17.

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kurzer Zeitsprung:

Heute ist es soweit. Ich sehe meine Eltern nach ungefähr 5 Jahren wieder. Freue ich mich? Keine Ahnung. Aber ich bin auf jeden Fall nervös. Werden wir die Probleme klären können? Werden wir wieder mehr Kontakt haben? Werden sie mir und Raphael glauben?
Apropos Raphael. Ich habe gerade eine Nachricht von ihm bekommen, dass er bereits draußen im Auto sitzt. Toll, dann muss ich meinen Koffer wohl selbst tragen, hatte gehofft ihn dafür ausnutzen zu können. Da ich keine Ahnung habe wie lange wir dort bleiben werden, ist mein Koffer dementsprechend voll geworden, man muss schließlich auf alles vorbereitet sein. Ich schnappe mir noch schnell meine kleine Tasche mit den wichtigsten Dingen und verlasse dann die Wohnung.
Schräg gegenüber von der Pizzeria steht Rafs Ferrari. Als er mich sieht steigt er aus dem Wagen. „Willst du wieder nach Köln ziehen oder warum hast du soviel mit?” fragt er amüsiert. „Man weiss nie wie das Wetter wird. Ich will nicht frieren.” antworte ich. Wir umarmen uns kurz. „Das kann ich schon verstehen. Aber das ist ein Ferrari, kein Laster.” sagt Raphael und deutet auf seinen Kofferraum, wenn man das überhaupt so nennen darf. „Beide Sachen passen da auf jeden Fall nicht zusammen rein.” merke ich an. „Dann packen wir deinen Koffer hier vorne rein und meine Tasche muss dann wohl auf deinen Schoß.” schlägt Raf vor. Ich nicke und steige dann mit seiner recht kleinen Tasche ein. Typisch Mann.
Am Flughafen angekommen parkt Raphael das Auto, nimmt Gentleman-like meinen Koffer und stellt seine Tasche darauf, um beide Gepäckstücke zu nehmem. Gemeinsam laufen wir zum Check-In und geben die Sachen ab. „Hast du kein Handgepäck?” frage ich den Mann neben mir, welcher wiedermal in Nikes, Jogginghose, T-Shirt und Cap gekleidet ist. „Ich habe Hosentaschen. Ich brauch kein Kissen, ich nehm meine Nike Cap.” antwortet er.
Die Sicherheitskontrollen verlaufen überraschenderweise ziemlich schnell und einfach. Ich dachte mit Raphael könnte das vielleicht etwas länger dauern. Da wir also zu früh am Gate sind, beschließen wir noch etwas Essen zu gehen bzw. in ein Café im Flughafen zu gehen. Raphael wirkt etwas angespannt. „Alles gut bei dir?” frage ich daher nach. „Ja, schon. Es ist nur noch Urlaubssaison. Ich will nicht, dass wieder irgendwelche Bilder von dir im Internet landen. Rony, mein Manager, hat das zwar soweit es geht abgeklärt, dass das nicht nochmal passiert, aber aus Erfahrung weiss ich, dass die Medien sich da nicht immer dran halten.” erklärt er. „Übrigens nochmal Danke deswegen.” sage ich. „Kein Problem.” erwidert er. „Mal was anderes. Wie lange willst du eigentlich bleiben?” fragt Raf. Gute Frage. „Ich weiss nicht. Je nachdem wie das Gespräch mit meinen Eltern läuft würde ich sagen. Mein Chef meinte ich kann mir ruhig mehrere Tage frei nehmem, aber ich bekomme dann halt kein Geld.” antworte ich. „Hast du Termine oder so?” frage ich nach, schließlich muss ich mich auch nach ihm richten. „Ich habe nichts geplant.” antwortet er. Wir reden noch etwas über Cørbo und ich zeige ihm Bilder von den Skizzen, die ich gemacht habe. „Die sehen toll aus.” merkt Raf an. „Mal sehen was wir davon verweden können. Kannst du mir die Bilder bitte senden? Dann kann ich die an den Rest des Teams weitergeben.” spricht er weiter. Ich nicke und sende ihm die Fotos. „Sollen wir langsam zum Gate?” schlage ich vor. Diesesmal ist es Raf, welcher nickt.
Gegen vorhin ist das Gate jetzt gut besucht. Zum Glück sind aber noch zwei Plätze frei. Ich ziehe Raf leicht am Arm zu den Sitzmöglichkeiten und merke dabei, dass er mich am anderen Arm davon weg und zu sich hin zieht. Verwirrt schaue ich ihn an. „Das ist doch Raf Camora.” höre ich einen Jungen sagen. „Stimmt!” sagt ein Weiterer. Jetzt verstehe ich sowieso er mich zurück gezogen hat. Er wollte nicht so sehr auffallen. „Hallo. Tut mir Leid wenn ich Sie mit ihrer Freundin störe, aber dürfen meine Brüder und ich bitte ein Bild mit Ihnen machen? Sie sind etwas schüchtern und haben sich nicht getraut Sie anzusprechen.” fragt ein junger Mann, vielleicht Anfang 20, höflich und zeigt dabei auf die beiden Jungs, welche noch auf dem Platz sitzen. Die beiden sind vielleicht 14 und 12 Jahre alt. Aber meinte er gerade Freundin? Komisch, dass Raf sie nicht verbessert hat. Immer noch hält er meinen Arm fest und scannt den jungen Mann während wir gemeinsam zu den seinen Brüdern gehen, die anfangen zu grinsen. Raphael gibt den Beiden ein Lächel und High-Five zur Begrüßung, welches sie sanft und zurückhaltend erwidern. Sie wirken eigentlich nicht so, als würden sie Raf Camora hören. „Wie heißt ihr?” frage ich mit einem Lächeln nach, um sie etwas aufzutauen. „Ich bin Flo, das ist Lukas und unser großer Bruder heißt Tim. Wie heißt Du?” antwortet der etwas Größere. „Äh ich meinte wie heißen Sie?” korrigiert er sich. Wie süß. „Ich heiße Jolina. Du kannst mich ruhig duzen.” sage ich. Der Junge fängt an zu lächeln. Danach stellt Raf sich zwischen den Beiden und der große Bruder gesellt sich zu den kleinsten, nachdem er mir sein Handy überlassen hat. Ich mache einige Bilder. „Danke.” kommt von Tim und nimmt sein Handy wieder an sich. Anschließend zieht Raf mich wieder etwas zu sich hin und legt seine Hand an meine Schulter. Danach redet er noch ein wenig mit den Jungs. Hauptsächlich mit den beiden jüngeren Flo und Lukas. Tim lässt er etwas aussen vor. Komisch, aber trotzdem süß, wie Raphael mit den Kindern umgeht. Ich denke er wird mal ein toller Vater. Auf einmal winkt der kleinste Junge Raf zu sich runter. Verwirrt beugt Raphael sich zu dem Jungen, welcher ihm etwas ins Ohr flüstert. Der Rapper fängt an zu schmunzeln und flüstert anscheidend etwas zurück, weshalb der Junge kurz nachzudenken scheint und dann etwas erwidert woraufhin Raf nur lächelt . Ok.... Verwirrt schaue ich die beiden an.
„Boarding started”
Ertönt die Lautsprecherdurchsage.
Wir verabschieden uns von der Familie, da wir sitzen relativ weit vorne sitzen und sie weiter hinten. Danach steigen wir ins Flugzeug und nehmen Platz. Ich sitze am Fenster und Raf in der Mitte, neben ihm sitzt noch ein etwas älterer Mann. Kurz danach startet das Flugzeug und hebt ab.
„Was hat der Junge eigentlich vorhin zu Dir gesagt?” frage ich leise interessiert nach und sehe Raphael dabei an. „Er hatte mich gefragt ob er auch mal eine so hübsche Freundin haben wird.” antworte er gelassen. „Und was hast du gesagt?” frage ich verwirrt und neugierig. „Ich habe gesagt, dass er eine noch hübschere finden wird und er meinte drauf hin, dass das unmöglich sein, weil Du schon so hübsch bist.” erklärt Raphael. Süß, auch wenn es ein kleiner Junge ist. „Ich kann seinen Kommentar aber nicht verstehen. Du bist eigentlich echt ne Hexe.” ergänzt Raf noch mit einem Lächeln. „Ey.” sage ich und boxe ihm leicht gegen seine Schulter. Gespielt schmerzhaft hält er seinen Arm. „Sag ich doch. Hexe.” sagt er noch dazu. Ich schüttel nur meinen Kopf. Der Herr neben Raphael muss leicht Lächeln.
„Wieso hast du ihn eigentlich nicht aufgeklärt?” hacke ich nach. „Weil ich nicht wollte, dass dieser Tim dich noch mehr angafft und versucht dich mit Blicken auszuziehen.” antwortet Raf grimmig. „Bist du etwa eifersüchtig?” frage ich weiter. „Quatsch. Ich mag es nur nicht, wenn andere Männer dich so ansehen.” sagt er. Das klingt für mich nach eifersüchtig. Oder will er mich einfach nur beschützen? Ich blicke wiedermal nicht richtig durch.
„Willst du eigentlich mal Kinder haben?” fragt Raf aufeinmal und schaut mich dabei an. „Ja, ich hätte gerne welche irgendwann mal.” antworte ich. „Was heisst irgendwann?” fragt mein Nachbar interessiert. „Keine Ahnung. Ich muss erstmal den richtigen Mann an meiner Seite haben und etwas Geld verdienen, damit ich meinen Kindern etwas bieten kann.” sage ich. Raf nickt. „Wie sieht es bei dir aus?” frage ich höflicherweise nach, obwohl ich die Antwort durch seine Schwester Barbara schon kenne. „Ich will auf jeden Fall auch welche haben und das möglichst bald. Ich bin schließlich auch nicht mehr der Jüngste. Aber auch mir fehlt die richtige Person an meiner Seite.” erzählt er. „Lass uns einfach gemeinsam Kinder haben.” kommt es von mir. Moment. Habe ich das gerade wirklich gesagt? Fuck. Ich sollte lieber nachdenken bevor ich etwas sage. Ich werde rot. „Ähm... also... so direkt war das jetzt nicht gemeint. Das sollte ein Scherz sein... Ja genau.” stammel ich hervor. Was gebe ich hier eigentlich von mir? Raf lacht. Noch peinlicher geht es nicht. „Unsere Kinder wären auf alle Fälle echt hübsch.” gibt Raphael von sich und scheint nachzudenken. Meint er das ernst? Und war das gerade indirekt ein Kompliment? Worüber denkt er nach?
Please fasten your seat belt. We land in a few minutes at Köln-Bonn Airport.”  ertönt die Durchsage und das Flugzeug begibt sich wenig später in den Landeflug.
Nachdem wir unser Gepäck geholt haben, verlassen wir den Flughafen und fahren mit einem Taxi zum Haus meiner Eltern.

Idiot - Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt