Chapter 1

1.8K 70 9
                                    

„Bist du dir sicher, dass du das tun willst, Bruder?"

„Sicher? Nein." Lokis Gesicht war blass, doch der Ausdruck darauf zeugte von Entschlossenheit. „Aber wenn es hilft, ihre Zweifel zu beseitigen, dann führt kein Weg daran vorbei."

„Loki." Ein Gefühl von Wärme und Zuneigung erfüllte Thor, als er seinen Bruder ansah. Loki war so weit über sich und seine Ängste hinausgewachsen, seitdem sie das letzte Mal hier gewesen waren, dass es sein Herz vor Stolz anschwellen ließ. „Wenn du es nicht tun willst, dann gehen wir wieder. Ich bin mir sicher, sie werden es verstehen, wenn ich es ihnen erkläre..."

Doch Loki schüttelte nur den Kopf.

„Du hast schon genug für mich getan, Bruder", erwiderte er. „Jetzt ist es an mir, etwas zu tun."

Und mit diesen Worten hob er die Hand und klopfte an die Tür.

Beim dritten Schlag machte die Welt plötzlich einen Sprung, und sie standen im Zentrum der großen Eingangshalle. Thor hatte ein flaues Gefühl im Bauch, ähnlich wie beim letzten Mal, und ein Blick in Lokis Richtung bestätigte, dass auch sein Bruder die plötzliche Teleportation als unangenehm empfand.

„Thor", begrüßte sie eine tiefe Stimme vom obersten Treppenabsatz. „Willkommen zurück in meinem bescheidenen Heim."

Strange schritt langsam die Treppe hinunter. „Und Ihr habt Euren Bruder mitgebracht, wie ich sehe."

„Das war die Abmachung", entgegnete Loki kühl. „Tut, was Ihr tun müsst, damit wir diesen Ort wieder verlassen können."

Strange hob als Antwort nur vielsagend eine Augenbraue, doch als er zu Thor hinübersah, zuckte dieser hilflos mit den Schultern.

„Er ist wirklich nicht gerne hier", murmelte Thor. Es hatte ihn viel Geduld gekostet, seinen Bruder zu diesem Besuch zu überreden.

„Ich verstehe", erwiderte Strange und rieb sich den Bart. „Dann kann ich mir die Gastfreundschaft dieses Mal wohl sparen."

„Gastfreundschaft?", fragte Loki spöttisch. „Es ist mir neu, dass es zur Gastfreundschaft gehört, seine Besucher eine halbe Ewigkeit durch absolute Leere fallen zu lassen."

„Das waren andere Umstände", entgegnete Strange ungerührt. „Dieses Mal habe ich sogar Plätzchen gebacken."

„... was?" Die Bemerkung schien Loki für einen Moment aus dem Konzept zu bringen, und auch Thor starrte den Zauberer überrascht an.

„Aber wie dem auch sei", fuhr Strange fort, bevor er die letzte Stufe hinabstieg und auf Loki zutrat. „Dann machen wir es eben kurz."

Er streckte die rechte Hand aus und legte Zeige- und Mittelfinger an Lokis Stirn.

Dieser zuckte bei dem Kontakt kurz zusammen, doch er beruhigte sich, als Thor nach seiner Hand griff und sie drückte.

Ich bin hier Bruder. Ich werde immer hier sein.

„Hmm...", machte Strange nach einer Weile. Seine Augen waren geschlossen. „Ihr verfügt über großes, magisches Potential... aber es ist ungezähmt und ohne feste Struktur. Nur pures, reines... Chaos?"

Er öffnete die Augen und sah Loki abschätzend an.

„Seid Ihr sicher, dass Ihr Eure Magie zu jedem Zeitpunkt völlig unter Kontrolle habt?"

Loki starrte ihn an, als würde er an seinem Verstand zweifeln.

„Ich praktiziere seit 1500 Jahren Magie, natürlich kann ich sie kontrollieren!", zischte er.

Now You See MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt