Kapitel 16

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Will

"Ich kann nicht, Will. Ich kann es dir nicht sagen."

Mehr brauchte es nicht. In diesem Moment war ich wahrscheinlich das größte Arschloch im gesamten Westen der USA, ich konnte mich allerdings nicht zurückhalten, konnte nicht an Mila denken. Ich sah nur sie.

Ich überbrückte die kurze Distanz zwischen uns und presste meine Lippen auf ihre. Sie stöhnte leise und legte ihre Hände auf meine Oberarme, um sich abzustützen. Ich vertiefte den Kuss und umfasste mit einer Hand ganz leicht ihre rechte Wange.

Ich fühlte, wie sich ihre Fingernägel durch mein Shirt in meine Haut bohrten, aber es war mir egal. Ich wollte mehr. Mehr von dem Kuss, mehr von ihr. Und ich spürte, dass sie es eigentlich auch wollte. Eigentlich.

Denn als ich mit meiner linken Hand unter ihr Shirt fuhr und sanft über ihre weiche Haut strich, versteifte sie sich plötzlich.
Sie legte ihre Hände auf meine Brust und drückte mich von sich weg.

Mit aufgerissenen Augen sah sie zu mir auf, ihre Wangen waren gerötet und ihr Atem ging keuchend. Ich sah wahrscheinlich genauso aus, mein Herz donnerte gegen meinen Brustkorb.
"Was...?", fragte ich verwirrt und ließ meine Hand unter ihrem Shirt hervorgleiten.

Sie rang nach Atem.
"Wir können das nicht tun, Will. Das war ein Fehler. Du bist verlobt. Verlobt, verdammt."
Verzweifelt fuhr sie sich durch die Haare.
Ein Fehler, es war ein Fehler.

Diese Worte schwärmten durch meinen Kopf wie ein verdammtes Mantra. Es war kein Fehler! So hat es sich auf keinen Fall angefühlt. So richtig hat sich noch nie irgendetwas angefühlt. Und auch wenn mich mein schlechtes Gewissen Mila gegenüber beinahe umbringt, bereue ich keine Sekunde. Scheiße, zu was für einen Menschen macht mich das bitte?

"Will, sag doch was", drängte Cara, ihr Gesichtsausdruck schwankte immer noch zwischen Schock und... Resignation?
Ich bringe jedoch kein Wort heraus, sehe sie nur an, wie sie hecktisch versucht, ihre zerzausten Haare in Ordnung zu bringen.

"Ähm, okay, ich glaube es ist besser, wenn du gehst, Will", sagte sie dann leise. Als ich keine Anstalten machte, ihre Wohnung zu verlassen, legte sie eine Hand auf meine Schulter und blickte mich ernst an. Ihre grauen Augen, die sonst so sehr funkelten wie ein Edelstein, leuchteten jetzt nur noch trüb.

"Bitte, Will. Geh nach Hause. Es macht alles nur noch schlimmer, wenn du bleibst. Das hat doch keine Zukunft. Oder wirst du meinetwegen Mila abservieren?", fragte sie. Sie versteckte es gut, aber ich sah, wie Hoffnung in ihren Augen aufglomm, als ich nicht sofort antwortete.

"Ich sollte jetzt besser gehen", sagte ich mit belegter Stimme. Ich konnte ihr keine Antwort geben. Nicht wirklich. Ich fuhr mir kurz über das Gesicht, öffnete dann die Tür und trat über die Schwelle nach draußen in den Flur.

Ich konnte es mir nicht verkneifen, noch einen Blick zurück zu werfen.
Cara stand immer noch an der gleichen Stelle, ihre Lippen waren ein wenig geschwollen und ihre Wangen gerötet. Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht identifizieren, als sie kurz meinen Blick festhielt, sich dann aber abwandte und aus meinem Sichtfeld trat.

Ich schloss dir Tür hinter mir, und schlug mit der Faust auf die Wand gegenüber.
"Fuck", fluchte ich. Wie konnte diese Situation so außer Kontrolle geraten? Wir waren auf einem guten Weg gewesen, einigermaßen wie Freunde zu leben. Das hatte ich heute wohl grandios vermasselt.

Aber ich hatte es vorher eigentlich schon gewusst. Ich konnte nicht nur mit Cara befreundet sein. Es ging einfach nicht, so sehr ich mich auch dagegen wehren wollte. Mila zuliebe.

Ich machte mich gerade auf dem Weg nach unten, als mein Handy in meiner linken Hosentasche vibrierte.

~1 neue Nachricht von Sean
Jo, Will, Lust, nach dem Training noch ins JJ's zu gehen?"

Sucker For Him | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt