Kapitel 2

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Kapitel 2

 Severus presste genervt die Lippen aufeinander, als ihm auch beim zweiten Mal nicht die Person öffnete, an die seine zurechtgelegte Tirade gerichtet war. Und dieses Mal ließen die Worte sich wesentlich schwieriger schlucken – was Hermines Vater sichtlich irritierte.

 „Ja bitte?", fragte er zurückhaltend.

 „Ist Ihre Tochter zu sprechen?" Severus konnte nicht verhindern, dass die Worte eine unterschwellige Aggression ausstrahlten.

 Woraufhin sich die Haltung des anderen Mannes auch prompt anspannte. „Sie ist nicht da. Auf Wiedersehen." Er wollte die Tür schließen, doch Severus hielt sie offen. „Was wollen Sie?"

 Severus hielt für einen Moment die Luft an und bemühte sich um ein gewisses Maß an Höflichkeit. Was ihm sogar gelang, Guinevere hatte ihn in dieser Hinsicht gut trainiert: „Mein Name ist Severus Snape. Ihre Tochter hat mich um Hilfe gebeten, was Ihre Frau betrifft. Ich müsste sie wirklich sprechen."

 Während Mr Granger ihn anstarrte, hörte Severus Kinderstimmen in der Ferne, das leise Rauschen einer Schnellstraße und das Klappen einer Haustür auf der anderen Straßenseite. Es war die Zeit des Tages, zu der Eltern ihre Kinder auf den Weg zur Schule schickten.

 Schließlich hatte sein Gegenüber sich wieder gefangen. „Meine Tochter ist trotzdem nicht da. Sie ist mit meiner Frau beim Arzt."

 Severus ließ die Hand sinken, mit der er die Tür festgehalten hatte. „Darf ich auf sie warten?"

 „Hier?", platzte es aus Hermines Vater hervor, dann räusperte er sich. „Ich ... ähm ... muss gleich in die Praxis. Können Sie nicht später wiederkommen?" Er zog überfordert die Augenbrauen zusammen und stemmte eine Hand in die Hüfte.

 Wäre Guinevere hier, hätte sie von ihm verlangt, der Bitte zuzustimmen – wie es die Höflichkeit verlangte. Severus hingegen hatte nur einen Gedanken: „Wenn ich jetzt gehe, werde ich nicht wiederkommen." Als ihm bewusst wurde, dass er diesen Gedanken laut ausgesprochen hatte, setzte er hinzu: „Kann Ihre Frau es sich leisten, dass Sie Hilfe ausschlagen?"

 Auf Mr Grangers Gesicht spielte sich eine Abfolge von Emotionen ab. Entsetzen wechselte zu Wut, die ihn sogar die Hände zu Fäusten ballen ließ, dann jedoch in Resignation umschwang. „Kommen Sie rein", sagte er schließlich und drehte sich abrupt um.

 Severus atmete tief durch, ehe er dem Mann ins Haus folgte. Er schloss die Haustür hinter sich und klopfte seine Schuhe auf der Schmutzfangmatte ab. Abgesehen vom Ticken einer Uhr war es still, als die Schritte von Miss Grangers Vater verklungen waren. Allerdings nur kurz, dann kam er mit einer Tasche in der Hand wieder in den Flur.

 „Unterstehen Sie sich herumzuschnüffeln!", wies Mr Granger ihn an, „Setzen Sie sich in die Küche und kochen Sie sich meinetwegen eine Tasse Tee."

 „Wie soll ich mir eine Tasse Tee kochen, ohne nach dem Tee zu schnüffeln?", fragte Severus spitz.

 Mr Granger zog die Augenbrauen hoch. „Es gibt also tatsächlich etwas, das ihr Zauberer nicht könnt?" Dann ging er an ihm vorbei und verließ das Haus.

 Severus schnalzte mit der Zunge. Es war so bedauerlich wie faszinierend, dass bei einer schweren Erkrankung oft die ganze Familie erkrankte, auf die eine oder andere Weise. Severus legte seinen Umhang ab und rieb die Hände gegeneinander, ehe er begann sich umzusehen. Alleine in diesem fremden Haus überkam ihn eine leichte Nervosität, es juckte ihn in den Fingern, sich einen genauen Überblick zu verschaffen. Ein Laster, das aus Todesserzeiten übrig geblieben war. Und da es ihm gerade in die Hände spielte, gab er dem Drang nach.

Medicus IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt