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#1

Tag 1, TADDLS SICHT

Ich wachte auf, als ich einen Schrei von draußen hörte. Was war das?
Es war kein Ich-bin-besoffen-Schrei. Aber etwas anderes konnte ich mir auch nicht vorstellen. Wahrscheinlich hab ich es auch nur geträumt.
Ich drehte mich auf die andere Seite und suchte eine gemütliche Pose, um weiter pennen zu können. Doch plötzlich hörte ich noch einen Schrei. Diesmal viel höher und länger. Und schmerzvoller. Eine Frau.
Ich riss die Augen auf. Was ging da draußen wieder ab?
Einige Sekunden lag ich noch im Bett, bis ich mich entschloss, aufzustehen. Ich ging zu meinem Fenster, zog die Rollläden nach oben und sah nach draußen. Weit und breit keiner zu sehen. Es war vier Uhr in der Nacht und die Straßen waren leer. Ich überlegte, zu Ardy zu gehen. Also trat ich aus meiner Unordnung und torkelte leise ins Zimmer von meinem Brudi. Das Licht war aus, er lag im Bett.
„Bruder, schläfst du?"
Er nuschelte nur irgendwas vor sich hin.
„Hast du grad' auch die Schreie von draußen gehört?"
„Ja", sagte er in sein Kissen hinein.
Ich sah ihn kurz schweigend an.
„Willst du nicht auch wissen, woher das kommt?"
„Bestimmt von draußen."
„Ach, daran hatte ich wahrlich nicht gedacht", sagte ich sarkastisch und blickte auch bei ihm durchs Fenster.
Ich sah aus den Augenwinkeln, wie er seinen Oberkörper nach oben stemmte und müde in meine Richtung blinzelte.
„Stehst du hier grad' wirklich mitten in der Nacht in meinem Zimmer und laberst mich voll, während ich versuche zu schlafen? Du warst doch derjenige, der gesagt hat, wir sollen unsere Schlafrhythmen wieder in Ordnung bringen."
Nachdem er das sagte, schaute ich ihn kurz an und musste lachen. Ein genervter, müder Ardy. In dem Moment hörte man wieder einen Schrei von draußen. Ich sah auf die Straße runter und erschrak. So dolle, dass ich nach hinten umfiel und hektisch weiter vom Fenster wegrutschte.
„Was is' los?", fragte Ardy irritiert.
„D- da wurde... e-eine Frau... gebissen."
„Hä? Was laberst du?"
„Jemand hat... diese Frau e- einfach... gebissen! I- in d- die Schulter!"
„Als ob."
„Doch, man!"
Meine sonst so tiefe, raue Stimme klang gerade unnormal hoch und unmännlich.
Ardy stand auf und ging an sein Fenster. Ein paar Sekunden schaute er hin und er. Dann drehte er sich wieder zu mir. Ich, immer noch auf dem Boden, schaute ihn schockiert und ängstlich an. Kurz erwiderte er den Blick, dann torkelte er wieder in sein Bett und sagte dabei: „Junge, du hast Halluzinationen."
„N- nein! Ich hab mir das nicht eingebildet. Ich-"
„Geh' schlafen, Bruder", unterbrach er mich und fiel mit dem Kopf in sein Kissen.
Ich sprang auf und lief ans Fenster.
„Alter, ich hab' mir das nicht einge..."
Die Frau war nicht mehr da. Und der Typ, der sie gebissen hat, auch nicht. Vielleicht hab' ich mir das wirklich nur eingebildet. Ich meinte, ich war totmüde und diese Schreie von draußen jagten meinem Unterbewusstsein Angst ein. Ja, das musste es sein.
Ich schüttelte kurz meinen Kopf, um diesen Gedanken wieder abzuschütteln. Dann stand ich auf und wollte gerade wieder in mein eigenes Zimmer gehen, als es an unserer Tür klingelte.
Es gab nur vier mögliche Personen, die um diese Uhrzeit hier klingelten. Simon, Felix, Sebastian oder Patrick.
Ich machte die Tür auf und das Licht des Treppenhauses brannte in meinen Augen. Trotz behinderter Augenzuckungen erkannte ich Felix vor mir, der sich nervös durch die Haare wuschelte.
„Yo, was gibt's?"
„Ähm, hört ihr auch die ganze Zeit diese Schreie von draußen?"
„Ja, man. Die sind fucking gruselig."
„Ich schneide grad' meine Videos und ich kann mich bei dem Krach überhaupt nicht konzentrieren. Ehrlich gesagt macht es mir auch ein bisschen Angst. Hab' eben schon bei Simon geklingelt, aber er meint, da ist nichts."
„Bei Ardy genau so. Der meint, ich hätte Halluzinationen."
„Hört er das gar nicht?"
„Doch, schon. Aber ich hab draußen was echt abgefucktes gesehen und er wollte mir nicht glauben, dass da wirklich was war."
„Was war's denn?"
„Äh, egal. Ich glaub ehrlich gesagt, ich hab mir das wirklich nur eingebildet."
Plötzlich hörten wir wieder einen Schrei. Wir drehten uns beide in die Richtung des Fensters im Treppenhaus. Dann sahen wir, wie Sebastian die Treppen runter kam.
„Hey, Leute. Habt ihr das grad' gehört?!"
Er sah und verwirrt an.
„Schon die ganze Zeit."
„Was geht hier ab, man?"
„Vielleicht ein Amoklauf?"
„Das glaube ich kaum. Sonst wär' die Polizei schon längst eingetroffen."
„Dritter Weltkrieg?"
„Ha, ha."
„'Ne Zombie-Apokalypse?"
„Natürlich, genau", beantwortete ich die Scherzfragen von Sebastian mit einem sarkastischem Unterton.
„Kommt rein."
„Warte, ich hol' Patrick und Simon", sagte Sebastian und sprintete schon nach oben.
Felix und ich gingen schon mal rein. Wir schlenderten leise in Ardys Zimmer, weckten ihn und setzten uns. Zwei Minuten später waren auch Sebastian und Simon da.
„Als ob ihr jetzt ernsthaft alle mitten in der Nacht in meinem Zimmer sitzt, weil ihr Schiss habt", sagte Ardy leicht angepisst und rieb sich seine müden Augen.
Währendessen schmiss ich seinen PC an und schaute mich im Internet rum. Vielleicht irgendein Feiertag? Oder doch ein Amoklauf, irgend'ne Schießerei oder sowas. Ein Blick in die Nachrichten konnte nicht schaden.
Mehr als 500.000 Ergebnisse in weniger als einer Sekunde. Und so gut wie überall zierten zwei Wörtchen die Überschriften: Zombie-Apokalypse.
Als ob.
Überall, auf jeder Seite, sogar die seriösen Nachrichten-Seiten. Was ging hier ab?
Ich klickte auf eine mir bekannte, seriöse Seite und las laut vor. Alle anderen verstummten und hörten mir zu.

Infection ➳ Taddl, ApeCrime, BTTV usw. FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt