19) ~Enjoy the Silence~

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Ich weiß nicht, ob ich jetzt rübergehen oder es unbeachtet lassen soll. Mein innerer Instinkt sagte mir, dass ich nachschauen sollte, egal ob ich es wollte oder nicht.
Ich beeilte mich also aus dem Schlafzimmer zu kommen und ging mit schnellen Schritten ins Wohnzimmer. Was ich dort sah, löste Schuldgefühle in mir aus, dass ich das Wohnzimmer überhaupt verlassen habe.

Hobi lag auf dem Boden und um ihm kümmerten sich die anderen. Es sah so aus, als sei er ohnmächtig geworden. Ich wusste nichts mit mir anzufangen und stand einfach da im Türrahmen, beobachtete die anderen und traute mich kaum irgendwas zu sagen.

Nach ein paar Minuten kam Hobi wieder zu sich und Jimin half ihm auf's  Sofa. Tae huschte an mir vorbei, fast hätte er mich umgerissen, in die Küche und holte ein Glas Wasser um es Hobi zu geben.

Hobi sah mich entsetzt an: ,,Jungkook, was ist los mit dir?!"

Die anderen haben mich erst jetzt bemerkt und drehten sich zu mir um.

,,Hobi...Ich...Ich will nur das Beste für dich und..."

,,Und ihm seine Medikament wegzunehmen ist also effektiv", mischte sich Namjoon ein.

Ich sah zu Boden und schüttelte den Kopf. Das ist mit das erste Mal, dass ich Empathie für jemanden empfinde und mich wirklich schlecht fühle. Woher soll ich denn wissen, dass er sofort umkippt?!

,,Ich denke ihr beiden geht mal kurz raus. Ihr habt eine Menge zu besprechen...", schlug Jimin vor.

Verstehend nickte ich und ging Richtung Tür. Es ist ziemlich lange her, dass ich frische Luft bekommen habe. Tae rief mir und Hobi noch ein "Passt auf euch auf" hinterher.

Das Treppenhaus war kalt und völlig unbelebt. Und still war es auch. So still, dass ich sogar meinen eigenen Atem hören konnte und jeder Schritt im Treppenhaus hallte.
Hobi war dicht hinter mir und bevor wir vollständig vor der Tür waren, schauten wir uns nach möglichen Gefahren um.

Nachdem wir alles abgesucht hatten, führte mich Hobi um's Gebäude. Dort gab es eine kleine Mauer, auf welcher wir uns setzten.

Die Gegend sah unbewohnt und deutlich abgenutzt aus, fiel mir auf. Das Gebäude brauchte dringend eine Renovierung und überall hat sich Müll angesammelt. Einige Fenster sind eingeschlagen, generell herrschte im Gebäude kein Funken Leben mehr. Entweder die Bewohner haben ihr Zuhause schon lange verlassen oder sind schlichtweg gestorben. Ich hoffte mal auf ersteres...

,,So..", setzte Hobi an, ,,was hast du eigentlich gegen mich?"

,,Gar nichts. Hobi, ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll..."

,,Sag schon Jungkook, was stört dich  an mir?", man konnte seine deutliche Enttäuschung heraushören.

,,Hobi, ich hab dich echt gerne und du bist in den letzten Tagen oder Wochen mit Jimin zusammen sehr zuvorkommend gewesen. Es gibt da aber sowas, was du irgendwie nicht so verstehen willst."

Er hob eine Augenbraue, er wusste nicht so recht auf was ich hinaus wollte.

,,Hobi...wer hat dir gesagt, dass du diese Tabletten nehmen musst?"

Hoseok wendete seinen Blick von mir ab. Meine Frage schien vielleicht etwas unangebracht zu sein: ,,Das ist eine lange Geschichte. Aber ich war für ne längere Zeit im Krankenhaus, dort hab ich auch Jimin kennengelernt. Es ging mir nach meinem Aufenthalt dort immer schlechter und meine Mum meinte, ich solle Tabletten dagegen nehmen. Sie haben geholfen und ich konnte nicht mehr ohne sie. Mein Körper hat sich langsam daran gewöhnt."

,,Also, weißt du eigentlich, dass das was du tust, eigentlich falsch ist?"

,,Naja, ich hab mir immer mehr eingeredet, ich sei so krank und überlebe ohne Tabletten nicht. Meine Mum hat das zum Teil unterstützt. Deswegen...Ich hänge immer noch mit meinen Gedanken daran fest."

,,Was hat Jimin eigentlich dazu gesagt?"

,,Er hat zuerst auch so reagiert, wie du. Dies löste einen großen Streit zwischen uns aus und ich nahm immer mehr Tabletten, was er natürlich mitbekam und sich noch mehr dafür hasste als sonst schon. Er sagte ab einem gewissen Punkt nichts mehr, aber er versucht, so gut es geht, für mich da zu sein."

Ich versuchte das Gesagte erstmal zu verarbeiten. Auf so viel Informationen war ich nicht vorbereitet. Kurz seufzte ich auf: ,,Weißt du, Hobi. Ich mach mir nur Sorgen um dich. Für jemanden wie mich ist es schwierig sozial kompatibel zu sein, ich wollte nicht so überreagieren aber ich bin für dich, so gut es geht da, okay?!"

Hobi lächelte, dies sah ich, trotz dass er ein Mundschutz trug. Meine Reaktion ihm gegenüber war vielleicht nicht ganz so richtig, ich denke er braucht einfach jemanden, den er sich anvertrauen kann.

Ich rutschte näher zu ihm und umarmte ihn, er erwiderte. Ich genoss seine Nähe, was ich aber nie laut aussprechen würde.

,,Weißt du, Kookie, du bist manchmal  echt ein Idiot, aber ich mag dich trotzdem. Und vielleicht hast du ja recht, ich muss meinen Konsum etwas senken."

Sanft lächelte ich ihn an. Es freute mich das zu hören, auch weil es von seiner eigenen Überzeugung kommt.

Ich schloss meine Augen und lauschte der Umgebung - absolute Stille. Irgendwie versuchte ich meine Gedanken zu sortieren und dachte über so einige Dinge noch mal nach. Unteranderem die anderen drei, sie oder eher gesagt Jimin, wirkten manchmal viel zu glücklich. Naja, oder sie reden nicht darüber oder zeigen es nicht so offen. Denn manchmal ist Schweigen Gold.

Aber wenn ich so recht überlegte, denke ich, dass mit Jimin auch etwas nicht ganz so in Ordnung ist. Hobi meinte vorhin sowas ähnliches wie "er hasste sich danach mehr als sonst schon". Der Kleine ist manchmal echt viel zu nett und schon irgendwie süß,  allein seine pinken Haare erinnern mich viel zu sehr an ein Mochi, trotzdem wirkt er sehr gebrechlich, fast als wäre er aus Porzellan. Ich sollte Acht auf ihn geben...

Nach einer gefühlten Ewigkeit löste ich die Umarmung. Das reicht dann erstmal mit Körperkontakt für die nächsten Tage...

,,Kookie..."

Ich drehte meinen Kopf in Richtung des Rothaarigen und gab ihm somit meine Aufmerksamkeit.

,,Wie sieht's denn jetzt eigentlich mit Busan aus?"

,,Naja, ich wollte ja, dass ihr alle mitkommt, nur weiß ich nicht, ob ihr doch hier bleiben wollt."

Hobi nahm mich am Handgelenk und zerrte mich in Richtung Wohnung zurück: ,,Lass den anderen davon erzählen."

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