Wie mein Leben aus den Fugen geriet

Teil 1: Das Ende der Normalität (Kapitel 1.3)

Emily sitzt an unserem großen Küchentisch, lässt ihre kleinen Beine unter dem Tisch baumeln und beobachtet mich staunend.  Sie ist noch so klein und zierlich für ihr Alter. Niemand der sie nicht kennt würde sagen, dass sie schon neun Jahre alt ist. Sie sieht aus wie fünf oder sechs.  Aber das stört sie nicht weiter. Ich liebe sie. Und sie liebt mich. Wir haben uns noch nie gestritten und das ist schön. „Naa kleine Maus. Hunger?“ Sie nickt wild mit dem Kopf und ihre orangenen Locken wippen wie verrückt auf und ab, sodass ich schmunzeln muss. Ich stelle ihr einen Teller mit Rührei und Speck hin und stelle auch auf meinen Platz einen. Dann mache ich den Herd aus und setze mich ihr gegenüber. Sie sieht mich an, setzt sich so aufrecht wie möglich hin und lächelt mich an. Ich lächele zurück und setze mich auch ganz gerade hin. Dann nehmen wir beide unser Besteck in Hand und probieren so  vornehm wie möglich auszusehen. Das machen wir immer, wenn wir zusammen essen. Doch das klappt nicht sehr lange, weil Emily einfach zu niedlich aussieht, wenn sie probiert erwachsen zu sein, dass ich immer lachen muss. So auch heute. Emily sieht mich mit einem strafenden Blick an und isst weiter. Doch nach ein paar Minuten hält auch sie es nicht mehr aus und beginnt zu kichern.  Wir brauchen ein bisschen bis wir uns wieder eingekriegt haben, doch irgendwann haben wir es geschafft und essen weiter. Nach dem Frühstück wasche ich noch schnell das Geschirr ab und gehe dann duschen.  Fertig geduscht schlüpfe ich in eine bequeme Hose und einen von Jakes Pullis. Dann schnappe ich mir ein Buch und setze mich auf meine Fensterbank. Während des Lesens tauche ich immer in eine vollkommen andere Welt ein und blende alles um mich herum aus. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist jedenfalls werde ich irgendwann von Emily unterbrochen. Sie kommt mit vollem Karacho auf mich zugedonnert und schmeißt sich auf meinen Bauch. Währenddessen schreit sie die ganze Zeit: „Es schneit! Es schneit! Ashley!“  Lachend fasse ich sie um die Taille, heb sie von mir runter uns setze sie neben mich. Dann schauen wir gemeinsam aus dem Fenster dem Schnee beim Fallen zu. Emily kann mit ihren großen  braunen Knopfaugen einfach über alles staunen. Auch über den Schnee. Und das jedes Jahr wieder.