Chapter 15

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„Unfassbar."

Jane schüttelte den Kopf, während sie den schlafenden Mann auf ihrem Sofa ansah. Loki schnarchte leise, das Gesicht verborgen hinter einem Vorhang rabenschwarzer Locken.

„War er schon immer so unhöflich?"

Thor seufzte. „Mein Bruder war schon immer... eigen."

„Eure Familienfeiern müssen interessant gewesen sein", meinte Jane.

Thor lachte auf. „Oh, du machst dir keine Vorstellung...!"

„Vielleicht nicht. Vielleicht doch." Jane zuckte mit den Schultern. „Familie ist überall gleich."

Dann legte sich ein warmes Lächeln auf ihre Lippen.

„Aber es freut mich zu sehen, dass ihr euch wieder besser versteht", sagte sie dann. „Ich glaube, du tust ihm gut. Und er dir."

„Findest du...?" Thor sah auf die sorglose und entspannte Gestalt seines Bruders herab. Loki vertraute ihm genug, dass er in seiner Anwesenheit schlafen konnte, und die Erkenntnis, dass sie nach Jahren der Verbitterung und des Konfliktes endlich wieder diesen Punkt erreicht hatten, erfüllte Thor mit einem Gefühl des Glücks und der Dankbarkeit.

„Oh, absolut", erwiderte Jane leise. In ihrer Stimme war ein seltsamer Unterton, auf den Thor sich keinen Reim machen konnte.

Dann wandte sie sich mit einem Gähnen ab. „Du kannst mein Bett für die Nacht haben. Ich bin mir sicher, ich habe irgendwo noch eine Luftmatratze, die ich aufpumpen kann, die kann ich dann nehmen..."

„Auf keinen Fall." Thor schüttelte den Kopf. „Der Tag war lang und du brauchst deine Erholung. Ich kann mir die Couch mit Loki teilen."

Sie zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Aber ich dachte...?"

„Es macht mir nichts aus, wirklich", versprach Thor. „Ich war nur überrascht, dass Loki diesen Vorschlag gemacht hat. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es etwas ist, was er tolerieren würde."

Sie nickte mit verständnisvoller Miene.

„Na gut", entgegnete sie, und wieder war da dieser seltsame Unterton, als wüsste sie etwas, was er nicht wüsste. „Dann wünsche ich dir eine erholsame Nacht."

„Und ich dir." Thor schenkte ihr ein Lächeln.

Dann zog sich Jane in ihr Schlafzimmer zurück und schloss die Tür.

Auch Thor ging kurz darauf schlafen. Frisch geduscht, bekleidet nur mit einem Paar bequemer Baumwollshorts, legte er sich neben seinem Bruder auf die ausgezogene Couch und war nur wenige Minuten später eingeschlafen.

~*~

Es musste schon nach Mitternacht sein, als er von einem eisigen Lufthauch geweckt wurde.

Verschlafen öffnete Thor die Augen und versuchte die Dunkelheit mit seinem Blick zu durchdringen. Doch Türen und Fenster der Wohnung waren geschlossen und alles war ruhig.

Dann hörte er ein leises Wimmern – und plötzlich war er hellwach.

„Loki!", stieß er hervor und drehte sich zu seinem Bruder herum.

Loki schlief noch immer, aber es war offensichtlich, dass ihn ein Alptraum quälte, denn er wälzte sich unruhig auf seiner Hälfte der Couch hin und her. Dabei wechselte er immer wieder unbewusst in seine Frostriesengestalt und wieder zurück, was der Grund für die Kälte gewesen sein musste, die Thor geweckt hatte.

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