wurde er nicht qualvoll ermordet, sondern schnell!“, versuchte Iwan die Situation zu bändigen.

Nach weiteren drei Tagen fand die Beerdigung statt. Ethan stand momentan unter Arrest, da er anscheinend als gefährlich galt. Ihm wurde gestattet zur Beerdigung zu kommen, aber er wurde streng von zwei Polizisten begleitet. Es kam mir alles so unwirklich vor! Als wäre das alles einfach nur ein Traum! Doch das war es nicht! Ich starrte ungläubig, auf das jetzt zugeschüttete Grab. Ich hatte meine Eltern angefleht Iwan bei den Kosten der Beerdigung finanziell zu unterstützen. Sonst wäre das alles nicht möglich gewesen! Iwan hatte sich nach der Beerdigung irgendwo verkrochen und weinte sich die Seele aus dem Leib. Ich schämte mich dafür, dass ich keine einzige Träne geweint hatte, während dem Ethan mit Tränen überströmten Gesicht da stand. Meine Gefühle hatten sich dazu entschlossen sich zu verstecken und keine Träne herauszulassen. Ich starrte auf das Grab. Bryan war gerade mal 16 Jahre alt geworden! Und dann entdeckte ich einen Zettel auf dem Boden. Ich faltete ihn auf und las:

Wer mich baut, will mich nicht,
wer mich kauft, braucht mich nicht,
wer mich benutzt, weiß es nicht.

,,Scheiße!“, flüsterte ich. Der Mörder war hier gewesen und wir hatten es nicht bemerkt!

THE MIRROR (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt