12 ~ Und - BOOM!!!

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Seufzend ließ ich mich aufs Sofa sinken. Heute Morgen hätte ich mir nie und nimmer vorstellen können, was den restlichen Tag alles noch passieren würde. Mein Herz begann zu flattern, als ich an Steve dachte. Ich wusste nicht, ob mich die Tatsache, dass ich mich in ihn verliebt hatte, glücklich oder traurig machen sollte.
»Also zwischen dir und Steve knistert es doch sowas von!«, grinste Molli und ließ sich neben mich aufs Sofa fallen.
»Ich schwöre, wenn ihr nochmal sowas veranstaltet, bring ich euch um!«, rief ich, konnte ein breites Grinsen aber nicht unterdrücken. Wenn ich auch nur Steves Namen hörte, wurde alles bei mir in eine rosa-rote Zuckerwattenwelt getaucht.
»Jaja. Später wirst du uns noch dankbar sein!«, lachte Chloe und setzte sich lässig auf die Sofalehne.
»Okay, Themenwechsel!«, stoppte ich die beiden. »Reden wir lieber über dich, Chloe. Was ist zwischen dir und Will los? Habt ihr Streit?«
Kaum dass ich Wills Namen sagte, versteinerte sich Chloes Gesicht.
»Nein, nein, alles in Ordnung.«, sagte sie, doch in ihrer Stimme schwang ein nervöser Unterton mit. Ich verengte meine Augen zu Schlitzen. Ich konnte verstehen, wenn Chloe nicht reden wollte, aber so wie sie sich verhielt, bereitete mir ernsthafte Sorgen. Da war eindeutig etwas faul.
»Wenn irgendwas dich beschäftigt, dann rede mit uns. Wir sind deine besten Freundinnen, du kannst uns alles erzählen!«, sagte Molli und legte beruhigend eine Hand auf Chloes Schulter.
»Es ist schon okay!«, murmelte Chloe, doch damit konnte sie sich nicht einmal selbst überzeugen, geschweige denn uns.
»Hey, wir merken doch, dass etwas nicht stimmt.«, redete auch ich weiter auf sie ein. Chloe blickte mit undeutbarem Blick auf den Fußboden, während hinter ihrer Poker-Fassade die Gedanken ratterten. Ich kannte sie inzwischen gut genug, dass ich sah, wie sie in innerlich abwog, ob sie sich uns nun anvertrauen sollte oder nicht.
»Nein. Es ist alles in Ordnung. Ihr braucht euch keine Sorgen zu machen, ich bin bloß etwas müde, das ist alles!« Sie erhob sich von der Sofalehne und ging Richtung Treppe. Molli setzte zu einem »Aber -« an, ich hielt sie jedoch zurück. »Lass sie. Es bringt nichts, wenn wir weiter auf sie einreden. Sobald sie bereit ist, wird sie mit uns sprechen. Hoffe ich zumindest!«
Nachdem Chloe nun im Bett war, verlief der restliche Abend eher still, die Stimmung war im Keller. Molli und ich wussten beide, dass Chloe ein Geheimnis hatte, welches sie uns nicht anvertrauen wollte. Doch wie sollten wir ihr helfen, wenn sie nicht mit uns redete?

Der nächste Morgen war ein heißer sonniger Tag. Ein toller Morgen, würde man jetzt meinen - nun ja, leider war es ein Montag-Morgen. Auch wenn ich den Job bei Five-O toll fand, war ich nicht allzu erpicht darauf, früh aufzustehen. Ich richtete mich in meinem Bett auf und sah hinunter auf die beiden Matratzen neben dem Bett, auf denen Molli und Chloe schliefen. Molli schnarchte noch selig in ihr Kissen, von Chloe war jedoch weit und breit keine Spur zu sehen. Schwermütig verließ ich mein gemütliches Bett und machte mich für die Arbeit fertig. Dann weckte ich noch Molli und ging runter in die Küche. Dort machte ich mir einen Kaffee, mit dem ich raus auf die Terrasse trat. Chloe stand dort - ebenfalls mit einer Tasse Kaffee in der Hand - und beobachtete die sanft wogenden Wellen des Ozeans.
»Guten Morgen!«, begrüßte ich Chloe, in der Hoffnung, dass sie nun etwas besser auf mich zu sprechen war. Doch da hatte ich falsch gedacht. Zwar versuchte es Chloe mit einem Lächeln, welches aber so gezwungen aussah, dass ein grimmiges Gesicht aufmunternder wäre.
»Morgen.«, antwortete Chloe leise.
»Hast du Hunger? Wenn du willst, kann ich Frühstück machen. Ansonsten essen wir später -«
»Ich würde gerne frühstücken!«, unterbrach mich Chloe, und wie zur Bestätigung knurrte ihr Magen. Wir beide grinsten. Diesmal war das Grinsen von Chloe echt.

Nach dem Frühstück fuhren wir in meinem Auto - Molli schwärmte natürlich wieder wie eine Irre - zum Five-O Hauptquartier. Meine Five-O Kollegen, der Verschwörungstheoretiker Jerry Ortega und Doktor Max Bergman erwarteten uns schon. Steve und Danny waren noch nicht da.
»Guten Morgen!«, begrüßte uns Chin, wobei sein Blick etwas zu lang an Chloe hängen blieb. Ich hob eine Augenbraue, als sie sogar darauf einging und ihm ein tiefes Grinsen schenkte, während sie sich nebenbei eine dunkle Haarsträhne um den Finger wickelte. Ein Räuspern von Lou unterbrach den intimen Augenblick zwischen den beiden. Wir anderen grinsten. Wenn es da mal nicht gefunkt hatte. Da ich mir inzwischen relativ sicher war, dass Chloe und Will einen miesen Streit gehabt hatten, fand ich es gar nicht allzu merkwürdig, sie so mit Chin flirten zu sehen. Trotzdem war sie Molli und mir später eine Erklärung schuldig.
»Was gibt's neues?«, fragte ich meine Kollegen. Max meldete sich zu Wort. »Sie werden Commander McGarrett, Detective Williams und mir bei der Untersuchung des von mir errechneten Tatorts des Mordes an Martin Grayson helfen, Miss Palmer. Wir fahren den Weg, den der Tote von dem Tatort bis zum Fundort getrieben ist, mit dem Boot nach. Da ich mir bisher nur ungefähre Daten erschließen konnte, müssen wir an dem Fundort losfahren.«
»Das klingt doch super spannend! Chloe und ich dürfen euch sicher begleiten?«, fragte Molli und setzte einen Welpenblick auf.
»Tut mir echt leid, aber das geht nicht. Ihr braucht eine Marke und dazu zählt euer Besucherabzeichen leider nicht.«, erklärte Chin mit einem amüsierten Blick, als Molli auf das orangene Visitor-Abzeichen deutete. »Dafür zeigen Jerry und ich euch unseren modernen Bildschirm, mit dem hier alles läuft. Wir jagen damit Verbrecher durch das System und finden Sachen heraus, die bei den meisten Fällen zur Aufklärung beigetragen haben.«
»Ehrlich Leute, so geht's mir jeden Tag«, murmelte Jerry an Molli und Chloe gewandt, »nie darf ich auch mal helfen!«
»Also das stimmt jetzt aber gar nicht!«, rief Steve über unsere Köpfe hinweg. Er war gerade mit Danny im Schlepptau eingetreten und bahnte sich einen Weg an Kono und Lou vorbei. »Du durftest schon bei so einigen Fällen helfen, Jerry, und das weißt du!«
Jerry grummelte etwas unverständliches, doch Steve hatte sich sowieso längst mir zugewandt. »Morgen, Ruby! Freust du dich schon drauf, den Tatort auseinanderzunehmen?«
»Auf jeden Fall! Immerhin wäre es für mich Premiere mal nach Hinweisen zu suchen, anstatt mit einer Leiche neben mir gefunden zu werden!«
»Also ich hab ja einen ganz ähnlichen Job. Ich nehme Klamotten auseinander und ihr Leichen und Tatorte. Nur ein klitzekleiner Unterschied!« Molli sah uns mit schiefem Grinsen an. Das war nun mal aber wirklich Ironie pur. »Ach übrigens, Steve. Du und Ruby solltet echt mal wieder gemeinsam einen Kaffee trinken gehen. Sieh Ruby doch an, sie ist total müde und du scheinst auch ein paar schlaflose Nächste hinter dir zu haben - wegen wem du wohl wach lagst!« - Erst jetzt fiel mir auf, dass unter Steves Augen ziemlich dunkle Ringe waren - »Ich will ja nichts sagen, aber die Person hat rote Haare, braune Augen und steht -«
»Ich denke uns allen ist klar, dass du Ginny Weasley meinst, wen sonst, und nun sollten wir uns echt an die Arbeit machen - eine Leiche hat eindeutig höhere Priorität als noch so dunkle Augenringe!« Ich redete mindestens fünf Oktaven zu hoch, während ich Molli nebenbei noch den Mund zu hielt. Sie versuchte etwas zu sagen, doch es kam glücklicherweise bloß unverständliches Zeug raus.
»Eigentlich wollte ich "... und steht direkt neben dir!" sagen, was hättest du denn gedacht? Dass ich "... und steht auf dich!" sagen würde?!« Molli grinste belustigt, als sie bemerkte, dass meine Wangen einen rötlichen Ton annahmen.
»Wie auch immer, wir sollten jetzt echt mal gehen, sonst schlagen wir hier noch Wurzeln!«, wechselte ich schnell das Thema.
»Ja«, murmelte Steve und sah mir unverwandt in die Augen. Augenblicklich verlor ich mich in seinem Blick. Dieses wundervolle Blau - Mollis Kopf schob sich zwischen uns.
»Erde an Ruby - ich dachte du willst los?!« Sie grinste wissend, woraufhin ich die Augen verdrehte. »Jaja!«
Danny und Max waren schon vorgegangen, Lou und Kono verließen auch gerade das Hauptquartier, da sie sich einer Bande Drogenschmuggler auf die Fersen setzen wollten, Chin erklärte Chloe ausführlich alle Funktionen des Bildschirms und Touchscreens von Five-Os hochmodernem Gerät, und Jerry stand unschlüssig herum, scheinbar tief in seine eigene Gedankenwelt versunken. Molli hatte ihre Arme verschränkt und sah abwartend von Steve zu mir und das wiederholte sie mehrmals. Steve zog belustigt eine Augenbraue hoch. »Ist sie immer so?«
»Jup!«
»He, ich steh neben euch!«, rief Molli empört.
»Das ist uns bewusst!«, grinste ich.
»Komm« Steve nahm meine Hand. Es fühlte sich an, als würde ich damit an ein Stromnetz angeschlossen werden. »Bevor sie noch auf andere Ideen kommt, als uns mit diesen ... Blicken zu tyrannisieren!«
Molli riss protestierend den Mund auf, doch da zog mich Steve auch schon weg. Wir verließen das Hauptquartier und traten auf den Parkplatz. Just in diesem Augenblick fuhr Dannys schwarzer Camero los, mit - welch einem Wunder - Danny als Fahrer. Es war zwar sein Auto, aber eigentlich beschlagnahmte Steve es die meiste Zeit. Max saß auf dem Beifahrersitz und schien sich äußerst wohl zu fühlen.
»Hey!« Steve rannte bestürzt dem Camero hinterher, doch er schoss wie in Lichtgeschwindigkeit vom Parkplatz, nur eine dicke Staubwolke erwischte Steve noch. Ich konnte mir Danny bildlich vorstellen, wie er vor Freude jubelnd auf seinen Lenker schlug.
»Tja, dann musst du dich wohl mit deinem eigenen Auto begnügen!« Ich drehte mich suchend mehrmals um die eigene Achse, doch ich konnte sein Auto nicht entdecken.
»Das ist ja das Problem. Ich bin in Dannys Auto hergekommen!«
»Oh. Du kannst bei mir mitfahren, wenn du willst!«, bot ich an und öffnete per Fernknopfdruck mein Auto.
Ich setzte mich gerade hinters Steuer, als Steve an meiner Tür erschien.
»Könntest du dich bitte umsetzen, ich fahre immer gern selber.«
Ich hob belustigt eine Augenbraue. »Nichts da! Bei deinen Fahrkünsten würde ich eher bei einer senilen Rentnerin ins Auto steigen, anstatt bei dir. Ehe wir uns versehen, würdest du noch einen Massenunfall verursachen!«
»Bitte! Ich krieg immer Panik, wenn ich nur der Beifahrer bin.«
»Und ich hab Angst, wenn du fährst, also nein! Entweder du fährst als Beifahrer mit oder du musst dich wohl damit begnügen zu laufen!«
Widerwillig umrundete Steve das Auto und setzte sich auf den Beifahrersitz. Ich grinste triumphierend. Danny beschwerte sich zwar immer, dass Steve sein Auto beschlagnahmte, aber doch tat er nichts dagegen. Bei mir würde Steve nicht so leicht damit durchkommen, vor allem nicht in meinem eigenen geliebten Auto.
Ich fuhr los und das Erste, was Steve tat, war sich an dem Halter über seiner Tür festzuhalten. Ich schüttelte amüsiert den Kopf und rollte vom Parkplatz. Ich bog auf die Straße und öffnete das Autodach komplett, sodass uns der Fahrtwind ins Gesicht peitschte. Zwar wirkte Steve immer noch recht nervös, aber nach ein paar Minuten hatte er sich schon um einiges entspannt, da er meinen Fahrstil wohl in Ordnung fand.

Liebe auf HawaiiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt