Bokuto x Akaashi

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12:36 Uhr
Es war nur noch eine Frage von Sekunden bis der Langschläfer seinen Kopf ins Wohnzimmer stecken würde.
Er hatte ihn nebenan ächzen und grummeln hören. Kurz nach dem Aufwachen war jener besonders anhänglich und forderte immer eine gewisse Portion Liebe ein, bis er endlich in die Gänge kam.

Akaashi saß konzentriert an seinem Laptop und laß verschiedene Beiträge durch, die in der nächsten Ausgabe des Manga Magazins abgedruckt werden sollten. Es war der 17. Tag im Homeoffice und er hatte sich angewöhnt, zeitig aufzustehen, um wenigstens ein bisschen in Ruhe seine Arbeit zu erledigen. Denn dadurch, dass bei Bokuto nun alle Spiele und Trainingseinheiten abgesagt wurden und es eine strikte Ausgangssperre gab, wuselte das Energiebündel den ganzen Tag rastlos durch die Wohnung. Und strapazierte somit seine Nerven. Was ihn viel mehr stören sollte, aber er ihn insgeheim genau deswegen liebte.
Da die Eule aber immer bis tief in die Nacht munter war und mit Kuroo online Cards Against Humanity spielte – das war es bei den beiden tatsächlich, Akaashi hatte einmal einen Blick über Bokutos Schulter geworfen und den Satz „Was beendete meine letzte Beziehung? - Spontane Selbstentzündung" gelesen – schlief er dementsprechend bis zur Mittagszeit.
Danach wollte sein Freund aber beschäftigt werden. Wollte sich körperlich austoben. Wollte etwas tun. Das Problem war dabei nur, dass Akaashi selbst arbeiten musste. Zwar im Homeoffice und nur Montag bis Freitag, aber trotzdem mussten die Fristen eingehalten werden. Und hin und wieder hatte er auch Online Konferenzen, die via Skype abgehalten wurden.
Einmal hatte der Schwarzhaarige den Fehler begangen und hatte sich das Meeting in die Nachmittagszeit gesetzt. Während er gerade seinen Kollegen und dem Chef eine neue Beitragsreihe vorstellte, platzte Bokuto ins Zimmer rein und fing lautstark an, sich über seine Langeweile zu beschweren. Kraftausdrücke inklusive. Und als Keiji ihm dann endlich klar machen konnte, dass er sein Jammern gefälligst in ein anderes Zimmer verlegen sollte, weil er gerade in einer wichtigen Besprechung saß, hatte der Profivolleyballer nur ein „Upps" über die Lippen gebracht. Der Ältere war zu ihm gekommen, hatte Akaashi ein „Sorry, lass uns nachher Entschuldigungs-Sex haben" ins Ohr gehaucht und ihm dann einen Kuss auf die Wange gedrückt. Alles vor laufender Kamera. Das war an Tag 3.

Seitdem hatte er immer eine Möglichkeit gefunden Sex zu haben.
Es gab Ich-bin-frisch-geduscht-Sex.
Scheiße-ich-habe-3kg-zugenommen-Sex.
Ich-war-2h-auf-mich-alleingestellt-Sex.
Dein-Hintern-sieht-fantastisch-in-der-Jogginghose-aus-Sex.
Heute-regnet-es-Sex.
Ich-kann-nicht-schlafen-Sex.
Guten-Morgen-Sex.
Ich-habe-mir-den-kleinen-Zeh-beim-Kopfstand-gestoßen-Sex.
Mir-ist-Langweilig-Sex.
Nach-dem-Sex-ist-vor-dem-Sex-Sex.

Um nur einen kleinen Einblick in die aktuelle Situation zu geben. Tatsächlich war das auch die beste Variante, um ihm die überschüssige Energie zu entziehen. Nur war Akaashi danach selbst immer völlig erledigt, weil Bokuto all seine Leidenschaft investierte und es niemals nur bei einer Runde blieb.
Da er wusste, das er das nicht mehr lange ertragen konnte, hatte er sich täglich hunderte Beschäftigungsmöglichkeiten für den Großen ausgedacht.
Wie zum Beispiel:
• 50 Liegestütze, mit ihm selbst auf dem Rücken
• Die Möbel in der Wohnung neu Arrangieren.
• Die komplette Wohnung innerhalb von 30 Minuten blitzeblank putzen.
• Den ganzen Tag sich nur auf einem Bein hüpfend bewegen.
• Fenster putzen nur mit einer Hand, die andere ist auf dem Rücken festgebunden.

Die Schiebetür knarzte. Gelbe Augen suchten seinen Blick.
„Oi, Akaaaaashiii!", rief er mit leuchtenden Augen. Dann besann er sich eines besseren und fragte leise nach: „B-bist du gerade live?"
Keiji klappte den Laptop zu und stützte seinen Kopf auf seine Hand.
„Nein, alles gut."
Nun traute sich sein Freund in das Zimmer. Er hatte immer noch das Shirt an, welches schon seit drei Tagen nach bitte-wasch-mich-wieder stank. Kein Wunder, er trug es 24h lang seit 5 Tagen.
„Musst du noch viel arbeiten?"
„Nein, ich muss nur noch zwei Texte korrigieren."
Koutarou flätzte sich ihm gegenüber und legte seinen Kopf auf den Tisch.
„Mir ist langweilig.", seufzte er.
„Jetzt schon? Du bist doch gerade erst aufgestanden. Willst du etwas Essen? Im Kühlschrank ist noch etwas Nabemono von gestern."
„Ooooh wie geil!", rief er ganz begeistert. Schon halb auf dem Sprung Richtung Küche, fragte er dann noch: „Muss ich den einfach nur warm machen?"
„Hmm, einfach den Topf auf den Herd stellen.", antwortete er wieder leicht abwesend.
Damit hatte Akaashi sich etwas Zeit verschafft und widmete sich nun wieder seiner Arbeit. Wenn er mit den Texten fertig sein würde, hätte er es geschafft und könnte einen Tag eher ins Wochenende starten. Und somit die volle Aufmerksamkeit auf die stürmischen Launen der Eule legen.

Keiji schreckte aus seinen Unterlagen, als er einen verbrannten Geruch wahrnahm.
„Bokuto-san?!"
Stille.
Ein verzweifeltes „FUCK!" aus einem Raum, der nicht die Küche war.
Dann klapperte Besteck. „Scheiße, scheiße, scheiße.", hörte er den Volleyball Spieler fluchen.
Akaashi griff sich mit Daumen und Zeigefinger an die Nasenwurzel und schloss die Augen.
Wie hatte dieser Typ eigentlich bis zur 2. Klasse der Oberstufe ohne ihn sein Leben gemanaged?
Er konnte noch nicht mal eigenständig Suppe aufkochen? Was hatte er gemacht? Sich wieder wieder mit Kuroo sinnlose Memes hin und her geschickt und alles um sich herum vergessen?
Der Schwarzhaarige seufzte laut. Seine Texte konnte er jetzt erst einmal vergessen.
Ein bisschen genervt, aber auch über seinen Idioten schmunzelnd stand er auf und ging in die Küche.

Dort begrüßte ihn ein unvergessliches Bild.
Aufsteigender Dampf. Überall verspritzte Suppe. Verkohlte Fleischstückchen auf dem Herd. Bokuto mit zwei dicken Topfhandschuhen, der versuchte einen Teil des Essen aus dem Topf in eine Schüssel zu füllen. Seine Haare waren auf der einen Seite glatt nach unten gekämmt und ... mit Haarspray fixiert? Was ...?
„Die Sauerei machst du aber selbst wieder weg."
Mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck drehte sich sein Freund zu ihm um.
„Keijiii.... Bitte hilf mir...", jammerte er.
In dem Moment klingelte sein Handy. Eine LINE Message in der Gruppe WHYYY?! von Iwaizumi.

Iwaizumi-san, 12:57 Uhr
*Bild vom Wohnzimmer, ohne Möbel, nur noch mit zwei Lampen links und rechts – dazwischen ein Seil*
*auf dem Boden dicke weiße Markierungen für ein Spielfeld*
*mittendrin Oikawa, der sich den schmerzenden Schädel rieb*
Untertitel: „Ich schwöre, ich bring den Kerl um."

Akaashi musste sich ein Schmunzeln unterdrücken. Er hoffte, dass Bokuto niemals auf diese Idee kommen würde, obwohl seine bisherigen auch nicht viel besser waren.

Kozume-san, 12:58 Uhr
Cool.
Wie ist das passiert?

Iwaizumi-san, 12:58 Uhr
ICH WAR NUR KURZ EINKAUFEN!!!

Kurzerhand machte er ein Foto von Bokuto und schickte es in die Gruppe.

Akaashi Keiji, 12:59 Uhr
*Bild von der aktuellen Situation*
Untertitel: „Gott sei dank gibt es Lieferdienste."
Dann steckte der Jüngere sein Handy wieder weg und nahm dem Küchenheld den Topf aus der Hand. Es war ein Geschenk zum Einzug in die Wohnung von seinen Eltern gewesen. Der hatte bestimmt auch nicht wenig Geld gekostet. Naja, der Topf war hin.
Keiji ging ins Bad und spülte den Rest im Klo herunter. Den Topf schmiss er in einen Müllsack und kam dann wieder in die Küche.
„Du solltest nur das Essen aufwärmen."
„Hab ich doch!"
Akaashi zog eine Augenbraue nach oben, behielt den gelangweilten Gesichtsausdruck bei.
„Ich wusste nicht, dass es so schnell heiß wird ...", setzte Bokuto verlegen nach und machte sich daran den Herd und die Arbeitsplatte zu reinigen, während Keiji abwartend im Raum stand.
„Möchte ich wissen, wieso du deine Haare wie die von Kuroo-san gestyled hast?"
Der Spieler verzog nur seinen Mund zu einer Schnute und schüttelte schuldbewusst den Kopf.

Ein leiser Seufzer entfuhr dem ehemaligen Zuspieler. Dann gab er seinem Chaoten einen Kuss auf die Wange. Betete aber gleichzeitig zu Gott, dass die aktuelle Situation bald ein Ende finden würde und er nicht plötzlich in einem abgebrannten Haus aufwachen müsste.

In QuarantäneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt