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POV Jules

Stimmengewirr, weinende Kinder, laute Bahnhofsansagen, viel zu gestresste Menschen, verzweifelte Schaffner und ich mittendrin. Der Hauptbahnhof war rappelvoll und von überall drängten sich Menschen durch die engen Bahnhofswege.

Als wäre das nicht genug, stand ich mittlerweile schon über eine Stunde am selben Fleck. Mein Zug war ausgefallen und auch der nächste lies nun schon viel zu lange auf sich warten. Nicht einmal den Podcast, welchen ich schon seit einer halben Stunde vergeblich versuchte zu hören, verstand ich richtig. Genervt setzte ich meine Kopfhörer ab und starrte auf die Gleise. Ich würde wohl bald durchdrehen.

„Mal wieder typisch... Deutsche Bahn", murmelte ich mit zusammengebissenen Zähnen in mich hinein und versuchte mich irgendwie zu beruhigen. „Helena.. Denk an Helena", trichterte ich mir ein.

Sie würde jetzt sicher wissen was zu tun wäre, um meine schlechte Laune zu vertreiben. Das schaffte sie so oder so immer. Sie brauchte nur im selben Raum wie ich zu sein um mir ein Dauergrinsen auf den Mund zu zaubern.

Wir waren gerade mal 2 Tage getrennt und schon fehlte sie mir sehr. Eigentlich kaum zu glauben, da wir schon fast ein halbes Jahr ein Paar waren. Der Gedanke an ihre wunderschönen Augen, ihr strohblondes Haar und ihr süßes Lachen ließen mich noch missmutiger werden.

Sie war bis vor kurzem noch auf das Mädchen Internat in meiner Stadt gegangen. Allerdings hatte mein Basketballverein, auf Grund von mangelnder Räumlichkeiten, die Sporthalle des Internats für das Training nutzen dürfen. Sonst hätte ich sie vermutlich nie kennengelernt, da Jungs normalerweise strengsten untersagt war das Internats Gelände zu betreten. Wirklich Sinn hatte es für mich nie ergeben. Vor allem da ein paar Schülerinnen, später auch inklusive Helena, in Beziehungen waren. Naja wie auch immer. Die Hausmeisterin war zum Glück nicht immer die Strengste gewesen.

Helena war schon früher an die Nordsee gefahren, um rechtsseitig zum Praktikums Beginn Vorort zu sein. Nach dem Abitur hatte sie nämlich einen Platz in einer Seehunde-Hilfsstation am Meer bekommen. Naja, soweit man das so nennen konnte. Aufgezwungen wäre da wohl die bessere Wortwahl gewesen. Anfangs hatten wir noch die Idee, die Entfernung als Beziehungstest zu nutzen und nur positive Dinge aus dieser zu lesen. Relativ schnell war uns allerdings auch bewusst geworden, dass genau das einer dieser Tests war, die man nicht durchmachen wollte und so entschied ich mich mit ihr zu gehen. Wir würden sowieso nur etwa 6 Monate dort verbringen und diese Auszeit wollte ich mir nach dem Abitur sowieso gönnen um zu entspannen und zu jobben.

Meine Mutter wollte allerdings unbedingt, dass ich, bevor ich zur Küste fahren würde, noch beim Umzug half, da sie jede helfende Hand gebrauchen konnte, die sich nur anbot. Dabei hatte ich mich garnicht angeboten. Sie schien meine Hilfe allerdings für eine Selbstverständlichkeit zu halten, da sie mich ja schließlich mein halbes Leben durchgefüttert hatte. Um einem unnötigen Streit aus dem Weg zu gehen, hatte ich eingewilligt und Helena war eben schonmal vorgefahren. „Wäre sie jetzt hier würde alles gleich viel erträglicher sein. Man Helena!", murmelte ich immer noch missmutig und hing meinen Gedanken nach. Immer hin wusste ich jetzt, dass weite Entfernung so garnicht mein Ding war und meine Entscheidung wohl die Richtige gewesen war.

„Jules?", fragte eine Stimme und riss mich abrupt aus meinen Tagträumen, „Dich gibts noch?" Erschrocken zuckte ich zusammen und blickte auf die Person die mich gerade angesprochen hatte. Ein gut gebauter großer Junge mit einen Lockenkopf schaute mich überrascht und gleichzeitig grinsend an. Meine Kinnlade klappte runter als ich erkannte um wen es sich handelte und meine Laune hob sich augenblicklich ein bisschen. Nick.

„Ich hätte wirklich mit allem gerechnet.. außer mit dir.", sagte er lachend und stellte sich mitsamt seinem Gepäck direkt neben mich. „Zufälle gibts", antwortete ich noch immer überrumpelt.

Never. Ever.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt