„Und vergiss nicht, die Herdplatte auszumachen, wenn du fertig bist! Ich möchte nicht in den Nachrichten lesen müssen, dass euer Haus abgebrannt ist!", belehrte Sugawara seinen Schützling.
„Jaja!", winkte der junge Mann hektisch ab und hatte seine Aufmerksamkeit schon wieder auf etwas anderes in seinem Raum gerichtet.
Scheinbar war jemand in das Zimmer des Jüngeren getreten, denn Hinata hatte den Kopf von der Kamera abgewandt und sprach mit jemanden.
Nach einer kurzen Diskussion tauchte ein schwarzhaariger, hochgewachsener Mann in Sugawaras Bildschirm auf.
„Konbanwa, Sugawara."
„Kageyama-kun! Oh, dich habe ich ja auch lange nicht mehr gesehen. Moment, hast du da blonde Strähnchen im Haar? Warst du vor dem Lockdown noch beim Frisör?" fragte der Ältere verwundert.
Er konnte beobachten wie Hinata von Tobio böse Blicke zugeworfen bekam. „Nein ... der Idiot hier dachte sich nur, es wäre eine gute Idee, meine Haare zu färben. Nachts, während ich geschlafen habe!"
Daraufhin bekam Shoyo eine deftige Kopfnuss. „Aua!", jammerte der Kleinere. Sugawara sah mit großen Augen zu wie sich die beiden Profispieler kabbelten.
„Hört auf euch gegenseitig fertig zu machen."
Doch die beiden dachten gar nicht daran der Anweisung Folge zu leisten.
Kageyama zog an Hinatas Haarpracht. Und Hinata drückte seine Hände gegen Kageyamas Gesicht.
Er hätte jetzt auch das Geräusch zweier zankender Krähen einfügen können und man hätte keinen Unterschied gemerkt.
Das Kamerabild begann zu wackeln, da sie wohl in ihrer Kabbelei gegen den Laptop gestoßen waren.
„Kageyama, hör auf Hinata die Haare auszureißen. Und Hinata, hör auf Kageyama zu provozieren!", tadelte Sugawara die beiden in einem strengen Ton.
Augenblicklich verharrten die Kampfhähne und ließen dann voneinander ab.
Nach einer kurzen Entschuldigung, bedankte sich Hinata noch bei seinem Senpai und sie beendeten das Gespräch.
Seufzend, aber unendlich glücklich klappte Sugawara den Laptop zu.
Einen kurzen Moment starrte er in Erinnerungen schwelgend aus dem Fenster.
Draußen war die Sonne untergegangen und der Himmel in ein kräftiges Lila-Rot getaucht.
„Du vermisst sie wirklich, oder Suga-MUM?", zog ihn sein Freund mal wieder auf.
„Das sagst gerade du, DAD-chi." Provozierend wackelte der Grauhaarige mit den Augenbrauen.
Auf die Aussage hin legte sich ein leichter Rotschimmer auf die Wangen des ehemaligen Karasuno Captains.
Koshi rutschte nun zu seinem Partner, der zwar noch aufrecht im Bett saß, aber die Beine schon unter die Decke gekuschelt hatte. Daichi löste fast jeden Abend vorm Schlafengehen ein paar Kreuzworträtsel in seinem Heft. Dabei knabberte er unbewusst immer sehr verführerisch an einem Bleistift, dessen Ende schon zahlreiche Abdrücke seiner Zähne aufwies.
„Aber ja, ich vermisse sie wirklich." Sugawara legte den Kopf auf die Schulter seines Freundes.
„Vor allem, seitdem ich noch nicht mal mehr in die Schule gehen und dort unterrichten kann. Diese Online-Sache ist Mist." Er seufzte. „Ich vermisse den Trubel. Das Kinderlachen in der Pause. Die spielerischen Kabbeleien auf dem Schulflur. Die kreativen Ausreden für vergessene Hausaufgaben oder für's Zuspätkommen."
Noch immer auf das Rätsel konzentriert, aber doch aufmerksam zuhörend, erwiderte Daichi nur: „Du liebst deinen Job wirklich, hm?" Gleich darauf schrieb er eine Lösung in die Kästchen.
Leicht eingeschnappt blies Sugawara seine Wangen auf und hob den Kopf. „Na hör mal, natürlich liebe ich ihn!", entgegnete er und sah ihn streng an.
„Ich dachte nur, dass du froh bist, mal ein bisschen Ruhe zu haben.", fügte Daichi an, immer noch abgelenkt durch den Kniffelspaß. Der Bleistift tappte kurz gegen seine Lippen und wanderte dann wieder in seinen Mund. Sawamura war hochkonzentriert und schaffte es trotzdem seinem Mann zuzuhören und ein anständiges Gespräch zu führen. Aber das war ja auch kein Wunder. Er hatte schließlich auch die Prüfung zum Polizisten geschafft, dachte Koshi.
„Wenn ich froh um meine Ruhe wäre, würde ich keine Kinder wollen.", nuschelte der Grauhaarige vor sich hin und verschränkte die Arme.
Etwas fester als beabsichtigt biss der Polizist auf das Schreibmaterial.
Er drehte den Kopf zu Sugawara und sah ihn ein bisschen überrumpelt von dem Themawechsel an. Der Stift sank eine Etage tiefer. „Suga ...?"
„Ahahaha, nichts, nichts!", abwehrend gestikulierte der Grundschullehrer mit den Händen.
Doch das Interesse des Braunhaarigen war geweckt. Er legte den Rätselkatalog zur Seite.
„Doch, doch. Sprich nur weiter.", sagte der Polizist abwartend und beobachtete seinen Freund ganz genau. Der ungewöhnlich still geworden war und seinem Blick auswich.
Das war dem Lehrer mehr als unangenehm. Sie hatten noch nie über das Thema Kinder gesprochen. Obwohl sie jetzt schon seit 10 Jahren ein Paar waren, hatte der Kleinere es noch nicht gewagt seinen Partner auf seinen Wunsch anzusprechen. Er hatte Angst, dass Daichi nicht das Bedürfnis hatte eine Familie zu gründen. Klar, er hatte auch kein Problem über seine Vorlieben im Bett mit seinem Gegenüber zu sprechen. Aber das Thema Kinder war einfach etwas ganz anderes. Das wäre ein einschneidendes Ereignis in ihrem Leben und ein unerwiderter Kinderwunsch war nicht so einfach zu fixen, wie ein ausbleibender Orgasmus.
Vor allem wusste er, dass Sawamura als Polizist ohnehin schon ein anstrengendes Leben führte. Immer, wenn dieser nach Hause kam, hallten Sätze wie „Kami-sama, ich brauche jetzt erstmal eine Portion Schlaf." oder „Kami-sama, hier ist es immer so schön ruhig." durch die Wohnung.
Das verunsicherte den Lehrer jedes Mal immens, wenn er endlich den Entschluss gefasst hatte, dieses Thema anzustupsen.
Als der Silberhaarige nicht weitersprach, ermutigte ihn sein Partner mit einem: „Koshi, was ist los? Wir können doch über alles reden."
Na gut, jetzt waren sie schon so weit, da konnte er auch mit der Sprache rausrücken, dachte Sugawara.
„Ich will Kinder von dir, Sawa."
Stille.
Quälende Stille.
Sugawara traute sich nicht, seinen Partner anzugucken. Er konnte sich vorstellen, dass er gerade entsetzt und sprachlos von der Seite gemustert wurde.
Ein Räuspern.
„Ähm. Also, ich weiß, dass du kein Biologie unterrichtest, aber ... du weißt, wie das funktioniert, oder nicht? Ich ... also, das klappt mit deinen körperlichen Voraussetzungen nicht und ..."
„Daichi! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?!", blaffte Koshi ihn an. Nahm er die Sache etwa nicht ernst?
„Nein, nein, nein! So meinte ich das gar nicht! Gomen nasai!"
Der Ältere seufzte. „Ich meine, wenn ich könnte, würde ich dir gerne Kinder schenken. Aber ..." Eine leichte Röte zeichnete sich auf Sugawaras Wangen ab. Das Gesicht seines Freundes dagegen glich der Farbe einer überreifen Tomate.
„S-Suga ..."
„Da ich leider keine Gebärmutter besitze, würde ich gern Kinder adoptieren." Bei diesen Worten sah er Daichi fest in die Augen.
„O-okay." Immer noch völlig überrumpelt brachte der Braunhaarige nicht viel mehr über die Lippen.
„Ich wünsche mir wirklich schon lange Kinder. Gerade jetzt. Ich vermisse es mich um jemanden zu kümmern. Hinata und Kageyama sind zwar jetzt schon erwachsen, brauchen zum Glück aber immer noch ein bisschen Hilfe. Die anderen sehen wir auch nur noch selten, weil sie ihre eigenen Leben haben. Ich weiß mit meiner freien Zeit gar nichts anzufangen. Ich langweile mich. Schon vor dem Shutdown. Wenn du aber keine Kinder willst, dann ist das für mich auch okay. Wirklich! Ich will dir nicht vor den Kopf stoßen, denn ich liebe dich. Du bist der Mann meines Lebens und ich möchte, dass das für immer so bleibt. Ich könnte es nicht ertragen, wenn ich dich mit meinem Kinderwunsch vergraule, aber verdammt, ich wünsche es mir wirklich sehr. Aber ich kann es auch absolut verstehen, wenn du ni-"
„SUGA!", unterbrach der Polizist den Redeschwall seines Freundes. Sugawara sah nur peinlich berührt von seinem emotionalen Ausbruch auf die Bettdecke vor sich.
„Es ist okay. Ich habe doch auch schon drüber nachgedacht ein Kind zu adoptieren.", lachte der ehemalige Captain leise und fügte gespielt verletzt an: „Ich wusste gar nicht, dass ich dich so langweile, Suga!" Der Grauhaarige knuffte ihn in den Arm.
„Wirklich? EIN Kind...?" Koshi betonte die Eins besonders.
„Ja ...?" Jetzt war es Sawamura, der etwas verwirrt aus der Wäsche guckte.
„Okay, mit einem Kind wäre ich auch erst einmal zufrieden.", grinste Sugawara unschuldig.
Etwas schockiert über die Formulierung fragte Daichi nach: „Warte, was ...? Erst einmal ein Kind? Wie ... wie viele willst du denn haben?"
Der Grundschullehrer zog Sawamuras Gesicht zu sich und küsste ihn sanft. Da dieser aber immer noch recht steif und auf eine Antwort wartend dasaß, krabbelte Koshi, ohne den Kuss zu unterbrechen, auf seinen Schoß. Daichis große Hände fuhren ganz automatisch über Sugawaras Oberschenkel bis zu den angewinkelten Knien und hakten sich dort ein.
„Suga ...", hauchte er zwischen den süßen Küssen. „Ich würde das wirklich gern vertiefen, aber ich weiß, dass du gerade nur versuchst, dich vor der Antwort zu drücken. Und, das kannst du vergessen.", schmunzelte er gegen die weichen Lippen seines Gegenübers.
Ihre Nasen berührten sich. Sugawara sah seinem Traummann lange in die Augen. Auf der Suche nach irgendeiner vorausgehenden Ablehnung. Doch er konnte nur Offenheit und endlose Liebe entdecken.
„Also ...?", ermutigte ihn sein Freund.
Der Grauhaarige schluckte.
„Sechs.", nuschelte er leise.
Daichi lächelte tadelnd. „Ja, ich hätte jetzt auch gern Sex, aber erst bist du mir eine Antwort schuldig." Leicht verlegen schlug Sugawara dem Jüngeren gegen die Brust.
„Nein, ich meine sechs Kinder."
Jetzt erstarrte der Polizist wirklich und wurde ganz weiß um die Nase. Seine Kinnlade klappte nach unten.
„Wie bitte?! Was?! Weißt du wie viele das sind?!", fragte der Braunhaarige entsetzt eine Oktave höher. Sawamuras Augen wurden so groß, dass Koshi Angst hatte, seine Augäpfel würden gleich aus den Höhlen fallen. Bei dem Anblick musste sich der Kleinere ein Lächeln verkneifen.
„Genauso viele, wie man zum Volleyball spielen braucht. Ein komplettes Team.", antwortete Sugawara in seiner aufgesetzten Lehrerstimme. Dabei streckte er belehrend einen Zeigefinger aus.
„SECHS KINDER?! Weißt du, wie viel Arbeit das ist? Dir ist schon klar, dass nicht alle so ein engelhaftes Wesen wie Yamaguchi haben werden?"
„Ach, so einen Wirbelwind wie Hinata hätte ich auch wirklich gern."
„Kami-sama, ich habe einen Sadisten geheiratet!", stöhnte der Polizist gequält.
Lachend erwiderte Sugawara: „Übertreib' mal nicht. Es sind doch nur Kinder." Mit der Nase strich er über das Gesicht seines Mannes und küsste sich an der Stelle unterhalb seines Ohrs entlang.
„Die auch alle mal Teenager werden!", fügte der Braunhaarige zwar noch empört, aber schon deutlich abgelenkter hinzu.
„Mit dem schwierigen Alter haben wir doch schon in der Oberstufe Erfahrung gemacht."
„Du bist echt nicht mehr zu retten." Kopfschüttelnd, aber auch ergeben starrte Daichi seinen Freund an.
Sugawara konnte das Kopfkino in den Augen seines Partners förmlich sehen, welches sich jetzt bei ihm abspielen musste. Sawamura hatte den Blick stur auf Koshis Brust gerichtet. ‚Ups, ich glaube, ich habe ihn damit jetzt ein bisschen überfordert. Der Arme.', dachte der Lehrer, konnte sich aber ein gewinnendes Lächeln nicht verkneifen.
„Heey!"
Mit den Fingern hob er Daichis Kinn hoch und suchte seinen Blick. „Das heißt nicht, dass ich sofort sechs Kinder will. Es ist nur ein Wunsch. Und auch nicht alle auf einmal. Wir schauen erstmal, wie es läuft. Und, wenn wir beide z-u-s-a-m-m-e-n entscheiden, dass wir noch weitere Kinder wollen, dann ist das super. Wenn nicht, ist das auch okay. Dein Wohlergehen steht für mich immer noch an oberster Stelle. Verstanden?"
„Ja. Ich ... gomen, dass ich so reagiere ... das soll keine Abweisung sein, nur ... ich muss mich erst an den Gedanken von einem vollen Haus gewöhnen.", versuchte Daichi sich zu erklären.
„Ich weiß." Zärtlich strich Sugawara durch die kurzen braunen Haare. Voller Liebe und Verständnis lächelte er ihn an.
„War vielleicht auch ein bisschen plötzlich von meiner Seite."
„Alles gut. Du hättest mich nur vorsichtig darauf vorbereiten können. Ich dachte, ich sterbe an einem Herzkasper! Hier, merkst du, wie schnell es schlägt?" Der Polizist führte Koshis Hand an die eigene Brust.
„Hah? Wie sollte ich dich bitte deiner Meinung nach ‚vorsichtig' darauf vorbereiten? Und tu mal nicht so als wärst du ein alter Mann. Officer Jung-und-knackig. Schließlich bin ich der Ältere!" Sugawara konnte über seinen Freund nur schmunzeln.
„Keine Ahnung. Vielleicht liegt es auch einfach nur daran, dass du so auf mir sitzt und mein Herz dann automatisch immer anfängt wie wild zu schlagen." Der Braunhaarige lächelte ihn ganz verliebt an.
„Du bist ein alter Romantiker.", erwiderte der Grauhaarige kopfschüttelnd und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze.
„Hmm. Und jetzt machen wir etwas anderes Romantisches, was nicht jugendfrei ist. Auf den Schock habe ich mir das verdient."
Daichi zog seinen kichernden Partner in einen innigen Kuss und Suga ließ sich einfach in ihn fallen. Er spürte Daichis Hände wieder über seine Oberschenkel wandern und konnte ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. Daraufhin zog der ehemalige Captain und derzeitige Polizist ihn noch enger an sich, sodass er die wachsende Beule an seinem Bauch spüren konnte.
Nur weil sie nicht selbst schwanger werden konnten, hieß das ja nicht, dass sie es nicht mehr mit ganzer Leidenschaft tun sollten, so als könnten sie es werden.
Im nächsten Moment lag er auf dem Rücken, die Beine um die Hüften seines Partners geschlungen. Nein, dachte Sugawara, Daichi war vieles, aber langweilig ganz sicher nicht.
Koshi vergrub seine Finger in den weichen, dunklen Haaren seines Ehemannes und genoss die Wärme und das Gefühl des anderen. Sein Ehering blitze ihm entgegen und das Einzige an was er noch denken konnte war, wie überglücklich er war Daichi getroffen zu haben.
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In Quarantäne
FanfictionWir alle wussten, dass so eine Geschichte kommen würde. Eine Sammlung aus OS zu verschiedenen Pairings, wie sie ihre Zeit im Lockdown verbringen. TIMESKIP 2020