Kuroo x Kenma

3.6K 241 87
                                    

„Bin wieder daaa!" Ertönte seine tiefe Stimme im Eingangsbereich.

Er bekam wie immer keine Antwort. Nicht, dass er eine erwartet hätte.

Nachdem er seine Sneaker im Genkan ausgezogen und die Jacke aufgehangen hatte, schlürfte der große Mann mit Hausschuhen in Richtung Bad, um sich gründlich zu duschen. Die getragene Kleidung würde er direkt in die Wäsche schmeißen.

Nach der Erfrischung steuerte er ein ganz bestimmtes Zimmer in der Wohnung an, die er sich mit seinem Partner teilte.

Kurz lauschte er an der Tür und zog diese dann langsam auf. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

Sein Freund saß noch genauso vor den drei Bildschirmen, wie er ihn heute morgen verlassen hatte. Mit einem Unterschied: von dem Reis mit angebratenem Fisch und Misosuppe, war auf dem Geschirr nichts mehr zu sehen. Wenigstens das hatte er gegessen.

Er ging mit leisen Schritten zum Tisch und schnappte sich das Porzellan. Er wollte ihn nicht unnötig bei einem seiner Livespiele stören.

Kenma beachtete ihn nicht weiter, sondern starrte weiter wie gebannt auf die flirrenden Monitore. Das Headset schirmte ihn komplett von der Außenwelt ab. Die schlanken Finger huschten flink über die Tastatur und Gaming Maus.

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließ Kuroo wieder den Raum.

Unmotiviert stellte er das dreckige Geschirr einfach in die Spüle und ließ sich dann erschöpft und mit einem tiefen Seufzen auf die Couch fallen. Mit der rechten Hand schaltete er den Fernseher ein und streckte seine Beine auf dem Sofa aus.

Das Nachrichtenprogramm ignorierte er direkt. Er konnte die News über die aktuelle Krise gerade nicht ertragen. Umso besser half ihm Netflix beim Abschalten. Sogleich startete auch schon seine liebste Serie: Stranger Things. Keine Ahnung, wie oft er die Folgen schon geschaut hatte, aber es war einfach seine Wohlfühlserie. Er wünschte sich, dass er auch gegen einen sichtbaren Feind kämpfen könnte, wie die Helden in der Sendung.

Der Schwarzhaarige legte seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Nur noch ein bisschen dösen, bis er das Abendbrot vorbereiten würde.

Doch seine Gedanken wanderten zu der alten Dame, die er seit fast drei Jahren betreut hatte. Sie war eine herzliche Person gewesen. Immer einen lustigen Spruch auf den Lippen. Diese Frau hatte ihm bei jedem Besuch eine Tüte schrecklich schmeckender Kekse mitgegeben. Aber sie waren mit Liebe gebacken.

Zu Beginn hatte sie ihn nicht leiden können und probierte alles Mögliche, um auch ihn als Pfleger zu vergraulen. Später erst hatte sie ihm mal bei einem Kaffeekränzchen erzählt, dass er sie an ihren Ex-Mann in jungen Jahren erinnerte und sie somit von seinem Äußerlichen voreingenommen gewesen war. Danach hatten sie sich immer einen Spaß daraus gemacht.

Tetsurou wusste, dass er niemanden bevorzugen durfte. Tat er auch nicht. Aber es würde immer Menschen geben, die man lieber mochte oder mit denen man eine besondere Bindung einging. Das war einfach menschlich.

Heute hatte er die Nachricht bekommen, dass sie im Krankenhaus verstorben war. Sie hatte den Kampf gegen das Virus verloren. Sein Herz wurde wieder ganz schwer bei der Erinnerung.

Eine einzelne Träne rollte ihm über die Wange. Er legte den Arm über seine Augen und presste die Lider zusammen, dabei rutschte sein Shirt ein bisschen nach oben. Es tangierte ihn viel zu sehr. Er sollte versuchen sein Herz bei seiner Arbeit ignorieren.

Weiches Fell an seinem Unterbauch, leises Mauzen und das Gewicht von 4 kg holten ihn wieder zurück.

„Na, bekommst du auch nicht genügend Aufmerksamkeit von unserem kleinen Gamer?" Mit den Fingern fuhr er durch das seidiges schwarzes Fell der Katze. Es beruhigte ihn. Mit dem Kopf drückte sie sich gegen seine Hand und rollte sich dann auf seinem Schoß ein.

In QuarantäneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt