15.

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Mir ist gerade ein kleiner Fail aufgefallen.
Von Wien nach Barcelona fährt man ca. 20 Stunden mit dem Auto. Das passt mit meiner Zeitspanne nicht wirklich überein. Generell habe ich das Gefühl, dass eine Zeitangaben nicht ganz sinnvoll sind😅
Ich hoffe es ist nicht ganz so schlimm und stört euch nicht.

Außerdem tut es mir Leid, dass die zukünftigen Kapitel etwas unregelmäßiger kommen werden. Aber ich habe eine Stelle angefangen und die beansprucht momentan ziemlich viel Zeit.
Sorry dafür❤

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Perspektive Jolina:
Nach unserem Gespräch über Lorraine und Farido, haben wir noch etwas über diverse Dinge gesprochen.
Ich bin froh, dass Barbara uns alles erzählt hat. Außerdem bin ich auch glücklich darüber Barbara überhaupt kennengelernt zu haben. Ich denke zwischen uns kann wirklich eine gute Freundschaft entstehen. Den Grundstein dafür wollen wir morgen legen, da sie mich in ein Café bzw. Lokal eingeladen hat. Passenderweise ist Morgen mein freier Tag, sodass wir genügend Zeit zum quatschen haben. Vielleicht erfahre ich die ein oder andere peinliche Story über Raf mit der ich ihn dann ärgern kann. Oder erpressen. Man weiss nie.
Vor wenigen Minuten ist Barbara gegangen und fährt nun zu Raphaels Haus zurück. Raf hat sich dazu entschieden nochmal hier zu schlafen, da er nicht auf Lorraine treffen will. Kann ich nachvollziehen. Er hat vor erst morgen früh zu sich zurück zu fahren, da Lorraine und ihre Mutter Cecile dann wieder abgereist sind und sich auf dem Weg in die Schweiz befinden. Seine Schwester und ihre gemeinsame Mutter Rosa wollen noch ein paar Tage bleiben ehe sie wieder nach Wien fahren.
Ich ziehe mir meine Schlafsachen an, für Raphael habe ich leider nichts da, aber da er sowieso eine Jogginghose und T-Shirt trägt dürfte das auch so passen. Danach gehe ich vom Badezimmer ins Schlafzimmer, wo Raphael bereits auf meinem Bett sitzt. „Stört es dich wenn ich mein Shirt auszuziehe?" fragt Raf mich. So geht es natürlich auch. „Ich werde mich schon kontrollieren können." scherze ich. „Schade." erwidert er mit einem Lachen. Ebenfalls lachend schüttel ich meinen Kopf und lege ich neben ihm ins Bett. Diesesmal liegen wir zwar eng beieinander, aber nur nebeneinander. Nicht so wie gestern, wo ich gefühlt halb auf ihm gelegen haben. Auch sonst gibt es keine weiteten Vorfälle von Annährungen. Wenige Minuten später höre ich eine regelmäßige Atmung neben mir. Raf scheint schon eingeschlafen zu sein. Kurze Zeit später nicke ich ebenfalls ein.

Am nächsten Morgen werde ich von einem leisen Knall wach. Die andere Seite meines Bettes leer. Raf ist also wach, wahrscheinlich kam der Knall von ihm. Ich stehe also auf und gehe in die Küche, da ich den Ursprung des Geräuschs dort vermute. Alternative wäre ja auch nur das Bad. 50:50 Chance also. Tatsächlich war meine Vermutung richtig. Raphael steht in der Küche und macht sich Kaffee bzw. versucht es. „Die Maschine ist schon alt. Du musst den Hebel sanfter nach unten drücken und kurz dort halten." erkläre ich ihm, da er den Hebel zuvor zu feste heruntergedrückt hat, wodurch der Knall entstand. Raf zuckt zusammen. „Musst du mich immer so erschrecken? Irgendwann kriege ich noch einen Herzinfarkt." sagt er. „Sorry, dass ich mich in meiner Wohnung bewege und Du meine Maschine misshandelst." entgegne ich und drücke den Hebel sicherheitshalber selbst runter.
Nachdem wir beide unseren Kaffee getrunken haben, verabschiedet Raphael sich mit einer Umarmung und verlässt meine Wohnung.
Barbara hat mir geschrieben, dass wir uns um 13.30 am Strand treffen, um dort gemeinsam in ein Café zu gehen. Mein Blick auf mein Handy verrät mir, dass es 12.17 ist. Ich habe also noch genügend Zeit zum Duschen und fertig machen.
Um kurz nach 13 Uhr verlasse ich meine Wohnung in einem kurzen, weiteren, grauen Rock, einer lockeren weißen Bluse und weißen Sneakern mit einer kleinen grauen Tasche, Sonnenbrille und silbernen Schmuck kombiniert. Heute hatte ich mal Lust auf einen etwas edeleren Stil. Eigentlich bin ich eher der Typ für Basic anstatt für Elegant oder Feminin. Wegen meinen Kurven fühle ich mich halt etwas wohler in Hose statt Rock. Aber heute ist so ein Tag an dem ich mich einfach wohlfühle und das trage worauf ich Lust habe. Eigentlich sollte dieser Tag immer sein und für jeden gelten. Das wäre schön.
Nach einem recht kurzem Fußweg erreiche ich den Strand. Von weiten kann ich schon Barbara sehen. Ihre Eleganz erstrahlt in einem beigen Jumpsuit mit passender Sandale und Tasche. Gestern ist mir schon ihr schöner, femininer Stil aufgefallen, den sie mit ihrer tollen Figur problemlos tragen kann. „Du siehst toll aus!" sagen wir beide gleichzeitig zueinander. Wir fangen an zu lachen und umarmen uns kurz. Danach führt Barbara mich in ein nahgelegenes Café, das direkt am Strand ist, wodurch wir etwas durch den warmen Sand laufen müssen.
Direkt am Fenster -mit Blick auf das Meer- nehmen wir platz und geben wenig später unsere Bestellungen auf, die kurz darauf auch zu uns gebracht werden. Wir führen etwas Smalltalk. Ich entscheide mich dazu Barbara von meinen Eltern zu berichten und von dem Vorhabe nach Köln zu fliegen. Sie findet ebenfalls, dass dies eine gute Idee ist. Barbara erzählt außerdem viel über ihren Verlobten. Die beiden sind schon seit einiger Zeit zusammen und nun schon ein paar Monate verlobt. Nächstes Jahr im frühen Sommer wollen sie heiraten. „Du bist übrigens herzlichst eingeladen." sagt Barbara mit einem ehrlichen Lächeln. Dankend nehme ich die Einladung an. Barbara ist gerade mal 2 Jahre älter als ich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in 2 bzw. 3 Jahren heiraten werden. Ich würde es gerne, aber dafür fehlt mir noch der richtige Mann an meiner Seite, der mich bestmöglich nicht betrunken oder gar mit meiner Chefin betrügt.
„Was läuft eigentlich zwischen dir und meinem Bruder?" hackt Barbara plötzlich nach. „Wir sind nur Freunde und ich arbeite jetzt mehr oder weniger für ihn." antworte ich. Mein Gegenüber scheint mit der Antwort nicht ganz zufrieden zu sein. „Das hat Raphael auch schon so erzählt. Aber irgendwie glaube ich das euch beiden nicht 100%ig. Gestern hatte ich das Gefühl, dass ich euch wobei gestört habe. Du kannst mir ruhig alles erzählen, aber bitte mich zu viele Details, weil es geht immer noch um meinen Bruder." entgegnet sie mit einem Lachen. „Also gut. Ich weiss selbst nicht so recht, was das genau ist. Eigentlich sind wir wirklich nur Freunde, aber es gab ein paar Momente in denen wir uns näher gekommen sind. Es ist allerdings nichts passiert. Ich weiss auch nicht so recht, ob was passiert wäre, wenn wir nicht beide Male unterbrochen worden wären. Wie gestern auch als du geklingelt hast." erwidere ich ehrlich. Barbara scheint nachzudenken. Zu gerne wüsste ich jetzt, was in ihrem Kopf vorgeht. „Kannst du dir was mit meinem Bruder vorstellen? Also eine Beziehung?" fragt sie direkt. Ehe ich zu Ende nachdenken kann öffnet sich bereits mein Mund und die Worte kommen zum Vorschein. „Ehrlich gesagt, keine Ahnung. Ich mag Raphael wirklich sehr und finde es toll wie er mich bei der Sache mit meinen Eltern unterstützt. Allerdings ist er ein guter Freund von meinem Ex und doch schon ein Stückchen älter als ich. Außerdem verstehe ich ihn manchmal nicht so recht." kommt es also von mir. „Alter ist nur eine Zahl und es gibt weit aus größere Abstände. Macht dir wegen Farido auch keine Gedanken. Klar, es würde ihn schon im ersten Moment verletzen, aber ich weiss ganz genau, dass er immer wollte, dass du und auch Raphael glücklich werdet." beginnt Barbara. Stimmt das wirklich? Würde Farido sich nicht 'verraten' fühlen? Eigentlich wollte er ja nie, dass Raphael und ich uns kennenlernen. Hat sich seine Meinung geändert? Und wenn nicht, würde sie überhaupt eine Rolle für mich spielen? Schließlich hat er mich betrogen und das -wie ich jetzt weiss- zweimal. „Und zu den letzten Teil. Was genau meinst du?" spricht Barbara weiter. „Ich meine damit...wie sage ich es am besten? Naja, manchmal hat Raf eine Art von Stimmungsschwankungen. Zuerst ist er super nett, hilfsbereit und liebevoll, dann verhält er sich wie ein Idiot und will mich am liebsten ins Bett kriegen. So wirkt es zumindest." erkläre ich meine Erfahrungen. Hoffentlich versteht Barbara das jetzt nicht falsch oder denkt schlecht über ihren Bruder. „Das ist mir tatsächlich auch schon aufgefallen und ich habe Raphael darauf schonmal angesprochen. Er hat es mir etwas erklärt." sagt Barbara. Also habe ich mir das schonmal nicht eingebildet. „Was hat er denn gesagt?" frage ich interessiert nach.
„Die Sache ist ein bisschen komisch. Du weisst ja, dass Raphael als Raf Camora Musik macht bzw. gemacht hat. Als Rapper hat er ein gewisses Image zu pflegen. Heißt etwas Gangster sein, protzen, Drogen und Frauen. Das spiegelt sich auch in seinen Texten wider. Bei manchen mehr, bei manchen weniger. Zu Beginn seiner 'richtigen', erfolgreichen Karriere -also nach Palmen aus Plastik-, konnte Raphael das privat gut ablegen und mein normaler, hilfsbereiter Bruder sein. Mit der Zeit sind die Grenzen zwischen Raphael und Raf Camora immer mehr verschwommen. Das ist auch einer der Gründe weshalb mein Bruder mit der Musik aufhören wollte. Er wurde der von ihm geschaffenen Kunstfigur immer ähnlicher. Raphaels Lifestyle wurde allmählich wie in seinen Texten. Der Erfolg, der Fame und die damit verbundenen 'Vorzüge' haben ihn verändert oder geprägt. Ich denke er braucht erstmal Distanz von dem Ganzen. Hier in Barcelona kann er einigermaßen normal leben ohne als Raf Camora erkannt zu werden, außer eben die Sache mit dir. Das war aber bis jetzt auch fast das Einzige. Außer vielleicht mal ein Bild. Aber eher selten." erklärt Barbara das Verhalten ihres Bruders. Sinn macht es schon. Ich kann mir gut vorstellen, dass wenn du in deinem Beruf eine Rolle spielst und das teilweise durch die Albumphase und Tour monatelang, dass dann deine Psyche nicht mehr so gut zwischen Realität und 'Phantasie' oder Image unterscheiden kann und dadruch die beiden Seiten vermischt.
„Der Rapper kommt also zum Vorschein wenn er sich idiotisch verhält und die guten Seiten sind dann Raphael, oder wie meinst du das?" frage ich sicherheitshalber nochmal nach. „Eigentlich war das so richtig. Mein Bruder schwankt zwischen Raf Camora und Raphael hin und her bzw. er ist Raphael, aber ein paar Camora typische Verhaltensweisen treten manchmal auf. Raf Camora ist der Star, den die Groupies anhimmeln. Dadurch hat er auch eine gewisse Arroganz manchmal oder eben -wie du schon gesagt hast- dieses idiotische Machogehabe. Raphael Ragucci dagegen ist hilfsbereit, liebevoll und ein totaler Familienmensch. Raphael wurde immer mehr zu seiner Kunstfigur Camora. Er nahm wieder Drogen, trank mehr und war fast jedes Wochendende feiern, obwohl er eigentlich andere Pläne hatte bzw. diese immer noch hat. Mein Bruder möchte eine eigene Familie gründen. Das ist auch einer der Gründe für ein Karriereende gewesen. Also zusammenfassend: Raf Camora steht für etwas anderes als Raphael Ragucci." erklärt Barbara weiter.
Ich finde es bemerkenswert, dass Raphael am Höhepunkt seiner Karriere diese Entscheidung getroffen hat. Ich habe mir seine Songs angehört, ein paar Interviews angesehen und generell über ihn recherchiert, er kommt dort schon anders rüber als die meiste Zeit im realen Leben. In den paar Momenten wo sein Alter Ego zum Vorschein tritt, ähnelt er der Person in den Texten mehr. Wobei ich anmerken muss, dass dies nicht auf alle Texte zutrifft, besonders bei seinen älteren Songs habe ich das Gefühl, dass Raphael und Raf eine Person sind. Bei den aktuelleren Liedern wirken die beiden eher kontrovers. Vermutlich war es daher eine gute Entscheidung diesen ständigen Wechsel zu beenden. Ich kann sie auf jeden Fall nachvollziehen.

Hoffentlich erfüllt sich sein Plan. Nachdem er erst diesen für die Musik geopfert hat und jetzt die Musik für diesen opfert.

Idiot - Raf CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt