Kapitel 28

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Aus Ethans Sicht:

Lucy, Iwan und ich warteten vor dem Gerichtssaal. Plötzlich betrat meine Tante das Haus. Sie sah mich enttäuscht an. Es war verständlich, sie dachte ich hätte jemanden umgebracht, weil ich mich Wiedereinmal nicht kontrollieren konnte. Sie stellte sich mit verschränkten Armen neben mich. ,,I wouldn't have expected that from you!", murmelte sie. Ich antwortete nicht. Ich nahm alles um mich herum, wie durch Nebel war. Der Richter bat uns einzutreten und die Gerichtsverhandlung begann. Lucy durfte als Ausnahme mit in den Saal kommen, obwohl sie ohne Eltern und unter 18 war. Ich hörte den Großteil der Zeit gar nicht richtig zu und spielte nervös mit meinen Fingern. Zwischendurch wurde meine Tante als Zeugin befragt. ,,Hatte ihr Neffe schon einmal Probleme mit der Polizei?", fragte der Anwalt und der Dolmetscher übersetzte. Sie stimmte zu und sagte, dass ich schon wegen Körperverletzung in der Schule festgenommen wurde. Irgendwoher wusste der Anwalt auch, dass meine Eltern bereits im Knast saßen und das warf natürlich ein besonders gutes Licht auf mich! Als Iwan befragt wurde, versuchte er so gut er konnte zu bezeugen, dass es nicht meine Absicht war. Iwan war schon wirklich ein besonderer Mensch! Er hatte mich kein einziges Mal dafür angeklagt, dass ich seinen Bruder getötet hätte. Stattdessen versuchte er mich jetzt vor dem Knast zu retten. Es kam mir vor als würde die Zeit schleichen. Irgendwann schwiegen alle und der Richter sprach: ,,Ethan Brown!" Ich horchte auf. ,,Wegen Totschlag im Affekt und vorherigen Straftaten sind sie hiermit zu fünf Jahren Haft verurteilt!" Ich wusste nicht mehr was ich denken sollte. Lucy sprang auf. ,,Was? Das können sie nicht machen!", schrie sie. Ich hasste die vielen vorwurfsvollen Blicke auf mir. Aber am aller meisten hasste ich die mitleidigen Blicke, die dachten sie würden mich verstehen! Lucy und Iwan umarmten mich zum Abschied und versprachen mich oft zu besuchen. Ich nickte nur abwesend und verschwand auf der Toilette. Ich lehnte mich auf das Waschbecken und seufzte. Dann erhob ich meinen Kopf und sah in den Spiegel. Und was ich dort entdeckte ließ mein Herz still stehen.
Es war Bryan!

THE MIRROR (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt