Morgentliche Gespräche(10)

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-Alina Müller-

Das melodische Vogelzwitschern und die warmen Sonnenstrahlen, die meine Haut kitzelten, weckten mich sanft auf. Noch etwas schläfrig öffnete ich die Augen und blinzelte ein paar mal, um zu realisieren, wo ich mich befand. Ein Blick nach rechts, und ich sah eine schlafende Skyla, die zugedeckt und mit dem Rücken zu mir im Bett lag. Ihr Brustkorb hob und senkte sich ruhig und gleichmäßig. Auch ich merkte dann, dass ich zugedeckt war und keine Schuhe anhatte. Erneut fiel mein Blick zum schlafenden Mädchen und ein leichtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

Kaum zu fassen, dass das erst Tag zwei war. Es fühlt sich bereits wie Wochen an. Etwas wacher, setzte ich mich mit einem Schwung an die Kante und stellte meine Füße auf den flauschigen weißen Teppich ab. Mein Blick schweifte durch das große offene Zimmer und durch das italienisch angelehnte Barock, fühlt man sich wie eine Prinzessin.

In der Mitte des Raumes befand sich ein runder Tisch mit zwei Laptops und wenn man weiter geht, neben dem Eingang, kommt das Bad. Gleich an der Wand, wo unser Bett angelehnt war, befand sich innen ein Schrank, indem ich Klamotten schätze. Dorthin begab ich mich und öffnete diesen, um meine Vermutung bestätigt zu bekommen. Jedoch waren all die Klamotten in meiner Größe und Stil. Zufall? Nach einigen Minuten an Untersuchung, schnappte ich mir eine schlichte blaue Bluse und eine schwarze Jeggins und begab mich ins Bad. Augenblicklich wurden alle Sorgen und Müdigkeit für einen Moment weggewaschen. Der gestrige Schweiß, Stress und Kummer. Meine Muskeln entspannten sich und ich verharrte einige Momente im warmen Wasser, die einer langersehnten Umarmung glich.

Nach dem ganzen Fertigmachen setzte ich mich an den Laptop um unsere Lebensläufe und Skyla's Arbeit zu erstellen. Als der Laptop anging, sah ich auf die Uhr.

6:42 Uhr

Genug Zeit um alles zu hacken, während alle schlafen. Ich durchsuchte erstmals die Bibliothek und sah bereits vorhandene Dateien, die meine Stirn in Falten legte.

Skyla Evans

Alina Müller

Neugierig ging ich auf meine und Skyla's Dateien und stellte fest, dass wir beide dieselben Ordner besaßen.

Freunde

Schule

Beruf

Familie

Hobbies

Jedoch hatten wir beide unterschiedliche Inhalte. Nach kurzem Überfliegen stellte ich fest, dass wir beide schon eine Identität bekommen hatten, es fehlten nur noch meine Hackingkünste. Reverse Flash schien wirklich an alles gedacht zu haben, als er meinte, dass wir hier ein neues Leben bekommen. Mein Kopf drehte sich zum schlafenden Mädchen und ich dachte an ihre Worte, die sie gestern über ihre Eltern verlor. Wenn sie ihre Familie hasst, was ist Wells's Druckmittel gegen sie? Ich beschloss mich damit später auseinanderzusetzen und mich jetzt dem Wesentlichen zu widmen.

Das Geräusch vom Tippen meiner Finger der Tastatur und gelegentlich vorbeifahrenden Autos waren die einzigen Laute, die den Raum erfüllten. Wie immer versank ich in meiner Kunst und merkte nicht, dass Skyla hinter mir stand und beobachtete, wie ich anhand des JavaScripts all unsere Sorgen beseitigte. 

"Ich muss schon sagen", räusperte sie sich und gähnte kurz auf, bevor sie weiter sprach. "Programmieren und Hacken hat mich schon immer beeindruckt." Sie setzte sich links neben mich und stütze ihren Kopf auf ihrer linken Hand. "Ich wollte all das hier-" Dabei zeigte sie mit ihrem Zeigefinger auf die eben getippten Syntaxen, " -ist mir zu illegal. Bei meiner Paranoia fühle ich mich bereits wie der schlimmste Gangster, wenn ich jemandes PIN geknackt habe. Dafür habe ich andere Themenbereiche, in denen ich strahlen kann."

Ich sah zum ersten Mal hoch und ließ mich auf den Stuhlrücken nach hinten fallen. Ich lachte auf, aufgrund ihres Kommentares und beobachtete sie, wie sie ihr Kleiderschrank auseinander nahm. 

"Ja, das hast du", stimmte ich mit zu und knackste meine Finger, worauf die MIT-Absolventin von den Klamotten hoch sah und angewidert auf meine Hände sah. 

"Wie lange sitzt du da schon?" Fragte sie gähnend und sah dabei ein pastellblaues Shirt an.

"Ähm, keine Ahnung", erwiderte ich wahrheitsgemäß und bückte mich zum Laptop, um die genaue Uhrzeit abzulesen. 

08:28 Uhr

"Knapp zwei Stunden."

Sie sah erneut hoch und nickte mit einem Nicht-schlecht-Blick. Sie packte die Klamotten zurück in den Schrank, als sie sich die passenden Kleidungsstücke beiseite gelegt hatte. 

"Was hast du den alles geschafft während ich seelenruhig geschlafen habe, was du auch hättest machen müssen. Wer weiß, wann und ob wir wieder schlafen können..." Murmelte sie am Ende blockiert.

"Sky", mahnte ich sie und sah sie mit einer erhobenen Augenbraue an. "Hör auf dir solche Angst zu machen."

"Okay, dann sag mir nur wie wir hier rauskommen, am besten ohne den zwei Geisteskranken, die uns dicht auf den Fersen sind", konterte sie mit einem aufgesetzten zuckersüßen Lächeln. Kapitulierend hob ich meine Hände und stand vom Stuhl auf. 

"Ich habe deine Website erstellt, sodass man dein MIT und den Nobelpreis nachsehen kann. Dazu habe ich jegliche Verweise verlinkt. Ich habe uns in Schulen eingeschmuggelt, wo wir unseren Abschluss hatten und glücklicherweise habe ich eine kleine Starthilfe bekommen." Ich setzte mich an die Wand meines Bettes und betrachtete Skyla, wie sie sich geschockt im Spiegel musterte. 

"All das in knapp zwei Stunden?"Kam es begeistert und bewundert. Sie sah mich durch den Spiegel an und hörte mir zu, wie ich über die gefundenen Ordner sprach, in dem bereits unser Leben detailreich beschrieben stand. Sie suchte nach Worten, jedoch schloss sie ihren Mund. Als sie sich umdrehte, suchte sie im Raum nach etwas, welches sich nach einem Blatt Papier herausstellte. Darauf schrieb sie etwas auf. Sie übergab es mir und legte währenddessen ihren Zeigefinger auf ihre Lippen und anschließend tippte sie auf ihr Ohr, als Indikator, dass wir abgehört oder belauscht werden. 

Stirnrunzelnd nahm ich ihn an und sah ihr nach, wie sie im Bad verschwand, mit dem vorbereiteten Outfit. Das Papier knisterte beim Öffnen und schon gleich offenbarten sich Skyla's Schriftzüge. 

Kannst du nachschauen ob wir abgehört werden und wenn ja, kannst du irgendwie die Mikrofone abändern/hacken oder sonst was? Ich denke wir beide wissen, dass wir Team Flash nicht ans offene Messer liefern wollen. Ganz bestimmt nicht Cisco für dich ;) Und dafür müssen wir reden, ohne zu sterben!!!

Aufgrund ihres Zwinkersmileys am Ende verdrehte ich meine Augen und stand vom Bett auf, um dies zu richten. Die Notiz faltete ich wieder zusammen und steckte ihn in meine rechte hintere Hosentasche. Wie auf Kommando ertönte ein Klopfen und Josephine steckte ihren Kopf durch die Tür.

"Guten Morgen, ich dachte mir schon, dass ihr wach seit. Das Frühstück steht bereit. Wollt ihr Kaffee oder Tee? Ich habe auch Limonade, wenn ihr wollt."

Ich lächelte freundlich und ging ein paar Schritte auf sie zu. "Guten Morgen, für mich ist ein Kaffee ausreichend, danke. Skyla ist im Bad, ich weiß nicht was sie-" "Kaffee!" Kam die dumpfe Stimme von Skyla, worauf wir beide schmunzeln mussten.

"Na dann, ist das geklärt. Habt ihr gut geschlafen?"Fragte sie, als sie sich zum Gehen wendete. Josephine blieb am Türrahmen stehen und ein frischer Luftzug schlich sich in den Raum und blies sanft ein paar Strähnen in mein Gesicht. Auch die Sonne schlängelte sich durch den Türspalt und beleuchtete den marmorierten Boden. "Ja, ausgezeichnet", antwortete ich schwärmend und strich mir die Strähne hinter meinem Ohr. "Ich habe nicht mal ein so weiches Bett bei mir daheim."

Wir lachten etwas auf und Skyla kam aus dem Bad. Auch sie begrüßten sich und wir gingen gemeinsam ins Haus, um unsere hungrigen Mägen zu füllen

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⏰ Last updated: Aug 29, 2020 ⏰

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