Memory 3

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Es war an der Zeit, dass ich mich auf den Weg machte. Mit einem nun wieder sauberen Gefühl an den Händen trat ich vom Waschbecken zurück. Einzig und allein dafür, dass ich mir gleich darauf ein neues Paar Handschuhe überzog und die weiß hervorstechenden Narben somit wieder sorgfältig überdeckte. Bald schon würden sie die letzte verbliebene Erinnerung an Big Reds temperamentvolles Wesen sein und aus irgendeinem Grund erfüllte mich dieses Wissen mit Missmut. Noch mit keinem Ilexx zuvor hatte ich so viel in solch kurzer Zeit erarbeitet, noch nie hatte es vor ihm überhaupt ein Alien in meiner Obhut gegeben, welches sich als ein in allen Bereichen perfektes Prachtexemplar herausgestellt hatte. Aber ein weiterer Verlängerungsantrag war nun einmal Kommandant Vergos Erachten nach eine hirnrissige und viel zu gefährliche Sache. Ich hatte bereits alles versucht, um Big Red weitere zwei Monate behalten zu können. Jetzt blieb mir nichts anderes mehr übrig, als mich mit dem unglücklichen Umstand anzufreunden, dass die letzte Viertelstunde seines Lebens angebrochen war.

Mit ausdruckslosem Gesicht sah ich mich nach einem Hoverwagen um. Zwei befanden sich gegenwärtig in meinem Labor, doch einer davon hatte einen defekten Magnetkreislauf, wie ich wusste. Dumm nur, dass es der einzige freie war. Weshalb ich das portable Terrarium voll mit Cicindela electrica kurzerhand auf diesen umlagerte. Die auf die Absorption von Elektrizität spezialisierten Laufkäfer gehörten sowieso nicht mir und ich fragte mich nicht zum ersten Mal ärgerlich, wann Dr. Crown wohl vorhatte, sie abzuholen, nachdem man sie fälschlicherweise bei mir abgeliefert hatte.

Auf den nun freigeräumten intakten Wagen stellte ich mein Tablett mit der Spritze und dem Fläschchen. Rein aus Gründlichkeit legte ich noch einen Tupfer dazu. Geringe Injektionsblutungen nach einer Euthanasie zu stoppen, war zwar nicht wirklich notwendig, aber es erschien mir unpassend, Big Red, der mir vier Monate treue Dienste geleistet hatte, ohne wenigstens den nötigen Respekt hinzurichten.

Ich nahm den Wagen am Griff, aktivierte den Schwebemodus und begann ihn in Richtung Tür zu schieben.

Als diese direkt vor mir aufflog.

Mit einem unausgesprochenen Fluch auf der Zunge hielt ich den Wagen gerade eben noch an, bevor er Dr. Crowns Assistenten gegen die Schienbeine fahren konnte. Zutiefst unbegeistert starrte ich Dellinger an. Der hatte mir heute gerade noch gefehlt.

»Thihi, Law! Pass doch auf, wo du hinfährst mit dem Ding!«

Mit vor sein breites Grinsen geschlagener Hand wich er im Vorbeigehen meinem Wagen aus, indem er eine gekonnte Hüftbewegung zur Seite hinlegte. Dass er nicht wartete, bis ich ihm die Erlaubnis gegeben hatte, sich hier breit zu machen, störte mich immens und ich verzog meinen Mund immer mehr zur Grimasse.

»Von Anklopfen hast du auch noch nie was gehört, oder?«

Meinem Satz wurde keine Beachtung geschenkt; ging er doch in lautem Geplapper unter.

»Dr. Crown schickt mich, die Elektrokäfer zu holen! Sind sie das?! Och, die sind ja putzig!«

Er hielt vor dem Terrarium inne und beugte sich hinab, um hineinsehen zu können. Gerne hätte ich ihm nun einen Stoß gegeben, damit er kopfüber in den defekten Hoverwagen fiel. Doch ich seufzte nur. Natürlich brauchte Caesar die Käfer genau jetzt, da ich weitaus Wichtigeres zu tun hatte als Babysitter für seinen zappeligen Assistenten zu spielen.

»Ja, das sind sie«, antwortete ich monoton, »Aber der Hoverwagen....«

»Hervorragend! Ich nehm sie gleich mit!«

Mit viel Händegefuchtel und Arschgewackel schaffte es Dellinger tatsächlich, den Wagen zum Schweben zu bringen. Ich sagte dazu nichts mehr. Nach wenigen Metern würde es einen Absturz geben – da war ich mir zu hundert Prozent sicher. Wer meine Warnungen allerdings einfach überging, für den machte ich mir nicht die Mühe, sie zu wiederholen.

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