Traurigkeit

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A: Bist du glücklich?

J: Jetzt gerade oder allgemein? Im Moment geht es mir ganz gut.

A: Ja, ich find es auch schön hier oben, so nachts. Aber ich meinte allgemein.

J: Tja, naja. Wie definiert man glücklich sein?

A: Hm... Also ich würde sagen wenn man öfter glücklich ist als traurig. Öfter gut gelaunt als schlecht gelaunt.

J: Ich weiß es nicht. Ist das nicht schon traurig? Es nicht zu wissen? Ich kann zurückblicken auf so viel Schönheit und so tolle Momente, aber ich kann diese Frage nicht beantworten. (...) Manchmal stehe ich auf und sehe aus dem Fenster und denke es ist ein wunderschöner Tag, wenn der Himmel richtig vanilliefarbend aussieht. Und am frühen Abend fühle ich mich schlecht, irgendwie grundlos.

A: Ja das kenne ich auch. Es kommt aus dem nichts.

J: Ich habe keinen Grund traurig zu sein, aber so viele Gründe zu lachen und mich zu freuen. Ich sehe mir meine hübschen Sachen an und weiß, dass gerade Menschen verhungern. Ich esse das Abendessen, das meine Eltern gemacht haben und es schmeckt fantastisch. Ich benutze mein Smartphone, darin sind Millionen von Bildern die mich zum Lachen bringen sollen und das Wissen der gesamten Menschheit. Aber ich leg es gelangweilt weg, weil es nichts neues gibt. Ich liege in meinem warmen Bett, während andere frieren. Es gibt Dinge die ich tun kann, so viele Leidenschaften, so viele Projekte, aber ich fühle mich kraftlos, wie eine alte Frau. Ich sollte der glücklichste Mensch der Welt sein.

A: Ja, wir können uns glücklich schätzen. Es ist schlimm wie sehr wir uns an Luxus gewöhnen.

J: Ja, es ist so, dass ich mich oft undankbar fühle, undankbar für das Leben und all die Schönheit. Dann will ich nur dass es aufhört, ich will am liebsten alles rausreißen und abwaschen, ich will wieder einfach glücklich und zufrieden sein. Manchmal denke ich das kommt von der Einsamkeit, aber dann frage ich mich ob ich nicht in jemandes Armen genau so fühlen würde.

A: Aber du bist ja dankbar. Du weißt es zu schätzen. Auch wenn du es nicht immer fühlst oder zeigst. Manchmal hat man schlechte Tage.

J: Jeder Tag ist ein Geschenk. Wie schlimm es doch ist, dass manche von ihnen grundlos trist und grau erscheinen und nicht mehr vanilliefarbend.

Gespräche mit JennyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt