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Wir alle redeten noch eine ganze Weile. Mittlerweile sind wir rein gegangen und nur noch Raphael, Farido, Max und Vanessa sind da. Der Rest ist ins Hotel gefahren bzw. gelaufen, da sie bald zum Flughafen müssen, um Nachhause zu fliegen. Max und Vanessa machen sich allerdings gerade auch auf dem Weg zu ihrem Hotel per Leihwagen. „Könntet ihr mich vielleicht mitnehmen? Ich würde dann jetzt mit euch gehen." frage ich die Beiden. Max will gerade antworten, doch wird unterbrochen von Farido. „Bleib doch noch ein bisschen. Ich fahre dich dann Nachhause." Ich schaue zu Raf, welcher zustimmend nickt. „Ok, dann bleibe ich noch etwas." beuge ich mich dem Vorschlag der beiden Männer. Max und Vanessa verabschieden sich jeweils mit einer Umarmung von uns. Also sind nur noch wir 3 da.
„Wie läuft es eigentlich mit Cørbo?" fragt mein Ex Freund interessiert. „Corbeau? Rabe?" frage ich verwirrt. „Fast. Cørbo ist meine Modemarke, soll aber eine Anspielung auf das Tier haben. Der Rabe hat eine besondere Bedeutung für mich. Wenn wir uns das nächste mal sehen, dann erzähle ich dir mehr darüber." antwortet Raf erst auf meine Frage. Ich weiss nicht, was mich mehr überrascht. Entweder, dass der Mann eine Modemarke hat oder, dass er mich wiedersehen möchte. Farido findet den letzten Teil von Raphaels Antwort anscheind nicht so toll, da er Raf etwas grimmig ansieht. Sieht so aus, als wäre er etwas eifersüchtig. Sein Problem. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann wären wir wahrscheinlich noch zusammen. Aber etwas, vielleicht das Schicksal wollte dies nicht. „Cørbo läuft echt gut, mir gehen nur langsam die Ideen aus." antwortet Raphael nun Faridos Frage und fährt sich dabei mit seiner Hand durch die Haare. Seine Cap hatte er bereits vor einiger Zeit abgelegt. Ich finde ohne sieht es besser aus. Man erkennt sein Gesicht so vielmehr.
Farido schaut mich an und lächelt dann.„Jolina hat Modedesign studiert. Vielleicht hat sie ein paar Ideen. Du solltest dir mal ihre Skizzen ansehen, dass bin ich ihr schuldig nach der ganzen Scheisse." schlägt Farido seinem Kindheitsfreund vor. „Wirklich? Das klingt doch gut. Hättest du Lust dazu mir mal was zu zeigen?" fragt Raf an mich gewendet. „Klar gerne, wieso nicht." antworte ich fröhlich. Endlich könnte ich wieder was entwerfen. Vielleicht wäre das meine Möglichkeit in der Modewelt anzukommmen. Es soll jetzt nicht so wirken, als würde ich Raphael ausnutzen wollen, aber es wäre schon eine Chance die er mir geben würde. „Hast du zufällig Morgen bzw. später Zeit?" fragt er mich euphorisch. „Tatsächlich ja. Die Pizzeria hat geschlossen. Ich wollte mir zwar eigentlich die Stadt mal genauer ansehen, aber das kann ich auch verschieben." antworte ich wieder. Farido sieht nicht sonderlich begeistert, dafür aber ziemlich müde aus. Wahrscheinlich bereut er seinen Vorschlag jetzt schon wieder. „Wir können auch beides machen. Du zeigst mir deine Entwürfe und ich dir dafür Barcelona." schlägt Raf vor. „Deal." erwidere ich. „Wir könnten uns die Stadt auch zu dritt ansehen." ergänze ich mich noch, um Farido nicht auszuschließen. Zwischen uns ist zwar noch lange nicht wieder alles wie früher, aber ich möchte ihm eine Chance geben es wieder gerade zu biegen. Er gibt sich schließlich auch Mühe. „Das geht leider nicht. Gegen Mittag geht mein Flieger. Ich muss nach Wien." sagt er etwas traurig. Ich schaue auf mein Handy. Es ist bereits 5.12 Uhr morgen. Oh man, die Zeit verging wie im Flug. „Du solltest langsam echt schlafen gehen, sonst bist du komplett durch." erwidert Raf. Genau in dem Moment fängt Farido an zu gähnen. „Du hast Recht." sagt Farido schläfrig und steht auf. „Bis später." murmelt er noch und geht die Treppen des Hauses hoch. Allen Anschein nach schläft er hier. Die Müdigkeit hat ihn ganz schön eingeholt. Dafür, dass er gerade noch so eifersüchtig war, lässt er mich jetzt ziemlich schnell mit Raphael alleine. Moment mal. Ich bin mit Raf alleine. Farido wollte mich doch zu meiner Wohnung fahren. „Ich bin auch müde. Könntest du mich bitte Nachhause fahren? Farido ist dazu ja nicht mehr in der Lage und ich habe keine Ahnung ob die Busse schon fahren." richte ich mich nun an Raphael. „Du kannst auch gerne hier schlafen. Dann können wir später noch zu Dritt frühstücken, bevor Farido weg muss. Ich fahre ihn dann zum Flughafen. Du kannst dich in der Zeit hier noch ausruhen. Danach hole ich dich und wir fahren dann zu dir, holen die Entwürfe und anschließend zeige ich dir Barcelona." schlägt Raf vor. Eigentlich klingt das Angebot gar nicht mal so schlecht. Es wäre zumindest die einfachste Lösung. „Ok, aber wo soll ich schlafen?” sage ich. „Bei mir im Bett." erwidert Raf grinsend. Schockiert sehe ich ihn an. „Ich schlafe dann auf der Couch. Das Gästezimmer ist von Farido belegt." lacht Raf. Sein Glück. „Es sei denn, du willst bei mir schlafen." redet er weiter. „Am besten noch mit dir." entgegne ich entsetzt aber auch ein wenig provokant lächelnd. „Warum nicht? Ich würde nicht nein sagen." erwidert er nun wieder grinsend. „Idiot. Vielleicht, weil du eine Freundin hast?" meckere ich ihn an. „Sie muss das ja nicht wissen. Wäre schließlich nur ein One Night Stand." sagt Raf. Ich schüttel meinen Kopf. Spinnt er? Was denkt er sich eigentlich? Und warum ändert er sich so schnell? Gerade war er noch so nett und jetzt verhält er sich wie der größte Arsch. Wieso habe ich das Angebot angenommen? Das kann nur im Chaos enden. „Träum weiter." sage ich nur, da mir echt die Worte fehlen. „Von dir immer gerne." redet er noch. Ich verdrehe meine Augen. Raf lacht. „Das war Alles nur ein Scherz." erklärt er. Wahrscheinlich. Skeptisch sehe ich ihn an. „Wirklich." ergänzt er noch. „Komm. Ich zeig dir das Schlafzimmer." sagt er nun freundlich und steht auf. Hat er irgendeine Persönlichsstörung oder was zur Hölle läuft sonst bei ihm falsch? Das kann doch nicht normal sein. Ich finde schon raus was es damit auf sich hat, aber nicht jetzt. Ich will wirklich nur noch schlafen. Also folge ich ihm. Im Gegensatz zu Farido gehen wir keine Treppe hoch, sondern laufen den Flur etwas entlang. „Hier ist es." sagt Raphael, öffnet mir die Tür und schaltet das Licht an. Eins muss man ihm lassen, er hat einen tollen Geschmack für seine Einrichtung. Die meisten Möbel würde ich gerne direkt mitnehmen. Sein Sinn für Ordnung lässt allerdings etwas zu wünschen übrig, aber es geht noch klar. „Danke." sage ich und Raphael wollte gerade den Raum wieder verlassen. „Hast du vielleicht Schlafsachen?" frage ich ihn und kratze mir etwas verlegen am Hinterkopf. Raphael geht Richtung einer Tür und öffnet diese. Ich glaub's nicht. Er hat einfach einen begehbaren Kleiderschrank. Das war immer mein Traum. Ich bin gerade dezent neidisch. „Klar, habe ich was. Hier ein Shirt von mir. Ich würde dir auch was von Lorraine geben, aber sie hat kaum Sachen hier und es wäre etwas... naja komisch." sagt er leicht verunsichert und fährt sich durch die Haare. „Das stimmt. Ein Shirt reicht völlig. Danke." sage ich schnell, um die leicht unangenehme Situation zu beenden. Er gibt mir das Shirt. „Gute Nacht. Ich wecke dich dann." sagt er und verlässt das Zimmer. Ich ziehe mich schnell um und lege mich dann ins Bett. Es dauert nicht lange und ich schlafe ein.

„Fuck!" reißt es mich aus dem Schlaf. Vor Schreck sitze ich direkt aufrecht im Bett. „Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht so wecken. Ich wollte mir nur was zum Anziehen holen, aber dann ist der halbe Inhalt des Kleiderschranks raus gefallen." erklärt Raphael sich. Ich schaue auf die Uhr, es ist 11.23 „Kein Problem. Wann geht eigentlich Faridos Flug?" frage ich. „Um 13.30. Haben also noch etwas Zeit." antwortet er. „Lass uns frühstücken gehen. Ich ziehe mich danach dann um." redet Raphael weiter. Ich nicke nur und stehe auf. Morgens bin ich nie so gesprächig. Gemeinsam verlassen wir also sein Schlafzimmer. „Morgen." brummt Farido plötzlich, welcher schon normal angezogen gerade hinter uns im Flur steht. Skeptisch sieht er zwischen Raf und mir hin und her. Wahrscheinlich sieht das ganze für ihn etwas komisch aus. Ich trage Raphaels Shirt und wir beide kommen zusammen aus seinem Schlafzimmer. Könnte man falsch verstehen oder anders deuten. Farido sagt allerdings nichts zu der Situation.
Zu dritt sitzen wir nun also am Frühstückstisch. Die beiden Männer reden über Wien. Ich kann ihrem Gespräch kaum folgen, da ich leider noch nie dort war. Farido und ich wollten zwar mal zusammen dahin, aber das hat bekanntlich nicht funktioniert. „Ich gehe mich schnell umziehen. Dann können wir auch los." sagt Raf an Farido gerichtet und verschwindet im Flur. Nun sind es also nur noch 2. Farido und ich schweigen. Wir beide wissen nicht wirklich was wir sagen sollen. Abgesehen davon, weiß Farido, dass ich morgens am liebsten meine Ruhe habe. Ich bin war kein Morgenmuffel, aber ich kann diese Art von Menschen nicht verstehen, die morgens schon ein ganze Wörterbuch füllen könnten. Ich genieße da lieber die Stille und meinen Espresso. Farido fängt an den Tisch aufzuräumen, ich helfe ihm dabei. „Ich bin soweit. Wir können los!" ruft Raphael zu Farido . „Du kannst solange hier bleiben und dich fertig machen. Ich hole dich dann gleich ab." sagt er dieses mal an mich gerichtet. Nach kurzem Zögern verabschiede ich mich von Farido mit einer Umarmung, welche er auch erwidert. „Pass auf dich auf. Wenn was ist kannst du dich jederzeit bei mir melden." flüstert er mir noch zu ehe wir uns voneinander lösen. Kurz danach verschwinden die beiden Männer auch. Ich nutze die Zeit und gehe ins Bad. Da ich keine Sachen hier habe, ziehe ich mein Outfit von gestern nochmal an. Ich ziehe mich dann in meiner Wohnung um. Nachdem ich fertig bin, gehe ich raus uns setze mich in die Lounge. Erst jetzt am Tag sieht man richtig wie schön die Aussicht ist. Von hier kann man über gefühlt ganz Barcelona sehen und das Meer sieht man sogar auch. Ich genieße diesen Anblick. Es ist wunderschön hier. 'Bin wieder da. Kannst raus kommen. Zieh die Tür hinter dir nur zu.' bekomme ich eine Nachricht von Raf. Ich schaue ein letztes mal zum Meer und laufe dann durchs Haus in Richtung Einfahrt. Raphael wartet bereits in seinem schwarzen Ferrari, mit dem er mich übrigens bei unserer ersten Begegnung beinahe angefahren hat. Ich setze mich auf dem Beifahrerplatz und schnalle mich an. Danach fährt Raf los Richtung meiner Wohnung.



Idiot - Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt