Weihnachtsgedichte <3

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1.

Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen!
Es kam aus dem Walde, 
das Mützchen voll Schnee, 
mit rotgefrorenem Näschen. 
Die kleinen Hände taten ihm weh, 
denn es trug einen Sack, der war gar schwer, 
schleppte und polterte hinter ihm her.


 

Was drin war, möchtet ihr wissen?
Ihre Naseweise,ihr Schelmenpack -
denkt ihr, er wäre offen der Sack?
Zugebunden bis oben hin!
Doch war gewiss etwas Schönes drin!
Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!

(Anne Richter)

2.

Es war einmal ein Pfefferkuchenmann,
von Wuchse, groß und mächtig,
und was seinen innern Wert betraf,
so sagte der Bäcker: "Prächtig".

Auf dieses glänzende Zeugnis hin
erstand ihn der Onkel Heller
und stellte ihn seinem Patenkind,
dem Ftitz, auf den Weihnachtsteller.

Doch kaum war mit dem Pfefferkuchenmann
der Fritz ins Gespräch gekommen,
da hatte er schon - aus Höflichkeit -
die Mütze ihm abgenommen.

Als schlafen ging der Pfefferkuchenmann,
da bog er sich krumm vor Schmerze:
an der linken Seite fehlte fast ganz
sein stolzes Rosinenherze!

Als Fritz tags drauf den Pfefferkuchenmann,
besuchte, ganz früh und alleine,
da fehlten, o Schreck, dem armen Kerl
ein Arm schon und beide Beine!

Und wo einst saß am Pfefferkuchenmann
die mächtige Habichtsnase,
da war ein Loch! Und er weinte still
eine bräunliche Sirupblase.

Von nun an nahm der Pfefferkuchenmann
ein reißendes, schreckliches Ende:
Das letzte Stückchen kam schließlich durch Tausch
in Schwester Margeretchens Hände.

Die kochte als sorgfältige Hausfrau draus
für ihre hungrige Puppe
auf ihrem neuen Spiritusherd
eine kräftige, leckere Suppe.

Und das geschah dem Pfefferkuchenmann,
den einst so viele bewundert
in seiner Schönheit bei Bäcker Schmidt,
im Jahre neunzehnhundert.

(Paul Richter)

3.

Immer ein Lichtlein mehr 
im Kranz, den wir gewunden, 
dass er leuchte uns so sehr 
durch die dunklen Stunden.

Zwei und drei und dann vier! 
Rund um den Kranz welch ein Schimmer, 
und so leuchten auch wir, 
und so leuchtet das Zimmer.

Und so leuchtet die Welt 
langsam der Weihnacht entgegen. 
Und der in Händen sie hält, 
weiß um den Segen!

(Hermann Claudius)

4.

Heut abend, als wir zu euch gingen,
da war in der Luft ein leises Klingen,
da war ein Rauschen, man wußt’ nicht woher,
als ob man in einem Tannenwald wär,
da huschte vorüber und ging nicht aus
ein heimliches Leuchten von Haus zu Haus.

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