Zurückgelassen

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''PENG'' machte es und ich wurde unsanft von den scheppernden Schüssen eines Gewehrs geweckt. Kurz darauf, fällt schon der nächste Schuss. Mühevoll versuche ich meine Augen zu öffnen, sie waren schwer wie Blei und mein Kopf brummt fürchterlich als hätte ich gestern ein paar Drinks zu viel getrunken.

Als ich meine Augen langsam öffne, ist meine Sicht total verschwommen. Dennoch schaffe ich es mich aufzurappeln und realisiere, dass ich mich auf einer Straße niedergelegt hatte. Ich bin voller Dreck, meine Klamotten waren zerrissen und ich roch ziemlich übel, eine Mischung aus Blut und Kotze trifft es sehr gut. Verwirrt nahm ich meine Umgebung wahr, ich befinde mich auf der Hauptstraße vor meinem Zuhause. Hier sieht es komplett verwahrlost aus. Hydranten, Briefkästen, Autos, alles ist verwüstet. Die Morgenzeitungen werden von dem Wind durch die Straße geweht. Verwunderlich ist, dass die Haustüren alle weit aufgerissen sind, sodass man einfach so in jedes Haus hineinspazieren konnte. Was ist passiert?

Ich schaue mich um, keine Menschenseele ist weit und breit zu sehen, wo sind denn bloß alle? Ich schaue zu unserem Haus, die Eingangstür steht ebenfalls weit offen. Ich beschließe hineinzugehen, um nach Mama, Papa und Shawn zu suchen. Ich hatte schon immer eine gute Beziehung zu meinem Vater, er und ich waren schon immer auf derselben Wellenlänge gewesen. Mit meiner Mutter habe ich hier und da mal Stress, aber ihr kennt das doch, man muss sie einfach gern haben. Shawn, mein kleiner Bruder, ist manchmal total ätzend und nervig und verpetzt hat er mich auch immer wenn ich mich Nachts aus dem Haus geschlichen habe, trotzdem würde ich nun alles dafür geben um diesem kleinen Frechdachs in die Wange zu kneifen.

An unserer Veranda angekommen, stand ich in einem Meer aus Scherben. Die Blumentöpfe, die Mum beim letzten Italien Urlaub ergattert hatte langen samt Blumenerde auf dem Boden. Ich merke wie sich ein Kloß in meinem Hals bildet, der Anblick ist kaum auszuhalten. Ich möchte mir gar nicht ausmalen was hier vorgefallen ist.
Über die Veranda trete ich ins Haus hinein und schleppe mich zum Kühlschrank um mir was zu trinken zu holen, mein Körper schreit nach Flüssigkeit. Ich streiche über meine trockenen Lippen und ergreife anschließend den Griff des Kühlschranks. Als ich ihn öffne kommt mir ein beißender Geruch entgegen. Atemanhaltend schnappe ich mir eine Wasserflasche und schließe die Tür des Kühlschranks sofort wieder um den Geruch nicht länger ertragen zu müssen. Gierig kippe ich das Wasser hinunter, sodass etwas davon an meinen Mundwinkeln hinunterläuft. Ich stütze mich an der Küchenzeile ab und halte mir die kalte Glasflasche an den Kopf.  Erschöpft rufe ich nach meinen Eltern, doch ich bekomme wie ich befürchtet hatte keine Antwort. Im Haus war es so leise, dass ich mich selber atmen hören konnte. Entschlossen laufe ich die Treppe hoch um in das Zimmer meiner Eltern zu gelangen. Aber auch hier, treffe ich auf niemanden. Schnaufend öffne ich den Schrank und muss mit erschrecken feststellen, dass er komplett leer geräumt ist.
Fassungslos laufe ich nun zu meinem Zimmer um nachzuschauen ob alles noch an seinem Platz war. Meine Klamotten hingegen, lagen noch ordentlich gefaltet in meinem Schrank. Haben sie mich etwa vergessen? „Shawn?! Papa?! Mama?!" rufe ich so laut wie es mit meinem kratzigen Hals möglich war. Wie erwartet folgte keine Antwort. Enttäuscht betrachte ich mich in meinem Standspiegel. Dabei fiel mir auf das ich Mamas Halskette trage, sie ist in der Mitte mit einem glänzenden Rubin verziert. Die hat sie nie abgenommen... ehrlich gesagt fand ich die Kette schon immer hässlich. Nachdenklich streiche ich über den roten Edelstein. Mein Blick fiel erneut auf mein Dekoltee.. augenblicklich ändert sich meine Meinung und die Kette wurde zur schönsten Kette auf der Welt. So fühlt es sich jedoch nicht an, vergessen worden zu sein. Mein Körper erfüllt sich mit Hoffnung. Zielstrebig  gehe ich die Treppe zum Erdgeschoss wieder herunter.

Was soll ich jetzt machen? Ich bin allein..

Ich spiele mit einer Locke, die aus meinem Zopf herausragte, um mich etwas zu beruhigen. Mein Blick fiel auf die Haustür, durch die ich hätte hineingehen können, es aber nicht getan hatte. Nachdem ich mir die Tränen weggewischt habe konnte ich einen gelben Zettel erkennen, der an die Tür geklebt wurde.

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