Chapter 10

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Als Thor einen Arm um ihn legte, um mit ihm näher an das Kampfgebiet heranzufliegen, war Loki weitaus nervöser, als er es offen zugegeben hätte. Er hatte nur die vage Idee eines Plans und keine Ahnung, ob er sich so umsetzen ließ, wie er sich das vorstellte.

Doch er hatte sich entschieden und es war nun zu spät, einen Rückzieher zu machen, wollte er nicht sein Gesicht verlieren. Also würde er einfach tun, was er in Momenten wie diesen immer tat: improvisieren und auf das Beste hoffen.

„Mein Bruder hat eine Idee!", rief Thor über das Brüllen des Elementars hinweg. Loki hatte keine Ahnung, mit wem er sprach, bis ihm bewusst wurde, dass die Mitglieder der Avengers vermutlich untereinander alle mit Hilfe ihrer elektronischen Gerätschaften in Kontakt standen.

„Ja, er ist hier", fuhr Thor nach kurzer Pause fort. „Wir sind uns zufällig begegnet."

Oder so zufällig, wie man sich in einer Millionenstadt wie New York City eben begegnete. Loki musste zugeben, dass es die Kampfgeräusche gewesen waren, die ihn angelockt hatten. Dass sein Bruder allerdings direkt vor seinen Füßen landen würde, damit hatte er nicht gerechnet.

Thor wandte ihm das Gesicht zu.

„Captain Rogers lässt fragen, was du benötigst", sagte er.

Loki überlegte kurz.

„Ich brauche Stark", erwiderte er dann. „Und die Hexe."

„Ihr Name ist Wanda", meinte Thor mit leisem Vorwurf.

„Mir egal", sagte Loki ungerührt. „Sag ihnen, sie sollen sich bereithalten."

Er ließ den Blick über den Park schweifen, auf der Suche nach einem geeigneten Landeort.

„Dort!", rief er schließlich und deutete auf einen langgestreckten See, der nicht weit von der Stelle des Kampfes entfernt lag. „Setz mich dort ab."

Thor nickte, und einen Moment später landeten sie am Ufer des Sees.

Loki kniete sich hin und zog seine Handschuhe aus. Behutsam tauchte er eine Hand ins Wasser und sah mit an, wie sich sogleich die ersten Eiskristalle um seine Fingerspitzen herum zu bilden begannen.

Thor warf ihm einen fragenden Blick zu. „Loki, was hast du–?"

„Shhh", unterbrach ihn sein Bruder. „Ich muss mich konzentrieren."

Versuchsweise streckte er seine geistigen Fühler zum anderen Ufer hin aus. Im nächsten Moment ging eine Bewegung über die Wasseroberfläche, die alles Wasser auf ihrem Weg gefrieren ließ.

Loki lächelte. Wenigstens dieser Teil funktionierte schon mal. Sehr gut.

Es war nicht das erste Mal, dass er mit seinen Frostriesenkräften experimentierte, aber es war das erste Mal, dass er es in dieser Größenordnung tat. Er konnte nur hoffen, dass seine Energie ausreichte für das, was er vorhatte.

Er wandte sich an Thor.

„Stark und die Hexe", wiederholte er. „Ich brauche sie jetzt. Und sag dem Rest, dass sie damit anfangen sollen, den Elementar in unsere Richtung zu treiben."

Thor nickte knapp, bevor er Lokis Anweisungen weitergab und sich anschließend wieder in die Lüfte erhob, um seine Freunde beim Kampf zu unterstützen.

Kaum war sein Bruder verschwunden, da hörte Loki auch schon das vertraute Summen von Starks Rüstung, und kurz darauf landeten die beiden Avengers neben ihm am Ufer.

„Ich fasse es nicht", murmelte Stark. „Du bist es wirklich. Für einen Moment habe ich mich gefragt, ob Thor anfängt, Geister zu sehen."

„Du klingst überrascht, mich zu sehen", sagte Loki kühl.

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