Kapitel 2 - Lynn

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Schnell ließ ich den Zettel unter meinem Tisch verschwinden. " Da sie ja offenbar genug Zeit haben mit Klassenkameraden während des Unterrichts zu kommunizieren , nehme ich mal an, dass sie diese Sache mit den binomischen Formeln komplett verstanden haben und im Schlaf auswendig aufsagen könnten, nicht wahr? " .

Herr Reckmann stand vor meinem Tisch und beäugte mein Heft.

Hatte ich schon erwähnt, dass mein Klassenlehrer ätzend war?

" ähm, also ---" begann ich, doch plötzlich tönte eine mir wohl bekannte Stimme durch den Raum.

" Aaaaaah, Herr Reckmann Hilfe ! Da....da..." stotterte Dakota.

Oh Mann, wie ich meine Cousine liebte.

" Was ist denn jetzt schon wieder los? Dakota? Was ist?" . Eilig kam Herr Reckmann zu ihr und versuchte sie zu beruhigen.

" Da, da ... Da war eine Spinne, glaub ich..." stotterte sie ängstlich.

"Glaubst du???", brüllte Herr Reckmann.

Und dann kam eine dieser scheinbar endlos lange Predigten, in denen es im großen und ganzen nur darum ging, dass wir langsam echt mal mit diesem Kindergarten aufhören müssten, wenn noch was aus uns werden sollte. Und wo wir denn hier seien, wie ein Gymnasium käme ihm diese Irrenanstalt nicht vor....bla, bla, bla.

Wir alle waren froh als wir endlich Pause hatten und nicht mehr diesen Bekloppten ertragen mussten.

"Oah, danke, du hast mich echt gerettet" bedankte ich mich bei Dakota, als wir uns auf den weg zur Sporthalle machten, und umarmte sie.

" Ach, kein Ding, mir war gerade nach einem hysterischen Kreischanfall" grinste sie.

Dakota, die eigentlich Dakota Fay hieß, konnte man nur bedingt als meine Cousine bezeichnen. Mein Onkel hatte ihre Mutter kennengelernt, als sie 2 Jahre alt war. Sie war also nicht mal die leibliche Tochter meines Onkels, doch wir liebten uns so innig, als wären wir miteinander verwandt.

Jetzt wohnte Dakota mit ihren 4 Halbgeschwistern, ihrer Mutter und meinem Onkel in einem großen Haus in der Nähe unserer Schule.

Ihre Mutter hatte mal für mehrere Jahre in Kanada gelebt, daher der merkwürdige Name.

Auch ihre Halbgeschwister, die ihre Mutter zusammen mit meinem Onkel bekommen hatte, und somit meine leiblichen Cousins und Cousinen waren, hatten relativ außergewöhnliche Namen, daran hatte sie mein Onkel trotz viel Protest nicht hindern können. So kam es also, dass Dakota Fays Halbgeschwister jetzt Jamie Lee, Gordon Arthur, Zora und Marie Ann hießen.

"Na, hat dir Thea denn eigentlich ein wenig über ihren Lover von letzter Nacht erzählt?" witzelte Konstantin, der seine Freundin Lou im Schlepptau hatte, und mir zur Begrüßung ein Küsschen auf die Wange gab.

" HaHaHa, danke auch nochmal dafür, Konni" gab ich ironisch zurück.

"Kein Problem, ich stehe immer zur verfügung, Ma'am " , antwortete er und salutierte.

Auf dem Weg zur Turnhalle begegneten wir Henry. Wie immer hatte er eine von seinen Schlampen im arm, und wie immer hing sie nur so an seinen Lippen. Henry war ein Arschloch.

Er nutzte Mädchen aus und hatte fast jeden Tag eine Andere.

Manche von ihnen taten mir fast leid, so wie Henry mit ihnen umging. Andererseits hatten sie es wohl kaum anders verdient. Ich meine, wie konnte ein Mädchen nur so verzweifelt und vor allem naiv sein, dass sie was mit Henry McAdden anfing ?

Das Problem war nur, auch ich war mal mit ihm zusammen gewesen. Und obwohl das in der 5. Klasse gewesen war, konnte ich mich noch gut daran erinnern.

Stolperherz ❤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt