Prolog

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~drei Jahre zuvor

Ich griff nach meinem Handy. Dann ließ ich es jedoch gleich wieder auf das beige Sofa fallen.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken und stöhnte.
Ich konnte das einfach nicht.
Ich wollte es nicht.
Aber ich musste es tun.

Es war besser für uns. Besser für Will und mich, da war ich mir sicher. Unsere Beziehung ging in die Brüche und wir beide wussten das nur zu gut.
Seit einigen Monaten sahen wir uns nur noch gelegentlich, ich hatte viel zu tun mit meiner Doktorarbeit und seit Will vor einem Jahr von den St Louis Whites einen Vertrag bekommen hatte und in der NHL spielte und so oft unterwegs war, wurden auch diese Treffen immer weniger.

Klar riefen wir uns nahezu jeden Tag an und telefonierten lange, aber das war einfach nicht das selbe. Will lies es sich nicht anmerken, aber ich wusste, dass ihn diese "Fernbeziehung" belastete. Und mich auch.

Ich liebte Will, ohne Frage, aber vielleicht war es besser, ihn gehen zu lassen. Und vielleicht öffnete uns beiden das auch ganz neue Möglichleiten.
Meinen Entschluss, einen Schlussstrich unter Will und mich zu setzten, hatte ich schon einige Wochen. Aber es schmerzte schon, nur daran zu denken, diese Beziehung mit einem Mann zu beenden, der nun seit mehr als drei Jahren jeden meiner Tage schöner machte.
Aber gestern war etwas mit der Post gekommen, das meine Entscheidung stark beeinträchtigte.

Vor mehreren Monaten hatte ich mich als Sportärztin bei einigen Krankenhäusern im Land beworben und eigentlich hatte ich nicht mehr erwartet, etwas von einem der fünf zu hören.
Bis heute.

Ich hatte eine Zusage von einem der besten Krankenhäuser des Landes bekommen.
In San Fransisco.
Am anderen Ende der Vereinigten Staaten von Amerika.
Fast 2000 Meilen von Will entfernt.

Vielleicht war das Ganze auch ein Wink des Schicksals, auch wenn ich eigentlich nicht an soetwas glaubte.
Aber ich wusste, dass das mit uns nicht so weiter gehen konnte wie bisher.
Wir beide gingen daran kaputt.

Früher dachte ich wirklich, dass wir für immer zusammen bleiben, heiraten und irgendwann einmal eine Familie gründen würden.
Ein Jahr lang hatte das vielleicht sogar auch so ausgesehen, aber Zeiten änderten sich. Und Menschen auch.

Ich starrte auf ein Bild, das eingerahmt neben dem Fernseher stand und schluckte. Es war schon mehr als drei Jahre alt, einige Monate, nachdem wir zusammengekommen waren. Es war ein Bild, dass Leslie damals von uns geschossen hatte. Wir sahen unglaublich glücklich aus.

Das, auf dem Bild, das waren die guten Zeiten gewesen. Wir hatten viel kommuniziert, über wichtige Dinge geredet und auch unsere Gefühle ausgesprochen.
Jetzt bestanden unsere Gespräche oft aus oberflächlichen Dingen oder wir stritten über noch oberflächlichere und unnötige Dinge.

Langsam griff ich nach meinem Handy und tippte Wills Nummer ein.
Er war vorgestern auf einen Roadtrip mit den Whites gefahren und würde nach drei Spielen an der Ostküste erst in fünf Tagen nach Hause kommen.
Vielleicht würde ich da schon nicht mehr da sein.

Ich konnte nicht auf ihn warten. Das würde mich bestimmt wieder umstimmen und das wollte ich nicht.
Wir hatten beide eine glücklichere Zukunft verdient.

Entschlossen tippte ich auf das grüne Anruf-Symbol und tippte nervös mit den Fingern auf mein Bein, während das Freizeichen ertönte.

"Was gibts?", meldete sich Will nach

"Ich muss dir was sagen, Will", fing ich an und starrte in die Luft. Eine Weile lang blieb ich stumm und hörte nur Wills Atem durch den Lautsprecher. Ich suchte nach den richtigen Worten, fand sie aber nicht.

"Jetzt sag schon", sagte er und klang etwas genervt. "Ich muss in einer Viertelstunde zur Vorbesprechung." Dann sagte er etwas zu jemandem, was ich nicht verstand und lachte kurz auf.
"Dauert nicht lange", gab ich ebenso genervt zurück. Na gut, dann eben so.

"Also, das zwischen uns, das... das passt einfach nicht...", setzte ich an.
"Willst du grad mit mir Schluss machen?", unterbrach er mich wieder und ich sah ihn in meinem inneren Auge vor mir, wie er die Stirn in Falten zog.
"Ähm", machte ich und starrte verzweifelt an die Decke.
Oh Gott, ich hätte das nicht tun sollen. Ich hatte doch nicht einmal eine richtige Erklärung dafür.

Und dann machte ich das ganze auch noch am Telefon und nicht persönlich. Was für eine blöde Kuh war ich denn bitte?

"Egal, vergiss es einfach, ich wollte dich nur kurz anrufen, aber wenn du gleich zu einer Besprechung musst, dann...", blubberte ich, ohne zu registrieren, was ich da gerade von mir gab.

"Ich weiß", sagte Will unvermittelt und mit ganz sanfter Stimme. "Ich fühle es auch." Ich setzte mich abrupt auf und sah auf mein Handy.
"Ja?", murmelte ich und fuhr durch meine Haare.

"Hör mal, Cara. Ich liebe dich, daran darfst du nie zweifeln. Aber ich glaube, dass diese Beziehung... uns nicht mehr gut tut."

Das von ihm jetzt auch so zu hören, schmerzte mich zwar, aber ich wusste, wir wussten, dass wir das alles beenden mussten.
Aber warum tat es dann so verdammt weh?

Ich hatte bereits gestern Abend noch mit meiner früheren Freundin Alycia telefoniert, die schon seit mehreren Jahren in San Fransisco wohnte und ebenfalls Sportärztin werden wollte.
Ich würde für ein paar Wochen bei ihr und ihrem Freund wohnen, bis ich mir etwas eigenes gesucht hatte.
Den Flug hatte ich ebenfalls schon gebucht, die Koffer waren bereits fast fertig gepackt. Ich würde morgen Mittag nach San Francisco fliegen.

In ein neues Leben. Ohne Will.

"Wenn du nach Hause kommst, dann werde ich nicht mehr da sein", flüsterte ich.
"Ich weiß", sagte Will tonlos.
"Es ist besser so", murmelte ich, obwohl ich eigentlich selbst nicht daran glaubte.
Ich lauschte seinen schweren Atemzügen, wartete auf eine Antwort. Aber sie kam nicht.

"Leb wohl, Will", sagte ich leise, obwohl ich wusste, dass er bereits aufgelegt hatte.
Ich nahm das Handy vom Ohr und blieb wie betäubt auf dem Sofa sitzen.
Das Handy rutschte mir aus der Hand und fiel polternd zu Boden und ich spürte, wie mir Tränen wie Sturzbäche über die Wangen liefen.






Sooo, Kapitel 1 von Teil 2 ist fertig, ich hoffe, euch hat der Einstieg in die Geschichte gefallen, auch wenn der Anfang etwas traurig ist.

Kurze Info am Rande: Die St Louis Whites sind eine fiktive Mannschaft, eigentlich heißen sie St Louis Blues, aber ich mach das einfach mal zur Sicherheit, nicht dass das eigentlich nicht legal ist oder so haha.
Ich hab das auch in Band 1 jetzt geändert, also bitte wundert euch nicht. :)

Es kann übrigens sein, dass die Kapitel nur jeden 2. Donnerstag oder erst Freitags oder Samstags kommen, weil ich zur Zeit ziemlich viel zu tun hab und deswegen nicht immer zum schreiben komme.

Ich freue mich natürlich wie immer sehr über eure Votes und Kommentare ;)

Sucker For Him | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt