Kapitel 2

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Ein Grinsen stahl sich auf Lucas' Gesicht. Es war ihm nicht entgangen das ihn jemand, wenn auch versucht unauffällig, beobachtet hatte. Er konnte es förmlich spüren. Im ersten Moment rechnete er damit, wie so oft, von einer seiner Verehrerinnen angesprochen zu werden. Doch diesmal war es anders. Nicht das er an diesem Abend nicht schon genug Angebote bekommen hatte.

»Lucas, was heckst du schon wieder aus?«

Die Frage kam von seiner weiblichen Begleitung.

»Wie kommst du darauf, dass ich etwas aushecke, Luci?«

»Du hast so ein Grinsen auf deinem Gesicht. Hast du dir schon wieder ein neues Opfer ausgesucht?«

»Nein ... und außerdem ist Opfer so ein böses Wort. Kannst du es nicht etwas schöner ausdrücken?«

Eine Antwort erhielt er nicht mehr. Seine Schwester Luci zwinkerte ihm noch einmal zu, während sie in der Menschenmenge verschwand.

Lucas nahm dies zum Anlass herauszufinden, wer ihm diese verstohlenen Blicke zugeworfen hatte. Ihm war mehr als klar, dass fast jede der an ihm vorbeigehenden Frauen ihn flüchtig musterte. Aber er wollte wissen, wer ihn so intensiv beobachtet hatte.

Es war, wie er nach einiger Zeit feststellen musste, gar nicht so einfach. Wo sollte er suchen? Und wie sollte er die Person erkennen, wenn das einzige, was er kannte, dieses seltsame Gefühl beobachtet zu werden, war.

Normalerweise war es anders herum. Er war der Beobachter. Wenn er sich jemanden ausgeguckt hatte, wartete er erst einmal, einen gewissen Abstand haltend, ab. Es brachte ihm immer wieder ein Grinsen auf das Gesicht, wenn sich seine »Auserwählte« lächelnd zu ihm umsah, nicht wissend ob seine vielsagenden Blicke, tatsächlich ihr galten. Er liebte es, sie für einige Zeit in Unwissenheit schwelgen zu lassen. Er mochte es mit ihnen zu spielen. Doch sie waren einfach zu leicht zu durchschauen und mittlerweile fand er es wenig amüsant, wie schnell sie ihm verfallen waren. Er musste sich nicht mal mehr sonderlich anstrengen.

Während er in Gedanken versunken war, ließ er seinen Blick immer wieder durch die Menschenmassen schweifen, bis er plötzlich wieder beobachtet wurde. Er konnte es spüren. Jedoch war der Blick weniger intensiv als zuvor. Er schien ihm etwas verhalten, sogar zurückhaltend. Es blieben Lucas jedoch keine Zweifel, dass es sich um dasselbe Paar Augen handelte, welches ihn schon zuvor gemustert hatte. - Und nun hatte er seine Beobachterin auch gefunden.

Das braunhaarige Mädchen saß nicht weit von ihm, an der Theke. Ihr schulterlanges Haar fiel ihr leicht ins Gesicht und half ihre Blicke zu verbergen. Auf den ersten Blick passte sie nicht wirklich in sein sonstiges Beuteschema. Sie wäre sicherlich nicht seine erste Wahl. Doch bei genaueren Hinsehen musste er sagen, das sie durchaus ansehnlich war. Irgendetwas unterschied sie jedoch von den anderen. Es war irgendetwas an ihrer Art, was sie interessant erscheinen ließ. Als ihre Augen erneut für einen kurzen, fast zu kurzen, Moment zu ihm wanderten, grinste er sie an. Die Reaktion, die folgte, war unerwartet. Sie setzte einen leicht schnippischen Gesichtsausdruck auf und drehte ihren Kopf, demonstrativ von ihm weg. Lucas' Grinsen wurde nun etwas breiter, was sie aber nicht mehr sehen konnte. Er fand sie wirklich interessant. Sie war genau die Richtige um seine Verführungskünste unter Beweis zu stellen. Und er war sich fast sicher, dass es diesmal nicht so einfach werden würde. Klar, sie hatte ihn deutlich beobachtet. Doch anders als die Anderen, waren ihre Blicke keine bewundernden Blicke, es waren neugierige. Und obendrein, schien sie es nicht wirklich zugeben zu wollen ihn auch nur eines Blickes gewürdigt zu haben. Es war genau die Abwechslung, die er jetzt brauchte. Er war es Leid das ihm die Frauen, meist ohne Anstrengung, ins Netz gingen. Lucas war sich sicher, auch wenn er sie nicht kannte, sie würde es ihm nicht so einfach machen.

Sein Entschluss stand fest, sein neues Opfer war gefunden. Elegant setzte er sich in Bewegung.

Mondlicht Rendezvous (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt