Kapitel 23

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Ich saß wahrscheinlich ein bis zwei Stunden regungslos in dem Sessel und beobachtete Spencer wie er friedlich auf der Couch schlief. Langsam ging die Sonne auf und die ersten Strahlen des Sonnenaufgangs umhüllten die Möbel der Wohnung in einen goldenen Glanz. So langsam war es an der Zeit für Spencer aufzuwachen, doch anscheinend ließ er sich noch Zeit. Am liebsten wäre es mir ja gewesen, wenn er vor Heather aufwachen würde. So konnte man Missverständnisse wohl am Besten vermeiden.

Ich hatte Glück. Kurz nachdem das gesamte Wohnzimmer in helles Licht getaucht war, wachte Spencer auf.

Er öffnete die Augen, sah sich um und schien zunächst ein wenig verloren in der neuen Umgebung zu sein. Während seine Augen durch den Raum wanderten begutachtete er auch den Sessel auf dem ich saß und sah mir in die Augen. Sicherlich war er nicht in der Lage mich zu sehen und es war höchstwahrscheinlich auch nur ein Zufall das er genau mich angeschaut hatte, dennoch fühlte es sich für mich so real an. Als könnte er mich wirklich sehen. Als wäre ich da. Als wäre alles wieder okay, doch das war es nicht.

Langsam setzte sich Spencer auf. Es schien als wäre er noch im Halbschlaf. Es dauerte noch eine Weile bis es vollkommen aufgewacht war, dann verschwand er ins Bad. Im Badezimmer hatte ich keine Zettel versteckt. Es schien mir ein wenig zu unsicher, da ich mir nicht sicher sein konnte, ob er ins Bad gehen würde.

Ich konnte hören wie das Wasser aus dem Wasserhahn kam und wie sich wenige Sekunden später die Türklinke der Badezimmertür nach unten bewegte. Mein Herz schlug stärker, mein Atem wurde schneller und ich fühlte mich wie paralysiert. Ich hatte Angst. Ich weiß nicht wovor, aber wahrscheinlich machte es mir Angst gehen zu müssen, denn absolut nichts konnte dafür sorgen das Spencer den Zettel nicht findet.

Ich hörte das Tappsen von Spencer's Füßen auf dem Parkett Boden und sah ihn dann den Raum betreten. Ich musterte ihn noch einmal, denn mir war klar, dass ich nicht mehr viel Zeit auf der Erde hatte.

Spencer ging auf mich zu, doch seine Augen waren nicht auf mich gerichtet sondern auf die leeren Weingläser auf dem Tisch vor mir. Seine Hände griffen nach den Gläsern und ich sah wie seine Augen auf den kleinen Zettel unter einem der Gläser aufmerksam wurden. Seine Bewegung hielt inne und mein Herz schlug so laut, dass ich der Meinung war, Spencer müsste es hören.

Wollte ich das wirklich?

Ich spürte wie eine Träne meine Wange runter rollte. Ich beugte mich zu Spencer vor, versuchte seine Hand zu greifen und scheiterte. Meine Hand glitt durch seine und ich stieß einen tränenerstickten Schrei aus. Ich wollte das nicht. Nicht jetzt.

Mein Körper sackte zusammen und ich weinte bitterlich. Ich rutsche vom Sessel und lag nun auf dem Boden. Mein Weinen übertönte jegliche Geräusche die ich hätte hören können und ich konnte nur verschwommen sehen wie Spencer den Zettel langsam nahm und laß. Jede Bewegung tat mir weh und meine Schreie gingen in ein Winseln über.

So hatte ich mir Freiheit nicht vorgestellt.

Ich konnte sehen wie Spencer die Hand mit dem Zettel senkte und sich langsam im Raum umsah. Ich konnte diese Schmerzen nicht länger aushalten, schloss meine Augen und konzentrierte mich auf den Schlag meines Herzen.

Mit jedem Schlag wurde er langsamer und leiser, bis ich ihn nur noch dumpf hören konnte und irgendwann war auch der leiseste Schlag verstummt und alles war still.

Ich wollte meine Augen nicht öffnen, sondern noch ein ganz kleines bisschen länger an den Erinnerung hängen. Irgendwann musste ich sie jedoch öffnen und sofort wurde ich von grellem Licht geblendet und ein allzu vertrautes Pochen verhalte leise im Hintergrund.

Pain, Fear, LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt