Gesucht, gefunden, nur anders, als gedacht

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Wo war Luke?

Er war seit drei Tagen verschwunden. Meine Mutter hatte mittlerweile die Polizei eingeschaltet, aber das schien nichts zu bringen. Sie lehnten den Fall ab, da Luke anscheinend  früher öfter weggelaufen war und sie das nicht als Notfall betrachteten.

Ich ließ mich auf das ungemachte Bett sinken. Lukes Handy ruhte auf der Kommode und es blinkte. Der Akku war fast leer. Ich suchte das Ladekabel und steckte es ein. Sein Hintergrund war...

Mir fiel das Handy beinahe aus der Hand. Es war mein aktuelles Facebook Profilbild. Ich blinzelte schnell. Luke hatte mich als sein Hintergrundbild? Wir waren doch nicht einmal auf Facebook befreundet! Ich tippte auf seine SMS. Nur nicht daran denken, dass er much als Hintergrundbild hatte. Ruhig ein und aus atmen. Ich musste jetzt nachforschen. Vielleicht würde das ja etwas sagen.

Meine Hoffnungen wurden enttäuscht. Es waren nur SMS, die offensichtlich von einer Party stammten, wo das Internet zu langsam gewesen war.

Ich ging zu seinen Bildern. Er hatte viele auf seinem Handy. Auf den meisten hatte er irgendwelche Sachen fotografiert. Es gab auch ein Dutzend von Pinguinen. Mein Blick fiel auf den Stoffpinguin neben mir. Ich hob ihn auf und drückte ihn an mich. Er roch nach Luke.

Je länger ich das Stofftier musterte, desto vertrauter erschien es mir. War das nicht der, den ich ihm mal gesche-Quatsch!

Ich schüttelte den Kopf. Das hatte ich mir nur eingebildet.

Allmählich wurde mir wieder bewusst, dass er schon drei Tage verschwunden war. Er würde niemals sein Handy vergessen, oder? Luke nahm es überall mit hin! Wenn ich nur einen Beweis dafür hätte, dass er eben nicht weggelaufen war! Denn ich glaubte nicht mehr daran. Luke würde nicht einfach so weggehen. Er würde mir wenigstens sagen, wo er hingehen würde, oder?

Ich ging zurück zu den Nachrichten und scrollte bis ganz nach unten, bis ich innehielt.

Von: Unbekannt
Nicht mehr lange, bis zu bei ihnen bist

Von: Unbekannt
Feuer bereinigt Schuld, das weißt du oder?

Von: Unbekannt
An dir klebt die Schuld

Von: Unbekannt
Sag Lebewohl

Mein Hals schnürte sich wie von selbst zu. Ich konnte nicht atmen. Luke war in Gefahr. Er... Ich atmete schnell. Was, wenn er gefangen gehalten wurde? Und... Das Feuer. Mir wurde schlecht.

Wo war er?

Wer würde so etwas tun?

Ich legte das Handy hin und polterte die Treppe nach unten. Als ich die Tür aufriss, sahen mich meine Eltern, sowie Milas Mutter erstaunt an. "Ella, was ist denn los?"

Ich ließ die Schultern sinken und atmete ein. "Ich habe einen Beweis dafür, dass Luke nicht weggelaufen ist!" Milas Mutter runzelte die Stirn. "Bist du dir sicher? Er hat das nämlich anscheinend schon oft gemacht" Ich nickte und ging hinauf, um das Handy zu holen.

Mein Vater beugte sich über das Display. Er sah mich nicht an, aber das brauchte er auch gar nicht. Er glaubte mir. Wortlos reichte er es meiner Mutter, die es sich zusammen mit Milas Mutter ansah. "Große Güte! Aber...Was ist, wenn das nur ein dummer Streich war?"

Ich schluckte. "Mama! Niemand würde so etwas schreiben! Niemand der noch ganz fit im Kopf ist! Luke wurde entführt und du zweifelst daran? Er könnte tot sein! Wer weiß, was dieser jemand alles mit ihm anstellt! Das ist jemand wahnsinniges und du willst nichts tun!", meine Stimme brach ab und ich wischte mit verärgert über die Augen.

Jerkface [Completed]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt