J: Weißt du eigentlich dass heute voll der beschissene Tag war, bevor wir uns hier getroffen haben?
A: Was? Nein, wieso?
J: Ach ich weiß es gar nicht. Ich war den ganzen Tag schlecht drauf, war zickig zu meinen Eltern. Aber es gibt dafür eigentlich keinen Grund.
A: Wahrscheinlich hat jeder mal nen schlechten Tag. Das ist nunmal so.
J: Aber es fühlt sich scheiße an. Ich wache auf und bin müde. Ich gucke irgendeine Serie bis mittags und der Tag ist halb vorbei. Dann so dies und das bis zum Abend, dann will ich einen Film gucken, kann mich nicht entscheiden und scrolle durch Insta und Youtube bis ich einschlafe und vorher vielleicht noch eine Serie gucke. Wenn ich mich mal selten mit Freunden treffe, dann reden wir so viel, dass ich am liebsten nie wieder ein Wort sagen würde.
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Ich will einfach mal ne Pause. Von alledem. Ich will aufstehen und den Tag als Chance sehen, mich fragen was ich jetzt machen will um es dann zu tun. Was will ich essen? Gegrillten Käse? Alles klar, dann esse ich gegrillten Käse. Aber was mache ich? Ich stehe auf und denke 'Was will ich essen? Keine Ahnung, vielleicht nen Yogurt. Mhm, okay. Die Sorte ist nicht so toll, aber egal'
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Mein Alltag fühlt sich an als wäre er ein Kompromiss. Ist das Depression? Das ist ja nichtmal Alltag, das sind Ferien. Ich will schon wieder nur schlafen, weil ich mich danach an meine Träume erinnern kann, daran wie es ist nur daran zu denken etwas zu tun. 'Ich muss dem gelben Schwein auf diesen Turm folgen' oder 'Ich werde durch diesen Supermarkt mit einem Fahrrad fahren'... Ja ganz egal was, im Traum weiß ich was ich tun werde, glasklar.
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A: Aber das macht das Leben aus, nicht war? Deswegen sind wir lebendig. Diese Ungewissheit, das sind unsere Seelen. Wir sind keine Marionetten, wie im Traum. Wir sind frei, wir können uns entscheiden, beurteilen, wir können unseren Weg genießen und bestimmen. Wenn wir immer sicher bei allem wären, wäre nichts spannend. Ungewissheit ist der Funke Magie der uns geblieben ist.
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J: So habe ich das noch nie gesehen. Aber wieso kann ich denn, denn dann... Wieso kann ich das nicht genießen?! Wieso kann ich nicht gespannt darauf sein ob meine Entscheidung richtig ist? Wieso fühlt es sich so an, als wäre alles egal?
A: Naja... Ich glaube, es muss uns manchmal egal sein. Wenn ich versuche es zu begreifen, das ganze, dann ist es wie ein Tsunami in meinem Kopf, wie ein Wasserstrom der mich zerreißt. Wie Gewicht, das von innen gegen mich drückt. Wenn wir wüssten und verständen, dass die Entscheidung uns auf der Straße für den einen oder den anderen Weg zu entscheiden, in dem einen oder anderen Restaurant zu essen, das Schicksal der Welt zu tragen vermag, dann würden wir nicht mehr leben wollen, aus purer Angst vor der falschen Entscheidung.
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Wenn wir wüssten, dass jedes Wort töten und jeder Gedanke Städte in Brand setzen könnte, dann würden wir weder denken noch sprechen wollen. Die Magie ist noch da, wir sind heute mächtiger als je zuvor, aber wir blenden sie automatisch aus. Und das ist auch gut so.
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Das Leben besteht aus lauter Federn an Bindfäden und wir werfen und jonglieren mit Messern, weil wir nicht wissen was wir anrichten könnten. Das wollen wir auch gar nicht wissen.
J: Federn an Bindfäden...
(längere Pause)
J: Manchmal frage ich mich, wie blind ich bin. Nicht optisch, oder anatomisch, aber philosophisch. Wie lange können mich andere Weltsichten noch bereichern? Wenn ich die Welt dann eines Tages so sehe wie sie ist, weil ich alles weiß, wird sie mir dann gefallen?
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Gespräche mit Jenny
RomanceEine warme Nacht voll Sommerregen und Themen vom ersten Kuss, über Zukunftssorgen bishin zum Sinn des Lebens und allem darin. Aron ist überwältigt von den Gesprächen, die er mit Jenny in dieser Nacht führte. Hätte sie doch niemals geendet.