2.

865 24 1
                                    

Im Wagen nannte ich dem Mann meine neue Adresse und er fuhr los ohne ein weiteres Wort zu sagen.
Ich musterte den Unbekannten. Er war ziemlich genau mein Alter, vielleicht waren wir ein paar wenige Monate auseinander. Relativ groß, sportlich und breit gebaut, da man selbst unter seinem Sweatshirt seine breiten Arme und Schultern erkennen konnte.
"Ich heiße übrigens Jolina." versuchte ich die unangenehme Stille zu durchbrechen, in der man zuvor nur den Regen und leise das Radio, in dem irgendein Crime-Podcast lief hörte. Erst jetzt realisierte ich, dass es echt naiv ist als junge Frau bei einem Fremden mitzufahren. Aber ich wollte nicht länger am Flughafen bleiben.
Der junge Mann schaute zu mir. "Farido." antwortete er knapp und schaute danach wieder auf die nasse Straße. Weiter führten wir kein Gespräch, da wir an meiner Wohnung an kamen. Ich stieg aus, nahm meinen Koffer und bedankte mich bei ihm. Er nickte nur und fuhr danach weiter. Komischer Typ, nicht sehr gesprächig, aber trotzdem nett das er mich mitgenommen hat.
Ich begab mich also in meine Wohnung und dachte nicht weiter über den Mann namens Farido nach, doch dies sollte sich in der nächsten Zeit ändern.

Wenige Tage nach meiner Ankunft, begann mein Studium. Mit der Bahn fuhr ich zur Uni.
Dort verlief ich mich direkt, da ich keinen Plan hatte wo dieser blöde Hörsaal sein soll. Nach langer Suche fand ich ihn dann doch endlich. Ich betrat den Saal und alle schauten mich an. Wie sehr ich es doch hasse. Der Professor sagte nichts, sondern nickte mir nur zu. Ich begab mich in die letzte Reihe, die so gut wie leer war, da ich keine Lust auf Interaktionen hatte. Die Vorlesung verging schnell und wir bekamen direkt die Aufgabe ein paar Kleider als Skizze zu entwerfen.
Ich wollte gerade die Uni verlassen, als ich mit jemanden zusammen schieß. Ich fiel zu Boden, genau wie meine Unterlagen. „Kannst du nicht auf- warte mal Jolina,oder?" wollte der Mann mich angeben. Auf dem zweiten Blick realisierte ich, dass es Farido war. Aufeinmal war er wieder gesprächiger. Ich sag doch, komischer Typ. „Wow. Farido Bruder. Bist gerade mal ein paar Tage hier und hast schon ne Chaya am Start." sagte so ein weiterer Typ und schlug Farido dabei auf die Schulter. Angesprochener sagte dazu nichts, sondern hob lieber meine Unterlagen auf und hielt mir seine Hand hin, da auch ich immer noch auf dem Boden saß. Dankend nahm ich seine Hand an. „Ich lass euch mal allein." sagte der eine Typ zwinkernd und ging dann glücklicherweise. „Sorry für den Typen. Sollen wir zusammen was Essen gehen?" fragte Farido. Ich nickte. Gemeinsam stiegen wir wieder ins Auto und fuhren was Essen.
Währenddessen erfuhr ich, dass Farido eigentlich aus Wien kommt und dort auch lebt, jedoch für ein paar Semester hier in Deutschland Fotografie studieren wollte und wie ich vor ein paar Tagen erst in Berlin ankam, also am gleichen Tag wie ich. Wir führten noch weitere Gespräche und verstanden uns wirklich gut. Erst Abends fuhr er mich heim.

Die nächsten Tage vergingen wie im Flug. Ich traff mich häufig mit Farido und ansonsten skizzierte ich verschiedene Kleider. Ich fragte ihn sogar nach seiner Meinung und er war wirklich begeistert.
Leider stellte sich später heraus, dass nur Farido so empfand. Mein Proffesor fand die Skizzen fürchterlich und benotete sie dementsprechend schlecht. Das ging die nächsten Skizzen warum auch immer so weiter. Langsam verging mir der Spaß an der Sache, doch Farido munterte mich immer weiter auf. Ausserdem besorgte er mir einen Job in einer Bar eines Freundes, damit ich mein Studium überhaupt finanzieren konnte.
Zum Abschluss des ersten Semesters, war die erste praktische Arbeit fällig, sowohl bei mir als auch bei Farido. Wir trafen uns in einem Cafe um gemeinsam über Ideen zu diskutieren. „Das Thema meiner Arbeit soll Männermode sein, die auch vorgeführt werden muss. Würdest du für mich als Model(l) fungieren?" fragte ich Farido. Ich war eher weniger begeistert von dem Thema, doch der hübsche Mann mir gegenüber fing an zu grinsen. „Gerne doch, aber nur unter der Bedingung, dass du auch für mich models." Ich sah in fragend und schockiert an. „Meine Aufgabe ist das Thema Portraits, da dachte ich könnte sich dein hübsches Gesicht gut für eignen." erklärte er lächelt. Hat er mich gerade hübsch genannt? Ich lief etwas rot an. *Klick*
Erschrocken blickte ich meinen Gegenüber an, der gerade seine Kamera gezügt hatte. „Süß." sagte er nur. Wir beide fingen an zu lachen.
Wir redeten noch eine Weile weiter, danach fuhren wir zu mir und ich nahm Maße von Farido. Wenn der Typ weiter so trainiert brauche ich echt viel Stoff für das Oberteil.
Die nächsten Tage verbrachte ich damit meine Arbeit zu vollenden und mit Farido Fotos zu machen.
Wieder verging die Zeit wie im Flug, diesesmal wurde meine Arbeit und auch die von Farido gelobt und gut bewertet. Die Jacke, die ich entworfen hatte trug Farido sogar in seiner Freizeit.

Nachdem sind 4 Jahre vergangen.
Farido wollte eigentlich nach zwei Jahren zurück nach Wien, allerdings hatte das Leben andere Pläne. Trotz der Zeit hier in Berlin, war er die einzige Person in meinem Leben. Ich hatte durch ihn endlich das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Dieses Gefühl war nicht nur bei mir, sondern auch bei ihm vorhanden, so kam es dazu, dass wir beide nun seit zwei Jahren zusammen sind. Wegen der Beziehung hat sich Farido dazu entschieden hier in Berlin zu bleiben, er flog zwar manchmal nach Wien, jedoch kehrte er nach wenigen Wochen immer wieder in unsere gemeinsame Wohnung zurück.
Unser Studium haben wir beide mittlerweile mehr oder weniger erfolgreich beendet. Aber naja, bestanden ist bestanden. Farido arbeitet als selbstständiger Fotograf an verschiedenen Projekten und reiste daher viel. Vor allem in letzter Zeit arbeitet er häufig mit einem alten Freund aus Wien zusammen, der ebenfalls hier in Berlin lebte und laut Farido momentan, eine heftige Karriere im Musikbusiness hingelegt hat und diese bald ehrwürdig beenden wollen würde. Mich interessierte es ehrlich gesagt ziemlich wenig, da ich den deutschen Musikmarkt kaum verfolgte, weswegen ich auch nie nachfragte um wem es sich handelte. Ich interessierte mich eher für englische Musik. Komisch kam es mir allerdings schon vor, dass Farido mich ihn nie vorgestellt hat, obwohl die beiden schon lange so gute Freunde sind oder mich gernell irgendwem vorstellt hat. Hätte ich Freunde oder noch Kontakt zu meinen Eltern, hätte ich ihnen Farido vorgestellt.
Ich arbeitete übrigens in einer kleinen Boutique, in der ich gelegentlich mal meine eigenen Designs verkaufen durfte. Es ist nicht das, was ich mir vorgestellt hatte, jedoch es war besser als gar nichts und hoffentlich nur vorübergehend.

----------------------------------
Sorry, dass hier so viele Zeitsprünge sind. Ich hoffe der Anfang meiner Story gefällt euch trotzdem bisher.
Grammatik war nie wirklich meine Stärke, deshalb kann es gut sein, dass hier einige Zeichensetzungs- ,Rechtschreib- und Zeitformfehler sind. Ich bitte euch mich darauf hinzuweisen, falls ihr Fehler oder unlogische Dinge entdeckt.

Idiot - Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt