Leise tapste ich ins Badezimmer, wo ich mich auch gleich auf die Kante der Badewanne sinken ließ. Kurz schloss ich meine Augen und ließ die letzten Tage noch einmal Revü passieren. Ich vermisste Bryan, er hatte so viel zu erzählen, bedrängte mich aber nicht etwas von mir preiszugeben was ich ihm immer hoch angerechnet hatte. Beim Gedanken wie er über Cara gesprochen hatte schlich sich ein Lächeln über mein Gesicht. Ihr Tod war zwar traurig und keinesfalls unterhaltsam, aber dennoch man konnte spüren wie sehr sich die beiden geliebt hatten. Er hatte mich vor dem Erfrieren gerettet und das würde ich ihm nie vergessen können, selbst wenn ich wollte. Dann war ich hier angekommen. Wien war zwar eigentlich nicht sonderlich kompliziert aufgebaut, aber ohne Stadtplan oder sonstige Orientierungsmöglichkeit fühlte ich mich hier ziemlich verloren. Aus diesem Grund bin ich auch erst auf Lucas Angebot eingegangen, ansonsten würde ich nie bei einem Fremden übernachten, geschweigedenn etwas essen. Ich war im Laufe meines Lebens misstrauisch gegenüber jedem geworden, hatte kaum Freunde und selbst von denen hatte ich mich nach und nach isoliert. Die Angst um sie war einfach zu groß und destoweniger mir wichtige Personen es in meinem Leben gab, desto weniger Emotionale Angriffsfläche bot ich ihnen. Sie hatten mir schon immer mit allem Möglichen gedroht, was sie des öfteren dann auch umsetzten, aber daran wollte ich gar nicht denken. Ich konnte nicht darüber nachdenken, es würde mich endgültig zerstören. Zwar sagt jeder immer man sollte sich nicht vor seiner Vergangenheit verstecken, sondern ihr stellen. Dabei vergaßen sie aber, dass sie einen kaputt machen kann, dass sie stärker als man selbst sein kann, selbst wenn es nur Erinnerungen waren. Verdrängen war meine einzige Möglichkeit ich selbst zu bleiben und nicht zu einem psychischen Wrack zu erstarren. Ich würde nie wieder aus einer solchen Starre erwachen. Jedes Lächeln könnte mein letztes sein, jeder Schritt in Freiheit, jede Sekunde des Glücks, all das könnten sie mir nehmen. Sie werden es mir nehmen sobald sie mich finden.
Mit einem Kpfschütteln vertrieb ich diese Gedanken wieder, es brachte sich ja doch nichts darüber nachzudenken. Ich stand wieder auf und schritt zum Waschbecken wo ich meine neue Zahnbürste in die Hand nahm und mich fertig machte denn Tag zu bestreiten. In dem Zimmer in welchem ich die Nacht verbracht hatte überlegte ich noch kurz was als nächstes zu tun war, was jedoch nicht viel Zeit in Anspruch nahm da dies für mich der einzig logische nächste Schritt war. Ich musste weg von Lucas und mir auch sonst alles und jeden vom Leib halten. Also beschloss ich ihm einen Brief zu schreiben.
Lucas,
ich kann dir gar nicht sagen wie dankbar ich dir bin, dass ich hier übernachten durfte. Jedoch habe ich beschlossen zu gehen. Es ist zwar nicht gerade die feine englische Art dir meine Entscheidung über einen Brief zu vermitteln, aber glücklicherweiße bin ich ja auch keine Engländerin. Okey der Witz war echt schlecht sorry dafür, aber ich kann das mit dem Bedanken und so nicht sonderlich gut, also mach ich es lieber so als gar nicht.
Lucy
Das wäre geschafft. Jetzt musste ich nur noch unbemerkt aud der Wohnung kommen, was ja nicht so schwer sein konnte. Als ich mich auf den Weg richtung Wohnzimmer machte ließ ich meinen Brief auf einer Kommode im Gang liegen, früher oder später würde er ihn schon finden. Das Geräusch fließenden Wassers ließ mich kurz innehalten und mein Ohr drückte sich fast von alleine auf die Badezimmer Tür. In dem Moment in welchem ich erkannte, dass Lucas wohl duschen war rannte ich schnell aus der Tür, die Treppen hinunter und um ein paar Ecken. Nach einer weile blieb ich schweißgebadet vor Anstrengung stehen und lehnte mich gegen die nächste Hauswand, welche gelb war. Erschöpft ließ ich mich die Mauer herunter auf den Boden gleiten. Ich war noch nie eine begnadete Läuferin, zwar wollte ich immer wieder anfangen zu Joggen, verlor aber immer ziemlich schnell die Lust daran. Alleine machte es eben einfach keinen Spaß.
Nach einigen Minuten stand ich dann aber wieder fest auf meinen Beinen und auch meine Atmung hatte sich schon wieder fast normaliert. Wo jetzt hin? Normalerweiße würde ich mir ja neue Klamotten suchen da ich immer noch die selbe Jean trug welche ich anhatte als ich von zu Hause abgehauen war, den Pulli hatte ich von Lucas. Ohne Geld ging das jedoch schlecht. Also wo bekomme ich Geld her? Ich überlegte und überlegte, jedoch fiel mir nichts ein. Das konnte doch nicht war sein. Wieseo hasste mich das Schicksal so? Mein Magen begann zu knurren, ich wohl doch lieber noch etwas von Lucas mitnehmen sollen. Seit wann war ich denn bitte so blöd? Normalerweise plante ich doch immer alles bis ins kleinste Detail duch, warum also jetzt nicht? Die Ereignisse überschlugen sich zwar und bis jetzt waren alles eigentlich spontane Aktionen, das war jedoch auch keine Entschuldigung dafür. Ich begab mich in den nächsten Spar und bestellte mir eine Schinkensemmel. Als sie mir diese dann überreichte ging ich ein paar Gänge weiter und suchte im Augenwinkel einen toten Winkel der Kameras. Als ich dann schließlich auch einen fand packte ich dort mein Essen aus und schlang es hinunter. Die Verpackung versteckte ich hinter ein paar Tafeln Schockolade. Schließlich tat ich so als hätte ich nichts gefunden und verließ den Laden. Das hatte ich früher häufig getan als mein lieber Herr Erzeuger mir nicht erlaubt hatte zu essen. Damals hatte ich mich jedes Mal über mein Fenster nach draußen geschlichen. Anschließend war ich immer durch das Loch im Zaun des Nachbar unbemerkt von unseren Garten dorthin gekrochen und konnte dann von meinem Vater ungesehen die Straße hinauf zum Spar in unseren Ort. Das war jetzt vorbei. Einerseits spürte ich ein Glücksgefühl in mir aufkommen, welches jedoch gemischt mit Angst war, denn sie konnten mich jederzeit finden und zurückschleppen und außerdem kam ich zwar an Essen, aber eine Unterkunft konnte ich nicht so einfach auftreiben. Ich trottete die Straßen entlang kam hier und dort an dem ein oder anderen mir bekannten Geschäft vorbei, was mir jedoch auch nicht wirklich weiterhalf und dachte angestrengt nach. Wo sollte ich hin? Wenn ich nichts fand würde ich höchstwahrscheinlich tatsächlich erfrieren und diesmal würde Bryan nicht kommen können um mich zu retten. Zu Lucas konnte ich auch schlecht zurück nach der Akion mit dem Brief. Was also machen? Gedankenverloren ließ ich meinenBlick über die Gebäude zu meiner Linken schweifen. Hauptsächlich waren es Wohnblocks hier und da blitzte aber doch ein H&M oder Deichmann hervor. Vor einem großen Gebäude blieb ich schließlich stehen. Eins stand fest ich würde den Plan der sich gerade in meinem Kopf formte umsetzen.........
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Story of Life - Wahrheit
Genç KurguWas wenn du beschließt zu fliehen? Vor etwas davon zu rennen, was dich schon dein ganzes Leben lang verfolgt. Etwas, vor dem du dich nicht verstecken kannst. Etwas, das dir so lange Alpträume beschert, bis du Angst davor hast zu schlafen. Etwas, d...