Kapitel 9 - Henry/Lynn

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Henry:

Ich lag schon im Bett und versuchte einzuschlafen, als mich die Band 'Mumford and sons' mit ihrem Song 'Little lion man' hochschrecken ließ.

Es war zwar mein Lieblingslied, aber warum hatte ich meine Klingeltonlautstärke nur so hoch gestellt?

Genervt ging ich an mein Handy. "Hallo, wer ist da?"

"Hallo, Henry, hier ist Markus, Lynns Vater"

Augenblicklich war ich hellwach.

"Oh, Herr Classen, was gibt es denn? Ist -..."

"Henry, sie ist nicht mehr im Koma! Sie schläft zwar noch, aber sie könnte jeden Moment aufwachen!"

Sofort legte ich auf, ignorierte die Tatsache, dass ich nur Jogginghose und Tanktop anhatte, und machte mich so schnell wie möglich auf den Weg zur Notaufnahme.

Gerade wollte ich hastig die Tür mit der Aufschrift 'Patientenzimmer 09' öffnen, da wurde mir klar, dass jetzt die Minute der Wahrheit gekommen war.

Sie würde unter der Sache leiden, vielleicht sogar ihr ganzes Leben, so viel stand laut der Ärzte fest.....

Doch wir würden das gemeinsam schaffen, da war ich mir sicher! Ich würde sie unterstützen bei Allem, würde ihr an schweren Tagen Halt geben.

Lynn:

Von lauten Stimmen wurde ich geweckt.

Doch sobald ich die Augen geöffnet hatte, verstummte die offensichtlich angeregte Unterhaltung.

Ich lag in einem Krankenhauszimmer, um mich herum ganz viele Schläuche und Kabel.

Auf der rechten Seite meines Bettes standen 2 Ärzte in weißen Kitteln mit Gummihandschuhen. Sie beobachteten meine Werte auf den Bildschirmen der vielen Maschinen.

Links von mir stand einmal ein mittelalter Herr, der sehr müde aussah. Er schien sich aber über irgendwas sehr zu freuen, denn er hatte Tränen in den Augen und lächelte.

Neben ihn starrte mich ein gut aussehender Typ in meinen Alter an. Er sah mich an mit einer Mischung aus Glück und Furcht.

Sie alle beobachteten jede meiner Bewegungen.

"Kann ich bitte was zu Trinken haben?" fragte ich, um die unangenehme Stille zu unterbrechen.

Ich hatte zwar nur diesen einen nichtigen Satz von mir gegeben, doch die Anwesenden freuten sich darüber wie Honigkuchenpferde.

"Oh Lynny, ich freue mich so, wie fühlst du dich? Wie geht es dir? Tut dir was weh?". Der ältere Herr, dem jetzt die Tränen über die Wangen liefen, kam zu mir und wollte mich umarmen.

Ich ließ es zu, war aber verwirrt.

"Äh, darf ich fragen wer sie sind? Und worüber sie sich so freuen? Und wer ist Lynny?" fragte ich interessiert, doch das hätte ich wohl besser nicht gesagt.

Alle Personen im Raum starrten mich entsetzt an.

"Ich...ich...Ich" begann der Mann, der mich eben umarmt hatte. Doch dann brach er seinen Satz ab und ging mit verstörtem Gesichtsausdruck schnellen Schrittes aus dem Zimmer.

Der hübsche Typ sah mich erst lange mit todtraurigen Augen an, und verließ dann ebenfalls das Zimmer.

Was hatte ich ihnen denn getan?

Henry:

Nein, Nein, Nein. Das...bitte nicht. Bitte, bitte nicht.

Doch als die Ärzte, die kurz nach mir den Krankenhausflur betreten hatten, kamen, wurde meine schlimmste Befürchtung bestätigt.

"Es tut uns wirklich leid, ihnen mitteilen zu müssen, dass ihre Tochter momentan an Amnesie leidet, was bedeutet, dass sie jegliche Erinnerung verloren hat. Um diese 'Löschung' ihres Gedächtnisses wieder rückgängig zu machen, muss eine, für Lynn äußerst wichtige, Handlung, wiederholt werden. Das könnte in ihrem Hirn alle alten Erinnerungen wieder hervorrufen. Das kommt zwar extrem selten vor, doch wie sagt man so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt" Die beiden Doktoren notierten ein paar Stichwörter auf 2 Klemmbrettern und setzten sich dann ein wenig abseits von uns, um sich leise zu beraten. Herr Classen schaute fassungslos und zutiefst traurig die beiden Männer an. Mir ging es ähnlich.

Das durfte doch nicht sein! Verdammt...Nein...Nein...

Sie hatte alles mit uns beiden vergessen...alles.

Aber einen winzigen Hoffnungsschimmer hatten uns die Ärzte ja gelassen. Nur welches der vergangenen Erlebnisse hatte in ihrem Leben eine Rolle gespielt? Was war wichtig gewesen, hatte sie oder ihre Meinung verändert ?

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Happy New year



Stolperherz ❤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt