Teil 1: Das Ende der Normalität (Kapitel 3)

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Ein unruhiger Schlaf packte mich und ich wurde von Alpträumen geplagt.

Ein großer See. Nein. Kein See, ein Ozean. Ich stehe am Ufer und vor mir fährt ein Schiff. Auf dem Schiff ist Jake. Er steht an der Reling mit dem Gesicht zu mir, doch scheint mich nicht wahrzunehmen. Wie eine Verrückte winke und winke ich, doch Jake reagiert einfach nicht. Ausdruckslos schaut er einfach geradeaus. Es scheint als schaue er durch mich hindurch. Das Schiff entfernt sich immer weiter und weiter. Verzweiflung packt mich. Er kann doch nicht einfach fortgehen! Ohne ihn kann ich nicht leben! Vor lauter Verzweiflung weiß ich nicht weiter und springe kurzerhand einfach ins Wasser, um dem Schiff hinterher zu schwimmen. Die Strömung ist stärker als ich gedacht hatte und die Wellen schleudern mich hin und her, wie eine Kugel. Ich werde Unterwasser gedrückt. Zehn Sekunden. Dann zwanzig. Dreißig. Keine Chance an die Oberfläche zu gelangen. Meine Lunge scheint zu bersten. Luft! Das ist alles an das ich denken kann. Doch die Wellen drücken mich gnadenlos nach unten. Immer tiefer, bis ich schließlich auf dem Meeresboden bin. Und plötzlich wechselt das Bild. Ich bin nicht mehr Unterwasser, sondern in einem kleinen Raum. Keine Fenster, keine Möbel und nur eine Tür. Verzweifelt laufe ich auf die Tür zu  und pralle von ihr ab. Abgeschlossen. Mit all meiner Kraft drücke ich dagegen, doch vergebens. Sie ist aus Metall und rührt sich kein Stück. Wie ein eingesperrter Tiger laufe ich in Kreisen durch den Raum. Meine Gedanken wandern zu Jake und dahin, dass er einfach mit einem Schiff weggefahren ist. Langsam aber sicher  bahnt sich die erste Träne ihren Weg meine Wange runter. Ihr folgen zwei weitere. Meine Beine wollen  mich nicht länger halten und ich breche in einer Ecke des Raumes zusammen. Die Knie an die Brust gezogen wiege ich mich vor und zurück. Immer wieder vor und zurück. Nach einer ganzen Zeit höre ich Geräusche und die Tür wird aufgeschlossen. Ich erkenne die Umrisse eines massig gebauten Mannes. „Miss Hudson, wenn sie mir bitte folgen würden.“

Schweißgebadet fuhr  ich aus meinem Bett. Wie eine verrückte keuchend stand ich auf und ging ins Bad, um mich mit kaltem Wasser nass zu machen. Über das Waschbecken gebeugt ließ ich meinen Traum Revue passieren. Was hat das alles zu bedeuten? Wieso fährt Jake weg? Ich verstehe es nicht. Seufzend holte ich mein Handy und rief ihn an. Sofort gin er ran: „Was kann ich für dich tun Schatz?“ er klang fröhlich und ich würde ihm jetzt die Laune vermiesen. Na super! „Sag mal, fahrt ihr noch in Urlaub oder so in den Ferien?“ Einen Augenblick war es still und ich bekam Angst. „Schatz? Ich denke es wäre besser, wenn ich dir das persönlich sage. In zehn Minuten bin ich da!“ Ehe ich etwas erwidern konnte hatte er aufgelegt. Verwirrt und ängstlich ging ich runter. Er brauchte weniger als zehn Minuten und als er durch die Tür reinkam schlug mein Herz bis zum Hals. „Können wir hochgehen?“ Ich nickte.

Er setzte sich auf mein Bett und bedeutet mir neben ihm Platz zu nehmen. „Eigentlich wollte ich es dir erst nach Weihnachten erzählen, aber ich halte es einfach nicht mehr aus. Wir werden umziehen. Dad hat einen Job in Miami angeboten bekommen und dort wird er besser bezahlt.“ Ungläubig starrte ich ihn an. Die ersten Tränen sammelten sich schon in meinem Augen Winkel. „Wann fahrt ihr?“ Es war nur ein Flüstern, doch er hatte verstanden. „Anfang Januar. Ich wollte es dir eher sagen, aber ich wusste nicht wie. Und du warst die ganze Zeit so glücklich. Das wollte ich dir nicht nehmen.“ Ich konnte es nicht glauben. Jake würde mich verlassen und das schon im Januar. In diesem Moment begann meine Welt zu zerbrechen, doch es sollte noch schlimmer kommen. „Ashley. Ich habe lange darüber nachgedacht und ich glaube es wäre das Beste für uns beide, wenn wir uns trennen würde.“ Mir fielen fast die Augen raus. Das hatte er gerade nicht wirklich gesagt?! Jetzt konnte ich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie flossen aus mir heraus und ich wurde von heftigen Schluchzern geschüttelt. Jake legte beruhigend eine Hand um mich, doch ich schüttelte sie ab. „Liebst du mich nicht mehr?“, brachte ich zwischen zwei Schluchzern hervor. „Doch Ashley. Ich liebe dich und ich werde dich immer lieben, aber…“ Ich ließ ihn nicht ausreden. „Wenn du mich liebst! Wieso machst du dann Schluss? Lass uns eine Fernbeziehung versuchen. Nicht alle Fernbeziehungen scheitern.“ „ Aber willst du das wirklich? Willst du nur mit mir telefonieren und vielleicht mal ein verpixeltes Bild von mir sehen?“ Jetzt wurde ich wütend. Wie konnte er sowas nur sagen?! „Jake, weißt du eigentlich was du mir bedeutest?!  Du bedeutest die Welt für mich! Ohne dich kann ich nicht! Also wenn du mich liebst dann lass uns eine Fernbeziehung probieren.“ „Ashley ich liebe dich! Mehr als alles andere auf der Welt, aber ich weiß nicht ob das was wird und ich möchte nicht, dass wir uns dann womöglich übers Internet trennen.“ Die Wut kochte jetzt in mir und sprudelte über, wie ein Vulkan. „Ach und da entscheidest du dich einfach so mit mir Schluss zu machen?! Ohne Grund! Das kannst du mir nicht antun! Nicht wenn du mich liebst! Das glaube ich nicht!“  Mein Bett ging hoch und aus dem Augenwinkel sah ich, dass Jake aufgestanden war. „Gut du hast es nicht anders gewollt Ashley. Ich werde jetzt gehen und nichts kann mich daran hindern. Und du hattest Recht, ich liebe dich nicht mehr.“ Er sagte das so kalt, dass ich keine Zweifel hatte das er es ernst meinte. Ich brach auf meinem Bett zusammen und weinte bis ich keine Tränen mehr hatte.

Auf Disco hatte ich heute Abend wirklich keine Lust, aber vielleicht würde es mich ja ablenken. Frisch geduscht stand ich vor meinem Kleiderschrank und suchte was zu anziehen raus. Am Ende  entschied ich mich für eine schwarze Leggins, einen  roten Stoffrock und ein schwarzes Top. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so richtig in Schale geworfen, doch wenn ich heute Abend als Single in die Disco ging dann richtig. Auf dem Weg zur Disco liefen mir immer wieder einzelne Tränen die Wange runter.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 07, 2015 ⏰

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Wie mein Leben aus den Fugen gerietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt