Kapitel 22

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Montagnachmittag verabredete ich mich wieder mit Felix. Wir wollten uns wieder an der alten Eiche treffen. Den Rücken an den Stamm gelehnt und auf dem Ast sitzend wartete ich hibbelig. Unruhig baumelte ich mit den Beinen, die rechts und links von dem breiten Ast herunterhingen.

Endlich hörte ich, wie sich Schritte näherten. Im Unterholz konnte ich Felix schlaksige Gestalt erkennen. Als er unter mir am Baum stand, sah er zu mir hoch.

„Hi.", lächelte er.

„Hey.", gab ich mit wieder klopfendem Herz zurück.

Er sprang aus dem Stand nach oben und hielt sich an dem dicken Ast fest. Dann schwang er seine Beine nach oben und saß wenige Sekunden später vor mir.

„Das hat ewig gedauert David abzuschütteln. Als ich ihm gesagt habe ich würde ein bisschen raus in den Wald gehen, hat er gemeint er wolle mitkommen. Ich habe sicher fast zehn Minuten gebraucht, um ihn davon zu überreden, zuerst seine Hausaufgaben zu machen. Aber, hier bin ich."

Ich musste lachen. „Naja, für immer werden wir uns nicht nur hier im Wald treffen können."

„Warum nicht? Ich find das schön hier."

Ich schwang mein Bein über den Ast und setzte mich neben ihn. Felix zögerte kurz und legte dann seinen Arm um meine Schultern. Ein Kribbeln und Wärme liefen von der Stelle aus über meinen Rücken, auf der sein Arm lag. Ebenfalls zögerlich rutschte ich ein Stück zu ihm und lehnte mich an.

Aber irgendwie konnte ich diesen Moment nicht so genießen, wie ich es gerne getan hätte. Meine Gedanken wanderten immer wieder zu Sharpwing und zu der Gefahr in der Amelie immer noch schwebte. Alle Versuche von Felix, ein Gespräch zu starten, zogen durch meinen Kopf, wie Autos auf einer Landstraße. Alle Fragen, die er mir stellte, beantwortete ich mit einem „Mhm" oder Ähnlichem. Mein Kopf kreiste stetig um diesen ominösen Eulenwandler, über den wir so gut wie gar nichts wussten.

„Was ist los? Du wirkst so abgelenkt. Stimmt was nicht?"

Ich haderte mit mir. Wenn ich es ihm erzählte, würde ich Amelies Identität verraten, aber er konnte uns vielleicht sogar helfen. Ich konnte mir aber nicht sicher sein, ob er ein Geheimnis für sich behalten konnte und ihm gegenüber David nicht doch mal was rausrutschte. Allerdings wäre ein Adlerwandler in einem möglichen Konflikt mit einem Eulenwandler ein großer Vorteil.

„Kannst du was für dich behalten? Das ist wirklich wichtig."

Seine Muskeln spannten sich leicht an. „Ja, natürlich. Versprochen."

Ich schluckte. „Amelie wird verfolgt. Von irgendeinem Eulenwandler. Es geht darum, Geld von ihren Eltern zu erpressen."

Auch von der Seite erkannte ich, dass Felix Gesicht einen verwirrten Ausdruck annahm. „Ich dachte, ihre Eltern sind tot und sie kommt aus dem Tierheim. Das hat sie doch erzählt."

„Nein. Das ist nur eine Tarnung. Um die Leute auf eine falsche Fährte zu locken, falls sie irgendwas mitbekommen."

Er nickte bedächtig. „Also, wenn ihr mich braucht, bin ich da. Über meine Lippen kommt kein Sterbenswörtchen."

Erleichtert rutschte ich noch ein Stück näher zu ihm und er zog mich an sich.

Wir hätten noch ewig so dasitzen können, aber irgendwann seufzte Felix und nahm seinen Arm von meiner Schulter. „Ich muss zurück, noch Hausaufgaben machen. Menschenkunde."

„Ach ja." Ich sprang auf den Boden. „Der Aufsatz über Halloween. Ich hab meinen schon in den Ferien gemacht. Gib dir Mühe, der wird benotet."

„Ich weiß. Nächste Woche fangen wir mit Weihnachten an, hat sie ja gesagt. Ich versteh aber immer noch nicht, was so toll daran sein soll sich zu verkleiden und von fremden Leuten Süßkram einzusammeln."

„Hm, für Schokolade würd ich alles tun."

Er grinste und sprang neben mir auf den Boden.

„Dann lauf mal los.", riet ich ihm. „Ich komm dann in fünf Minuten nach."

Felix winkte mir kurz zu und verschwand dann im Unterholz. Als seine Schritte verklungen waren beruhigte sich mein Herz wieder. Ich atmete tief durch und verwandelte mich. Meine Klamotten stopfte ich in ein Kaninchenloch, dessen Geruch schon ziemlich fahl war.

Black Forest Academy || Woodwalkers FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt