Kapitel 4

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Cara

"Cara!", tönte eine kreischende Stimme an meinem Ohr und ich fuhr ruckartig aus meinem Bett hoch. Da mein Reflex aber nicht einkalkuliert hatte, dass ich in einem Stockbett in der oberen Etage und nur gefühlte fünf Zentimeter unter der Decke lag, schlug ich mir hart meinen Kopf daran an.

"Au", stöhnte ich, kniff die Augen zusammen und presste meine Handballen an meine Stirn.
"Ups, sorry", sagte die Stimme, die ich jetzt als Allies identifizierten konnte.
Ich ließ mich zurück auf das Kissen sinken und drehte meinen pochenden Kopf in ihre Richtung.

"Was willst du hier?", fragte ich mit kräftiger Stimme. "Es ist mitten in der Nacht."
"Ist es nicht", widersprach sie mir und holte ihr Handy hervor.
Es leuchtete auf und zeigte 8:15 Uhr.

"Scheiße", fluchte ich und wollte mich wie ein Ninja aus dem Bett rollen, aber die Bettdecke hielt mich auf.
Verwünschungen schimpfend wand ich mich aus der Decke und rutschte die Leiter hinunter.

Ich wollte gerade aus der Tür stürmen - ich war übrigens fast eine halbe Stunde zu spät für die Visite, Dr. Luddington würde mich umbringen - aber Allie hielt mich auf.

"Du solltest vielleicht was mit deinen Haaren machen."
Sie deutete auf mein Vogelnest von Haaren und grinste.
"Wieso schläfst du auch im Krankenhaus, Cara?", fragte sie und starrte mich mit in Falten gelegte Stirn an.

"Keine Ahnung", murmelte ich und versuchte - erfolglos - mit meinen Fingern meine Haare zu entwirren.
Gestern war es irgendwie spät geworden und da ich eigentlich sowieso zur Visite musste, dachte ich, dass es wohl eine schlaue Idee wäre.

War es offensichtlich nicht, denn ich hatte verschlafen, mein Kopf dröhnte und ich war jetzt mehr als 40 Minuten zu spät bei der Visite.
Wow, konnte dieser Tag denn noch blöder werden?

~

Acht Stunden später ließ ich mich erschöpft im Gemeinschaftsraum der Ärzte auf einen Stuhl sinken. Ich hatte die Visite durchgeführt - Dr.  Luddington war es hoffentlich nicht aufgefallen, jedenfalls hatte sie noch nichts zu mir gesagt - und zwei gebrochene Sprunggelenke operiert, während mir nervige Medizinstudenten über die Schulter geglotzt hatten. Ja, ich weiß, ich war selber mal so eine gewesen, aber trotzdem war es halt... etwas ablenkend.

Ich griff seufzend nach einem Glas Wasser und trank große Schlucke daraus. Hunger hatte ich auch, da ich bis auf einen Müsliriegel in der Früh noch nichts gegessen hatte, aber ich wollte jetzt nicht in die Cafeteria gehen.
Die war einfach zu weit weg.

Deshalb stand ich wieder auf und wollte nach etwas Essbarem stöbern, aber genau in dem Moment, in dem ich meinen Kopf in einen Schrank steckte, kam Dr. Luddington herein.

"Dr. Lewis, was wird das? Machen Sie etwa schon wieder Pause?"
"Ähm, nein, das ist meine erste Pause und ich wollte gerade etwas...", wollte ich mich erklären, aber sie unterbrach mich. Das tat sie irgendwie wirklich gerne.

"Interessiert mich nicht. Gehen Sie doch zu Mr. Trenton und informieren Sie ihn über seinen Zustand und über die Physiotherapie."

"Okay", murmelte ich, griff nach den Unterlagen, die sie mir in die Hand drückte und verließ den Gemeinschaftsraum. Und diese Hexe von Frau.
Ihr war bestimmt doch aufgefallen, dass ich heute verschlafen hatte. Toll, einfach nur wunderbar. 

Also machte ich mich auf den Weg zu Mr. Trentons Zimmer. Ich klopfte kurz an den weiß gestrichenen Türrahmen und begann dann mit einem Blick auf meine Unterlagen zu sprechen. "So Mr. Trenton. Ihre OP ist jetzt drei Tage her, Sie sollten noch einige Tage Bettruhe beibehalten, dann können Sie mit langsamen Gehen auf Krücken beginnen und..."

Sucker For Him | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt