Kapitel 17

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Ein leises Trippeln und Flüstern weckte mich. Ich hörte eine Stimme in meinem Kopf, leise, aber doch hörbar.

Ist sie das? Ich konnte sie nicht wirklich zuordnen. Es war ein Mann, aber niemand den ich kannte.

Eine zweite Stimme antwortete. Die einer Frau: Vielleicht. Ich hab sie heute nicht gesehen, aber schau dir die Haare an. Schwarz.

Aber es gibt viele schwarzhaarige Mädchen.

Ich öffnete meine Augen vorsichtig einen winzigen Spalt. Vor dem Fenster saßen zwei Eulen. Wir hatten die Vorhänge nicht zugezogen. Verdammt.

Die beiden Vögel vor dem Fenster waren ziemlich groß. Innerlich dankte ich meinem Eulenbestimmungsbuch. Die eine musste eine Schleiereule sein. Die andere, deren orangene Augen gerade durch unser Zimmer wanderten, ein Bartkauz.

Und selbst, wenn sie ein Hund ist, fing die Frau wieder an, wir können uns nicht sicher sein. Wir wissen nicht mal ihren verdammten Namen.

Wir brauchen irgendwas Handfestes. Wir wissen ja nicht mal, ob sie wirklich hier ist. Sie könnte überall sein. Wenn sie es nicht ist und wir zugreifen haben wir einen Haufen Probleme. Jetzt komm.

Sie stießen sich vom Fenster ab und entfernten sich lautlos. Erst jetzt spürte, ich wie doll mein Herz gegen meine Rippen pochte. Ich wartete ein oder auch zwei Minuten, die mir wie eine halbe Ewigkeit vorkamen. Dann stand ich auf und schlich auf Zehenspitzen zum Fenster. Keine Eulen zu sehen. Also lief ich schnell zu Amelies Bett und rüttelte an ihrer Schulter.

„Wach auf.", flüsterte ich, „Amelie wach auf. Komm schon!"

Sie blinzelte. „Ist es schon Morgen?"

Ich drehte ihr Handy auf dem Nachtisch um und drückte auf den an-Knopf. 1:37 Uhr.

„Nein ist es nicht, aber du musst mir was erklären."

Amelie setzte sich auf und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. „Mathe, oder was?"

„Ne. Da waren grad Eulen vor unserem Fenster. Red leise."

Amelies Gesicht nahm wieder den ängstlichen und alarmierten Gesichtsausdruck von heute Nachmittag an. „Nein. Nein das kann nicht sein. Nein. Wie?"

Ich warf ihr einen sorgenvollen Blick zu und zog die Vorhänge zu. Dann setzte ich mich neben sie aufs Bett. Tränen liefen ihre Wangen hinunter und ihre Augen waren glasig. Tröstend legte ich einen Arm um ihre Schulter und zog sie zu mir. Mein Schlafanzug wurde nass an der Stelle, an der ihr Kopf an meiner Schulter lag. Ich strich ihr mir der anderen Hand über die Haare, während sie stumm weiter weinte.

„Bitte erklär mir, was los ist.", flüsterte ich.

Amelie brauchte ein paar Minuten, dann fing sie mit brüchiger Stimme stockend an zu erzählen: „Die Eulen sind Handlanger von Sharpwing. Oder Freunde. Oder was auch immer. Meine Eltern sind reich, sehr reich. Sie sind Milliardäre. Eine alte Königsfamilie." Ich schluckte.

„Wir wissen schon länger, dass er mich verfolgt. Deshalb bin ich ja auch hier. Ich heiß auch eigentlich gar nicht Amelie. Ist ja auch egal, aber wenn sie mich jetzt gefunden haben, dann ..."

„Sie haben dich nicht gefunden. Solange sie keine handfesten Beweise haben, schlagen sie nicht zu. Haben sie gesagt."

„Soll mir das helfen?"

„Uns fällt schon was ein. Hier sind ein Haufen Lehrer und andere Schüler. Dir passiert schon nichts."

Diese Nacht schlief ich neben Amelie in ihrem Bett, beziehungsweise zerbrach ich mir den Kopf darüber, was wir tun konnten.

Black Forest Academy || Woodwalkers FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt