Dämon Und Engel? Was Sind Wir?

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Es war ein warmer Frühlingsabend. Aziraphale hatte sein geöffnet Schild seiner Bücherei auf die geschlossen Seite gedreht und schlich langsam in das Badezimmer, das im hinteren Teil des Verkaufsraumes lag. Ein kleiner Blick in den Spiegel reichte, dann eilte er nach draußen und stieg in ein Taxi. Er sah seit über 100 Jahren kaum verändert aus, manchmal trug er die Haare anders, je nach dem welche Frisur in Mode war. Vor vielen Jahren hatte er seine schneeweißen Haare in kleine Löckchen drehen lassen, doch er fand dass sie ihm normal und aufgestellt in dieser Zeit besser standen. Der Engel sah unbeeindruckt aus dem Fenster und lies seine Gedanken in der Luft schweifen, während das Taxi ihn zu seiner Verabredung führte. Es war nun ein Jahrzehnt vergangen, seit dem beinahe Armageddon und die Welt hatte sich kaum ein Stück verändert, zumindest kam ihm das so vor. Nur etwas war anders geworden, er und der Dämon Crowley sahen sich viel häufiger und waren so gut wie jeden zweiten Tag zum Essen verabredet. Der alleinige Gedanke an die äußerst reizende Gestalt, die sich in viel zu enge Lederhosen quetschte und seinen Hüftschwung, dem eine Ballerina nachtrauern konnte, ließen seine Mundwinkel sofort in die Höhe sprießen. Schnell versuchte der Engel sich zu sammeln. Er hatte seine Karten im Himmel bereits verspielt, er musste nicht auch noch verdammt werden und trotzdem brachte er seine Vorstellungskraft nicht dazu, den intensiven Geruch des Dämons aus seiner Nase zu vertreiben. Es war ja nicht so, dass Crowley kein Interesse zeigte, nein ganz und gar nicht, manchmal machte er es ihm sogar schwierig abzulehnen und seit 10 Jahren wurden die Annäherungsversuche häufiger. Wobei das auch daran liegen könnte, dass sie sich auch öfter sahen. Dieser Dämon... er würde ihn noch in den Wahnsinn treiben, es war wie ein Spiel mit dem Feuer. Eines, das ihm seine weißen Flügel, auf die er so stolz war, schwarz färben konnte. Trotzdem, Aziraphale konnte es nicht lassen, er fühlte sich an der Seite des Dämons an seinem richtigen Platz. Er war dort wo er hingehört, die beiden waren ihre eigene Seite. Der Engel war zu vertieft in seiner Grübelei, dass ihm gar nicht aufgefallen war, dass das Taxi bereits angehalten hatte und der Fahrer ihn missmutig beäugte.

Aziraphale zahlte schnell und Schritt auf das äußerst ausgefallene Establishment zu, in welches der Dämon ihn diesmal eingeladen hatte. Es war Prunk, das gefiel dem Engel, es bedeutete, dass die Speisen sicher vorzüglich waren, aber seine innere Stimme sagte ihm, dass diese Verabredung sich von all den anderen Malen unterschied.

„Du bist spät Engel!" Der Rothaarige stolzierte mit eleganten Schritten in seine Richtung und musterte sein Gegenüber neckisch. Er sah umwerfend aus in seinem dunklen, enganliegenden Gewand

„Crowley! Tut mir leid, ich war in einem sehr langen Gespräch mit einem Schriftsteller vertieft, der sich äußerst für meine Sammlung altertümlicher Lexika interessierte und-" Crowley unterbrach ihn mit einem raschen Winken

„Warum hebst du dir deinen Monolog nicht für drinnen auf, sonst nehmen die uns noch die Reservierung weg. Ich höre dir mir dann die Geschichte, deiner Lexika an klar? Gut, dann los." Der Dämon hackte sich unter den Engel ein und die beiden gingen in das innere des Restaurants. Aziraphale hatte sich damit abgefunden, dass der Rothaarige sich offensichtlich an ihn ranschmiss, denn die enge Berührung ließ ihn von innen heraus warm werden. Auf die beiden wartete ein sieben Gänge Menü, mit reichlich Wein und einem süßen Dessert. Sie unterhielten sich über dass was in den letzten Tagen beim jeweiligen vorgefallen war und auch über altes, Geschichten, die vielleicht tausende von Jahren zurück lagen. 6000 Jahre ließen sich schwer in einem Jahrzehnt zusammenfassen. Während der Engel genüsslich von seinem Teller aß, fiel ihm auf dass Crowley ihn oftmals fixierte und das Essen ihn eher wenig juckte. Das war zwar auch nichts mehr neues, doch jetzt und in diesem Moment spürte er es deutlich und wundersamer Weise, auch zum ersten Mal. Zuneigung. Es war wie warme Strahlen die vom Dämon aus über den Tisch wirkten. Aziraphale verschluckte sich leicht an seinem Nachtisch und tupfte sich schnell mit einer Serviette den Mund ab.

The fault in our StarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt