Der erste Schultag, mit Jerome neben mir, war ehrlich gesagt echt langweilig. Er hat nichts gesagt und ist das ein oder andere mal sogar eingeschlafen. Der gibt echt nichts auf Bildung. ,Ich frage ihn morgen mal ein paar Sachen über ihn, wenn er schon nicht selbst redet' dachte ich bei mir. Zuhause angekommen ging ich in die Küche und machte mir ein Sandwich zum Mittagessen. Die Hausaufgaben gingen sehr schnell und somit hatte ich viel Zeit nach der Schule. Ich entschloss mich zum Zirkus zu gehen und vielleicht schon heute mit Jerome zu reden. Am Zirkus angekommen fragte ich den Direktor wo der Wohnwagen von Jeromes Mutter Lila war. Nachdem ich bei fast fünf falschen Wagen geklopft hatte, fand ich endlich den richtigen. ,Der Direktor hätte mir auch einfach sagen können, dass man ihn daran erkennt, dass der Schlangenkäfig direkt davor steht'. Ich klopfte und nach einiger Zeit öffnete Lila die Tür. „Was gibt es?", fragte sie, wie immer, ziemlich unhöflich. „Ich wollte fragen ob Jerome da ist. Er geht jetzt in meine Klasse und ich wollte ihm noch ein paar Sachen erklären."
„Na gut, geh rein. Ich will eh weg.". Sie drängelte sich an mir vorbei und verschwand mit ihrer Schlange im großen Zelt. Ich traf Jerome im Badezimmer des Wohnwagens, naja wenn man das Badezimmer nennen konnte. Es gab eine winzige Dusche, ein ziemlich eingequetschtes Klo und ein Mini- (also wirklich mini) Waschbecken. Jerome stand oberkörperfrei, mit dem Rücken zu mir über das Waschbecken gebeugt und bemerkte mich somit nicht.
„Hey", sagte ich zögerlich. Er zuckte zusammen und drehte sich leicht zu mir, sodass er mich aus dem Augenwinkel anschauen konnte. „Hi", antwortete er knapp und seine Stimme klang irgendwie schmerzverzerrt. Er wendete sich wieder dem Spiegel zu und ich konnte dadurch sehen, dass er einen riesigen blutigen Kratzer über seinen Brustkorb gezogen hatte, den er offensichtlich kläglich versuchte, schmerzfrei, abzutupfen. „Oh mein Gott. Soll ich dir helfen?", fragte ich ihn und ohne auf eine Antwort zu warten, griff ich nach seiner Schulter, drehte ihn zu mir und nahm ihm das voll geblutete Tuch aus der Hand. Er starrte mich ungläubig an und ich erkundigte mich ob ich vielleicht einen Krankenwagen rufen soll. „Nein! Auf keinen Fall!". Ich schaute hoch in seine blau- grünen Augen und sah tatsächlich Wut und Angst darin. „Ich säubere das fertig!"
„Meinetwegen wenn du darauf bestehst.", fuhr er mich mit einem leichten Augenrollen an. „Ja das tue ich.", antwortete ich schnippisch. Damit brachte ich ihn ein wenig zum Stutzen. Während ich arbeitete, betrachtete ich unauffällig seinen durchtrainierten Körper. Jerome war ca. einen halben Kopf größer als ich und hatte sehr helle Haut. „Wie alt bist du?", fragte ich, während ich ihn verarztete, ohne aufzuschauen. „Achtzehn. Wieso?"
„Rein Interesse halber. Ich interessiere mich für die Menschen in meinem Umfeld... Warum gehst mit achtzehn noch in die elfte Klasse? Du dürftest doch schon so ziemlich fertig mit der Schule sein." Ich schaute auf und betrachtete mein Werk. „So fertig.". Zufrieden lächelte ich ihn an. Er schaute jedoch etwas merkwürdig aus der Wäsche. „Um deine Frage zu beantworten,", sagte er nun etwas freundlicher „Ich bin sitzen geblieben. Und... danke.", das letzte Wort sagte er schnell und es klang als würde es ihm schwerfallen es zu sagen. „Kein Ding. Was ist passiert?". Bei diesen Worten spannte sich sein ganzer Körper an und man merkte, dass ihm dieses Thema unangenehm war. Also fragte ich ihn auch nicht nochmal, als er mich, mit Leichtigkeit wohl bemerkt, zur Seite schob und aus dem Bad ging. Leicht überrascht durch seine Stärke folgte ich ihm und kam in einen kleinen Raum, in dem ein Schreibtisch mit Stuhl, ein Einbauschrank und ein Hochbett stand. „Warum bist du eigentlich hier?", fragte mich Jerome, der nun in einem grauen Pullover und in einer coolen Pose auf dem Bett saß. „Ich wollte ein bisschen mit dir reden, da wir ja jetzt länger mit einander zu tun haben werden.", sagte ich und setzte mich auf den Schreibtisch Stuhl, der wundersamer Weise gemütlicher war als er aussah. „Aha und was willst du alles wissen?". Ich schaute ihn an und fing an zu reden: „Wie lange bist du schon beim Zirkus?"
„Ich wurde hier geboren, also mein ganzes Leben. Und... wie lange lebst du schon in Gotham?"
„Seit sechs Jahren. Seit mein Vater gestorben ist."
Nach dem ich das sagte hellte sich Jeromes Miene gruseliger Weise sofort auf „Erzähl, was ist passiert?", fragte er irgendwie fürsorglich und interessiert.
„Er hat sich vor meinen Augen mit einem Messer die Hauptschlagadern und danach die Kehle aufgeschnitten.".
Von jetzt auf gleich, rückte Jerome auf dem Bett so nah an mich ran wie es nur ging. „Und du hast alles gesehen?". Mit einem verwunderten Gesicht bejahte ich. Es war merkwürdig, da man in seiner Stimme sowas wie Bewunderung, Faszination und... Belustigung hören konnte. Ob ich mich verhört hatte war mir in diesem Moment nicht wirklich klar, aber egal was es war, es machte, dass mir ein Schauer über den Rücken lief. Ich wechselte schnell das Thema: „Hast du Geschwister?", ich deutete beim reden auch den oberen Teil des Bettes. Sofort starrte Jerome mich mit einem Blick an, dessen Ausdruck ich nicht deuten konnte, aber es war auf keinen Fall ein freundlicher Ausdruck. „Nein!", antwortete er knapp, stand auf und ging Richtung Tür. Er öffnete sie und sagte kühl an mich gewendet: „Es ist spät ich muss dich bitten zu gehen!". Mit einer hochgezogenen Augenbraue antwortete ich: „ Es ist erst 16:24 Uhr!"
„Ich muss dich bitten zu gehen!", wiederholte sich Jerome nun, mit einem aufgebrachten Unterton, selbst. Ich folgte seiner Aufforderung und ging aus dem Wagen. Als ich draußen war drehe ich mich nochmal um. „Bis morgen Jerome". Er nickte mit einem aufgezwungenen Lächeln und schloss die Tür. Nun stand ich da, allein auf dem Zirkusplatz, ohne jegliche Idee was ich tun könnte. Ich entschloss mich, in die Stadt zu gehen und vielleicht Jim und Harvey auf dem Polizeirevier zu besuchen. ,Vielleicht haben sie ja einen neuen Fall bei dem ich helfen kann.' dachte ich um mich aufzumuntern und marschierte los. Auf dem Weg zum GCPD dachte ich über das Gespräch zwischen mir und Jerome nach. Es war ziemlich merkwürdig und Jerome hatte sich sehr komisch verhalten. Aber naja, vielleicht hat er ja in der Vergangenheit irgend etwas erlebt, dass er so war.
Endlich angekommen, konnte ich Jim nicht finden und Harvey war auch nicht da. „Entschuldigung Captain Essen, ich wollte fragen wo Jim und Harvey sind.". Die nette, dunkelhäutige Frau mit den hübschen, schwarzen Locken schaute von ihrem Schreibtisch hoch und antwortete mir freundlich: „Jim und Harvey haben Heuteabend frei, komm morgen wieder Esther, dann sind sie wieder da.". Leicht enttäuscht bedankte und verabschiedete ich mich bei ihr und ging.
Zuhause angekommen stellte ich fest, dass ich total müde war und obwohl es erst 17:48 Uhr war ging ich ins Bett und schlief auch sofort ein.
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Das ist das fünfte Kapitel. Jerome ist endlich „voll" in der Geschichte angekommen😍 und ich bin echt zufrieden mit dem Kapitel.
Bis zum Nächsten mal.❤️Titelbild: Google
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Ich will mich nicht mehr verstellen!
FanfictionWas passiert, wenn sich ein neugieriges Mädchen, welches sich total für Kriminalfälle des GCPD interessiert, plötzlich in einen Psychopathen verliebt? Was soll sie tun, wenn jeder sagt dass er so kaltherzig ist dass er keine Liebe empfindet? Wie sol...