*9|Schwur

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Okey Lucy tief ein und aus atmen. Ein und aus, ein und aus, ein und........

"Lucy? Alles in Ordnung?", fragte Daniel und fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Von Links nach Rechts und wieder zurück. Links, Rechts, Links Rechts, Links, Re....... Meine Gedanken stockten, als ich ein Brennen, begleitet von einem lauten Knall, auf meiner linken Gesichtshälfte vernahm. Erschrocken blinzelte ich zwar ein paar Mal, traute mich aber nicht mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. So war ich erzogen worden, wobei ich eher das Wort abgerichtet verwenden würde. Ja das passte eindeutig besser. "Sag mal was läuft denn bitte bei dir falsch? Du kannst sie doch nicht einfach schlagen!" "Irgendwie musste ich sie ja aus ihrer Trance herausholen. Was hätte ich denn sonst machen sollen?" "Nur weil das in Filmen klappt muss das doch im echten Leben nicht auch funktionieren du Spasst!" "Das war ein Reflex. Mann, mir tut es ja leid, aber es hätte sie ja wirklich zurückholen können!" Die Stimmen waren zwar ziemlich laut, jedoch nahm ich nur einzelne Wortfetzen war, welche jedoch keinen Sinn für mich ergaben. Ich war einfach zu geschockt von der Tatsache, dass dieses Gefühl, dieser, sich langsam über meine ganze linke Gesichtshälfte ausbreitende, Schmerz so erschreckend vertraut war, sich so falsch, doch leider auch so verdammt normal anfühlte. Hatte ich mir nicht geschworen gehabt, so etwas nie wieder mit mir machen zu lassen? Mich dagegen mit allem was ich habe zu wehren? Das bisschen Stolz welchen ich noch hatte, aufrecht zu erhalten? Stark zu bleiben? Trotz all meiner Schwüre, welche ich in den letzten Jahren geleistet hatte, hatte ich es dennoch mit mir machen lassen, hatte nicht schnell genug reagiert, hatte es nicht verhindert, stand selbst jetzt noch tatenlos hier herum, obwohl der Übeltäter noch immer direkt vor mir stand. Langsam löste ich mich aus meiner Starre, wärend sich die zwei immer noch gegenseitig anschrien. Fast schon in Zeitlupe bewegte mein Arm sich nach oben. Niemand bemerkte es. Das war meine Chance, meine Möglichkeit nur ein einziges Mal zurückzuschlagen, Abzurechnen. Dann ganz plötzlich brachen die Mauern der Verzweiflung, mit welchen ich mich in sochen Situationen umgab, und meine Hand schoss nach vorne, beinahe unbemerkt hatte meine flache Hand sich wärend der Bewegung zu einer Faust verformt, welche auf dierektem Weg auf seine Nase niedersauste. Als ich mich umdrehte um davonzurennen, sah ich noch im Augenwinkel, wie kleinen rote Tropfen sich den Weg aus seinem Riecher bahnten. Ich rannte, floh vor der Realität. So lange meine Beine mich tragen konnten. Links und Rechts flogen Häuser, Bäume, Menschen, Hunde, Katzen und Autos an mir vorbei. Meine Umgebung nahm ich kaum war, das einzig wichtige erschien für mich das Ablenken zu sein. So lange ich rannte, konnte ich alles zurückdrängen, die Gedanken daran hindern sich zu Bildern zu formen und mich wieder zusammenbrechen zu lassen. Doch leider konnte niemand ewig rennen, also blieb ich nach einiger Zeit stehen, meine Lungen brannten, lechzten nach Luft, mein Atem ging unregelmäßig und mein Herz raste. Langsam wurde das Adrenalin in meinem Körper abgebaut und der Nebel in meinem Hirn klärte sich. Mit dem Verschwindenden Nebel wurde immer mehr Platz für verdrängte Erinnerungen geschaffen. Bilder welche ich nie wieder sehen wolle, welche ich mir geschworen hatte zu vergessen. Es sah erbärmlich aus wie ich hier saß, mitten auf der Straße zusammengerollt, den Blick starr nach vorne gerichtet. Tränen konnten meine Gefühle nicht ausdrücken, sie wären zu harmlos gewesen. Die Wut in mir stieg immer mehr, doch auch sie konnte mich nicht vor der niederdrückenden Kraft der Vergangenheit retten. Ich war alleine damit, wie immer.

Flashback

Weinend griff ich nach meinem Handy um Leah anzurufen. Tuuuut Tuuuut Tuuuut Tuu Schweigen. Ich atmete einmal tief durch und sagte dann "Hi" Keine Antwort. "Ich muss dir etwas erzählen", warf ich in die Stille, wobei meine Stimme am ende in ein leises schluchzen überging. Sie schnaubte genervt bevor sie mir antwortete "Seit Wochen frage ich was mit dir los ist! Seit Wochen versuche ich mit dir zu reden! Wochenlang hast du gesagt mich ginge es nichts an. Weißt du was? Du kannst mich mal! Jedes einzelnen Tag hast du mich angezickt ich solle mich aus deinem Leben heraushalten, mich nicht einmischen. Ich hatte mich damit abgefunden, wirklich. Jetzt brauchst du mich vielleicht, aber wenn ich dich in zwei Stunden noch einmal anrufen würde um nachzufragen wie es dir geht, würde ich wieder das selbe wie jedes verdammte andere Mal hören. Ich habe die schnauze voll davon Lucy. Unsere Freundschaft bedeuted dir wahrscheinlich nicht einmal etwas. Lösch meine Nummer und sprich mich nie wieder an, ich kann das nicht mehr. Ich kann einfach nicht zu dir durchdringen und dich kaputtgehen zu sehen zieht auch mich runter. Auf Wiedersehen Lucy.........." Sie hatte aufgelegt. Sie hatte wirklich einfach aufgelegt. Aber ich konnte es auch verstehen. Ich meine wer wollte schon etwas mit mir zu tun haben? Genau niemand. Ich war ein Niemand, zu nichts zu nutzen, nahm nur Platz und Sauerstoff weg. Jetzt hatte ich niemanden mehr der mich von meinem Leben ablenkte, der mich zum Lachen brachte. Mich vor meinem 'zu Hause'rettete. Ihre Aussage hatte mich so geschockt, dass meine Tränen versiegt waren. In diesem Moment hatte ich verlernt zu weinen und ich hatte mir geschworen, dass nicht ein einziger Tropfen je wieder über meine Wangen rinnen sollte.

Flashback Ende

Ich hatte diesen Schwur schon in einigen Situationen gebrochen, jedoch hatte ich jedes Mal mein bestes gegeben um die verräterischen Tränen zurückzudrängen und ich würde das auch weiterhin so durchführen. Lieber zerstöre ich in meinem Zorn alles um mich herum, als das auch nur noch ein einiges Mal meinen Schwur brach. Wachgerüttlet durch die Bilder, welche sich vor meinem inneren Auge abspielten, löste ich mich aus meiner starre und erhob mich aus meiner zusammengekauerten Position. Fast schon von selbst flog meine Hand auf die Hausmauer links von mir zu, das ganze wiederholte sich einige Male. Meine Handinnenfläche sah nach einigen Schlägen nicht mehr so gut aus, der gesamte Handballen war aufgeschürft, ebenso zierten meine Fingerkuppen einige rote striemen, außerdem war beinahe meine ganze rechte Hand schwarz durch den Schmutz.

"Das sollte desinfiziert werden damit es sich nicht entzündet, oder wenigsten ein wenig ausgewaschen", vernahm ich hinter mir eine schwer atmende Stimme. Langsam drehte ich mich um 180° um die eigene Achse und stand dann darauf einen angestrengten, schwitzenden Lucas gegenüber. "Was willst du hier?", fauchte ich ihm schon beinahe entgegen. Mit verwirrtem Gesicht antwortete er mir in normalem Ton"Dir helfen! Was denn sonst?" Ich schnaubte ungläubig. Hatte nicht sein Komplitze mir noch vor wenigen Stunden eine Ohrfeige verpasst? "Denkst du allen ernstes das ich diesm David oder wie er auch immer hieß einfach so vertraue? Wer sagt überhaupt das ich dir vertraue?" Sein Handy, welches seine linken Finger umschlossen, vibrierte einmal kurz und Lucas Blick wendete daraufhin von mir ab. Die Augen starr auf das Gerät in seinen Händen gerichtet entfur ihm ein leises "Scheiße" Im nächsten Moment verschwandt der Boden unter meinen Füßen.......


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