Chapter Fourteen

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Der Weg zu Kyle schien so unendlich. Ich schwebte in einer kleinen Blase, die nichts durchdringen ließ. Kyle hatte meine Hand in seine genommen. Unsere Finger waren miteinander verschränkt. Die Wärme floss durch meinen ganzen Körper, während er seine Haustür aufschloss und das Licht im Flur anknipste. Er stellte meine Tasche in die Ecke, direkt unter die Garderobe und ließ meine Hand einen kurzen Moment los, um die Tür leise hinter uns zu schließen.

„Was ist mit deinen Eltern?" Unwohl knetete ich meine Hände und schaute mich im Hausflur um. Das Haus der O'Connors war wie unseres. Auf der linken Seite ging es in ein Wohnzimmer, während neben mir, auf der rechten Seite, ein Weg in die Küche führte. Nur Kyles Zimmer musste anders liegen. Es musste die linke Treppe hochführen.

„Ich glaube, unsere Eltern sind sich ähnlicher, als wir denken." Er zog seine Schuhe aus und kickte sie neben meine Tasche, bevor er mich leicht anlächelte. „Ich hol' dir ein Glas Wasser."

Einen Moment stand ich, nicht wissend, was ich tun sollte, im Flur. Dann zog ich mir ebenfalls meine Schuhe aus und stellte sie vorsichtig zu Kyles.

„Hier." Ich zuckte leicht zusammen, als Kyle dicht hinter mir stand und drehte mich zu ihm um. Meine Finger zitterten immer noch und peinlich berührt, versuchte ich so schnell es ging, das Glas zu fassen. Meine Kehle lechzte förmlich nach dem kalten Wasser. Einige Tropfen rannen mein Mundwinkel entlang und eilig tupfte ich sie mit meinem Ärmel weg.

Kyle nahm mir ohne weitere Worte das Glas ab, stellte es auf eine Kommode und nahm meine Tasche, bevor er auch mich an die Hand nahm und in sein Zimmer führte. Er stellte sie in eine Ecke ab und bugsierte mich auf das Bett, bevor er auch hier das Licht anknipste. Verlegen kratzte er sich am Nacken. Seine Haare lagen ganz zerzaust auf seinem Kopf. Sein Bizeps spannte sich an.

Ich sah mich in dem Zimmer um. Es war relativ schlicht gehalten. Nur einzelne Poster von irgendwelchen Musikern hingen an den Wänden. Sein Schrank war leicht geöffnet. Die Kleidung stapelte sich davor. Ich lächelte. Liam hatte es auch nie geschafft, seine Kleidung vernünftig zu falten.

Meinem Blick folgend, lief Kyle auf den Kleiderschrank zu und schmiss die am Boden liegenden Sachen in die einzelnen Fächer, bevor er die Türen schloss.

„Tut mir leid, für die Unordnung."

Sein Zimmer war keineswegs unordentlich. Die Bettwäsche war zerknüllt und ein Kissen lag auf dem Boden, aber sonst war alles an seinem Fleck, soweit ich es einschätzen konnte.

„Du hast ein schönes Zimmer." Ich stand auf. Neugierig lief ich einige Schritte durch das Zimmer und blickte dann zu dem Balkon. Es war surreal, dass ich auf der anderen Seite lebte.

„Möchtest du duschen?" Kyle öffnete ein Fenster auf Kipp, als er schließlich die Tür zum Badezimmer öffnete. Ich nickte unsicher und blickte auf meine verschmutzte Jeans und das langärmelige Shirt, was nun völlig verschmiert war. „Ja", ergänzte ich zur Sicherheit noch einmal laut und bückte mich zu meiner Tasche. Kyle hatte sie gepackt.

Als ich nach der Unterwäsche griff, wurde mein Gesicht ganz heiß und schnell ballte ich meine Faust um das Höschen und zog eine Shorts und ein Top heraus.

Im Badezimmer legte Kyle mir alles zu Recht. Er kramte in der Schublade nach einer Zahnbürste und legte sie auf den Rand des Waschbeckens. Danach nahm er ein großes Badetuch aus dem Schrank und legte es daneben.

„Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Wenn etwas ist, ruf mich einfach."

Ich nickte mit meiner Kleidung im Arm. Ich fühlte mich wie ein kleines, unwissendes Kind, was gerade erfuhr, was es bedeutete, in der Realität zu leben.

Liebes Tagebuch || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt